DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2013.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2013 |
Veröffentlicht: | 2013-10-18 |
Das Erzählen in der ersten Person ist in der mittelhochdeutschen weltlichen Literatur nicht verbreitet. Zwar ist die erste Person eine konventionalisierte Erzählperspektive der Minnerede, doch deren Ich-Erzähler sind zumeist nicht autodiegetische, d.h., sie erzählen zwar aus der ersten Person, aber nicht von sich selbst, sondern z.B. von der minne. Erzählen von sich selbst, also Selbstthematisierung, findet vielmehr im Lied statt, beispielsweise bei Oswald von Wolkenstein und Michel Behaim. Der Beitrag sucht gattungstypologische, medienhistorische und poetologische Gründe dafür.
Der Beitrag arbeitet die Wegsemantik der mittelalterlichen Christophoruserzählungen im Spannungsfeld von peregrinatio und âventiure heraus. Legendenfassungen und Verserzählungen entwerfen hier ganz unterschiedliche Modellierungen des Weges als Erzähl- und Erkennntismodell. Vor allem die Fassung A nutzt in besonderer Weise die Wegsemantik, um die Interferenz zweier konkurrierender Orientierungsmuster zu profilieren.
Im Beitrag werden die Semantik und das syntaktische Verhalten des althochdeutschen und altsächsischen Pronominaladverbs thâr („dort“) analysiert, dessen morphologischer Status im Relativsatz oft mit dem Status der westgermanischen Relativpartikel *þe gleichgesetzt wird. Das as. thâr weist eine syntaktische Autonomie und eine konsequente deiktische Rolle in der Opposition mit hêr („hier“) auf; beim ahd. thâr im Relativsatz ist ein partieller Verlust der deiktischen Empfindlichkeit, eine wachsende syntaktische Abhängigkeit und die Bildung eines Komplexes mit dem Relativpronomen feststellbar. Diese Veränderungen sind als Wandel vom Diskurselement zum Satzelement und als Ansätze zur Grammatikalisierung ‚Vollwort‘ > ‚Dienstwort‘ einzustufen.
Im Partizip Präteritum der nach Ablautklasse IIIb flektierten starken Verben findet sich in südalemannischen Quellen des Mittel- und Frühneuhochdeutschen neben dem zu erwartenden Ablaut /o/ (geholfen) auch ein Ablaut /u/ (gehulfen). Bislang waren weder Umfang und Häufigkeit dieses Phänomens bekannt noch dessen Herkunft geklärt. Eine umfassende Auswertung der 16 vorliegenden Bände des „Schweizerischen Idiotikons“ einerseits, dessen Belege einen Zeitraum vom 13. bis zum 20. Jahrhundert abdecken, und der Fachliteratur zum rezenten Schweizerdeutsch anderseits zeigt, dass Partizipialablaut /u/ bei den Verben mit stammschließendem /l/ + Konsonant hochfrequent, bei den Verben mit stammschließendem /r/ + Konsonant aber so gut wie inexistent ist.
In den letzten Jahren ist ausgehend von Walter Haugs These von der ‚Entdeckung der Fiktionalität im Mittelalter‘ in der germanistischen Mediävistik – anders als in den mediävistischen Nachbarphilologien – zunehmend der epistemologische Status der Zentralgattungen höfischer Dichtung verhandelt worden. Allerdings fehlt bislang eine bilanzierende Diskussion der ausgesprochen heterogenen und sich bisweilen widersprechenden Positionen. Der vorliegende Beitrag unternimmt dies anhand dreier gewichtiger Forschungsbeiträge von Sonja Glauch, Rachel Raumann und Stefanie Schmitt, die exemplarisch die unterschiedlichen Positionen des Faches abbilden können.
Gegenüber der Frage, wie eine Rezension berücksichtigen soll, dass der Autor des zu rezensierenden Werks nicht mehr lebt, bin ich ratlos geblieben. Kritik setzt meiner Überzeugung nach – immer und nicht erst hier – Respekt vor der Arbeit des Produzenten genauso voraus wie maßvolle Respektlosigkeit vor dem Produkt. Dass das Buch von Armin Schulz zum Abschluss seiner wissenschaftlichen Lebensleistung wurde, verpflichtet eigentlich dazu, im Buch die Lebensleistung zu würdigen. Das kommt mir aber anmaßend vor, weshalb ich mich auf eine Rezension des Buchs beschränke, die die Umstände unangemessenerweise ignoriert (und zudem einen nicht allein vom Verfasser, sondern auch von den Herausgebern verantworteten Text zum Gegenstand hat).
Will man sich einen allgemeinen Überblick über die romanisch-deutschen Literaturbeziehungen im Mittelalter verschaffen, ist man bis heute auf die knappe Darstellung angewiesen, die Joachim Bumke 1967 vorgelegte hatte. Wenn Fragen des deutsch-französischen Literaturtransfers in den letzten Jahren aufgegriffen wurden, geschah dies zumeist im Rahmen von Detailstudien zu einzelnen Werken oder Autoren.
„Ein Windbeutel, der sich in die ausgetretenen Bahnen der mystischen Frömmigkeit verirrt hat“, urteilt Adolf Muschg über Heinrich von Nördlingen in seinem 1935 erschienenen Buch „Die Mystik in der Schweiz (1200–1500)“ (hier: S. 292). Ähnlich äußert sich der Großteil der Forschung über die Stellung Heinrichs in der Geschichte der Mystik und verweist zur Begründung auf inhaltliche und stilistische Merkmale der Briefe des Weltpriesters an die Dominikanerin Margaretha Ebner aus dem schwäbischen Kloster Maria Medingen.
Der vorliegende Sammelband ist einem aktuellen und komplexen Frageaspekt gewidmet: dem Verhältnis von Medialität und Emotionalität. Ausprobiert wird dieser Frageansatz anhand des Mediums Schrift und der Emotion Liebe. Freilich haben sich Mediävisten mit diesem Aspekt schon seit Jahrzehnten auseinandergesetzt, etwa in der Trobador- und Minnesangforschung oder hinsichtlich der Entstehungsbedingungen der frühen lateinischen Sammlungen erotischer Texte („Carmina Cantabrigiensia“, „Carmina Ratisponensia“, der „Tegernseer Briefsammlung“) sowie der (lateinischen und romanischen) Briefliteratur, der Liebesmetaphorik oder der Tabuisierung sexueller Details in Textproduktion und -überlieferung (z.B. mittels Rasuren). Was also kann dieser Band Neues bieten?
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