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Die Kunst-Halle — 3.1897/​1898

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No. 7
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Kunstchronik
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Persönliches
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Aus der Technik
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https://doi.org/10.11588/diglit.63304#0128

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(08

Die Aun st-Halle

Nr. 7

der beiden bisjetzt bedeutendsten Rembrandt-und Rembrandt-
schüler-Kataloge, die 1890 und 1894 erschienen. „v'oeuvre
§rave äs Ksmkrg.nät, repi-oäuctiovs clss ptLucb.es
oriZiuuIes äaus tous Isurs etats" enthält in ^000 vor-
trefflichen unretouchirten phototypischen Vervielfälti-
gungen alle Plattenzustände sämmtlicher vorhandener
und bekannter Radirungen des niederländischen Meisters.
Das Werk, das der Verfasser ganz mit eigenen Mitteln
schuf, machte bekanntlich seinerzeit ungeheures Aufsehen.
Line Ergänzung hierzu bildet das 4 Jahre später auf
den Markt gebrachte „Woeuvrs ^i-L,ve äes eleves äs
Reiubrauät et äes luuitres, gui out ^rave äans sou §out."
In der Sammlung Rowinskis selbst befinden sich 626
Radirungen, in verschiedenen Plattenzuständen von
Rembrandt und 347 Blätter seiner Schüler. Diese
Sammlung, sowie die große dazugehörige Rembrandt-
litteratur hat der Senator, der beiläufig bemerkt auch
Mitglied der Akademie der Künste war, der Lreinitage
vermacht, ein Geschenk, dessen Werth sich auf mehr als
eine Million Rm. beziffert. Seine übrigen reichen
Sammlungen, vor Allem die der „Russischen Volks-
Bilderbogen" und das kostbare Material zu seinen ver-
schiedenen Monographien, Katalogen und Lexika, die
die Geschichte der gesammten russischen Holzschnitt- und
Rupferstichkunst umfassen, sind von ihm dem Rumjanzow-
Museum in Moskau zugewandt worden. I. N.
* Athen. Die Ausgrabungen des deutschen archäo-
logischen Instituts unter Leitung von Prof. w. Dörpfeld
bezwecken noch immer die Lösung der archäologisch und
topographisch wichtigen Frage, ob die Fundstätte im
(Puartier vlassaro die alte Agora (Markt) von Athen
sei. In der Mitte derselben soll, nach Pausanias, das
Grab des Thesens gewesen sein. Sollte sich dies an der
Fundstätte bewahrheiten, so wäre der so lange als Theseion
bekannte Tempel in Athen irgend ein anderes Heiligthum.
— In dem antiken Tomi, dem rumänischen Grt
Rüstendsche, hat man unweit des Hafens die Reste eines
kolossalen Poseidontempels, der im Alterthum auch
durch die dort von den hellenischen Schiffern dargebrachten
Weihgeschenke berühmt war, unlängst entdeckt. — Die
erste Wintersitzung des deutschen Instituts brachte
außer Dörpfeld's geistvoller Gedächtnißrede auf Winkel-
mann und G. Müller dessen zum Schluß vorgetragene
Ansichten über das altgriechische Theater nach Vitruv,
vorher erörterte Prof. Kavvadias die Chronologie des
Athenä Nike-Tempels auf der Akropolis nach den jüngsten
Forschungen.

persönliches.
* Herman Grimm, der Berliner Kunsthistoriker,reiht
sich am 6. Januar des begonnenen Jahres der erlesenen
Zahl der glücklichen Siebenzigjährigen an. Seit ihm der
Tod die ebenbürtige Gattin, eine Tochter Bettina von
Arnims, genommen, führt er in seinem stillen Gelehrten-
heim in der Matthäikirchstraße das Leben eines weisen,
dem die Gegenwart nichts der Vergangenheit Gleiches
mehr zu bieten vermag. Nur selten ergreift er noch das
Wort, nur etwa, wenn es gilt, einen großen Mann, eine
bedeutende Frau, die ähnliche Ideale wie er gepflegt, durch
einen Nachruf zu ehren. Dann muß er sich aus seinen
kunst- und geschichtsphilosophischen Betrachtungen und
Stimmungen förmlich herausreißeu, und es nimmt nicht
Wunder, wenn diese durch Homer, Dante, Michelangelo,
Goethe erzeugten Stimmungen gelegentlich sogar in die
Darstellung moderner Angelegenheiten, die ihn vorüber-
gehend fesseln, hinüberfluthen. Aber es gab eine Zeit —
und sie liegt nicht allzufern hinter uns — da suchte auch
er als lauter „Rufer im Streit" bei wichtigen künstlerischen
und kunstgeschichtlichen Fragen, sich vor der Geffentlichkeit
Gehör zu verschaffen. Line von ihm herausgegebene ge-
lehrte Kuustzeitschrift, die nur wenige Jahrgänge erlebte
und deren Verfasser er fast allein war, vor Allem seine
wiederholt aufgelegten, viel und gern gelesenen Essays
bilden die Früchte dieser seiner publizistischen Lhätigkeit.

Unter seinen großen litterarischen Werken, die sich den
poetischen Arbeiten jüngerer Jahre anschließen, ragt als
das beste, meistgelesene die Monograpbie über Michelangelo
hervor, das gleichfalls mehrere Auflagen erlebte. ' Gerade
die Eigenschaften, die ihm seine früheren wissenschaftlichen
Gegner, unter denen Anton Springer der Wortführer war,
zum Vorwurf machten, die novellistische Art seiner Kunst-
geschichtsschreibung, das Hineinziehen von Geschichts- und
Kulturfragen, der ganz persönliche Stil — gerade sie geben
den Werken Herman Grimms noch heute eine überraschende
Modernität. Dieser persönliche Stil, der neuerdings bei
jungen Schriftstellern vielfach nur angelesen, manierirt er-
scheint, ist bei Grimm ganz oer freie Ausdruck seines Tem-
peramentes, ganz er selbst. Dies freudige Lingeständniß,
das die Jugend dem gefeierten Lehrer spendet, sei ihm
am 70. Geburtstage in den Kranz der Dankbarkeit geflochten-
* Prof. Dr. w. von Mettingen, bisher kommissa-
rischer I. ständ. Sekretär der Akademie der Künste in
Berlin, ist in seinem Amte bestätigt.
* Beim Wettbewerb um den Rathhausneubau in
Dessau sind die Berliner Architekten Reinhardt und
Süßenguth, die neulich auch bei der Charlottenburger
Konkurrenz mit dem ersten Preise ausgezeichnet wurden,
als Sieger hervorgegangen. Die Preisrichter Ende und
Wallot haben empfohlen, sie auch mit der weiterer: Be-
arbeitung und Ausführung zu betrauen.
* Prozeß des Hofsteinmetzmeisters Niggl in Breslau
gegen den dortigen Bildhauer Prof. Christian Behrens
um die geistige Urheberschaft an dem Kaiser Wilhelm-
Denkmal daselbst. Kläger wurde in diesem Anspruch
kostenpflichtig abgewiesen.
* Gestorben in London der englische Gothiker
L. Pearson, 81 Jahre alt.

Aus der Technik.
* Neues Verfahren in der Gemäld erestau-
ration. Herr Lrnst von Heyman, Kunstmaler in
Bremen, Brake 6c, theilt uns mit, daß er nach einem
eigenen bewährten Verfahren schadhafte Melgemälde
restaurire. Dies Verfahren erreiche, daß selbst die
feinsten Nuancen und Lasuren der Malerei durch den er-
forderlichen Abfirniß-Prozeß unzerstörbar bleiben.
* Herstellung von Glasgemälden. Neues
Verfahren zur Herstellung von lichtbeständigen Glas-
gemälden. Privilegium von Fr. Schachinger in München.
Das neue Verfahren bezweckt mit Hülfe der Photographie
Glasgemälde herzustellen, die absolut lichtbeständig und
unzerstörbar sind. Dieser Zweck wird erreicht durch das
Ausbringen einer lichtbeständigen grauen Masse auf die
Glasplatte. Nach entsprechender Belichtung erfolgt die
Kolorirung mittelst chemischer Schmelzfarben, worauf dann
das Einbrennen nach bekannter weise geschieht. Die
graue, lichtbeständige Platte wird nach der „Werkstatt" auf
folgende weise hergestellt: Leim und Gelatine, welche
letztere mit etwa 5 — 20 xLt. Ammoniak versetzt und
gekocht wird, um das Lösungsvermögen zu fördern, werden
in ungefähr gleichen Theilen zusammengemischt und in
Wasser gelöst. Dieser Mischung setzt man dann chromsaures
Kali oder chromsaures Ammon oder ein Gemisch beider
zu und zwar auf einen Liter Flüssigkeit etwa 3—M §
Ammon oder 5—25 § chromsaures Kali, und je nachdem
man ein helleres oder tieferes Grau erzeugen will, ent-
sprechend keramische schwarze Farbe. Diese wird zuerst,
um eine sehr fein pulverisirte Farbe zu erhalten, mit
Terpentin fein gerieben und daun getrocknet. Line wie
vorstehend hergestellte Flüssigkeit wird in entsprechender
weise auf die Glasplatten direkt oder zuerst auf Papier w.
aufgetragen, so daß darauf eine gleichmäßige Schicht
entsteht, die dann getrocknet wird. Auf dieser Schicht
wird dann unter einem photographischen Halbton oder
unter einem, mit Netz hergestellten Negativ die Belichtung
vorgenommen und dann mit lauwarmem Wasser hervor-
 
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