Couverture fascicule

Vom „modernen Ich“ zur „dorischen Welt“ – Figuren und Konstellationen der Selbstdarstellung im Medium des antiken Mythos bei Gottfried Benn

[article]

Année 1994 26 pp. 39-50
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VOM “MODERNEN ICH” ZUR “DORISCHEN WELT” — FIGUREN UND KONSTELLATIONEN DER SELBSTDARSTELLUNG IM MEDIUM DES ANTIKEN MYTHOS BEI GOTTFRIED BENN

Klaus SCHUHMANN

Universität Leipzig

In den Essay, Aufsätzen und Reden Gottfried Benns sucht man den Begriff Mythos als Titel im Inhaltsverzeichnis seiner Werke vergeblich, und auch in seinen Selbstdarstellungen taucht der Wortstamm erst 1934 in Lebensweg eines Intellektualisten auf, als er sich anschickte, über die Identitätskrise zu sprechen, die er in seinen zwischen 1915 und 1918 entstandenen Rönne -Novellen darstellte :

Eine Art innerer Konzentration setzte sich in Gang, ein Anregen geheimer Sphären, und das Individuelle versank, und eine Urschicht stieg herauf, be¬ rauscht, an Bildern reich und panisch. Periodisch verstärkt, das Jahr 1915/16 in Brüssel war enorm, da entstand Rönne, der Arzt, der Flagellant der Einzeldinge, das nackte Vakuum der Sachverhalte, der keine Wirklichkeit ertragen konnte, aber auch keine mehr erfassen, der nur das rhythmische Sichöffnen und Sich-verschließen des Ichs und der Persönlichkeit kannte, das fortwährend Ge¬ brochene des inneren Seins und der, vor das Erlebnis der tiefen, schrankenlosen mythenalten Fremdheit zwischen dem Menschen und der Welt gestellt, unbe¬ dingt der Mythe und ihren Bildern glaubte.1

Hier wird zweierlei auf den Begriff gebracht : die bis zur Entfremdung zwischen Ich und Welt gesteigerte Gebrochenheit des “inneren Seins” eines Menschen, und die aus dieser Krisensituation herausführende Alternative, die sich mit den Wörtern “Mythe” und “Bild” verbindet. Dabei wird nicht ein¬ deutig von Mythos in einem begrifflich genau umrissenen Sinn gesprochen, und es ist auch noch nicht erkennbar, ob antike Mythen gemeint sind, wenn Benns Gedanken jene Zeit in Erinnerung rufen, als es das Individuum im heutigen Sinne noch nicht gab und noch für jedermann anschaulich die Bilder zu den Menschen sprachen. “Bereicherung und Aufbau des Seelischen” — für Beim Zeichen jener Zivilisationsstufe der modernen Gesellschaft, die er im wilhelminischen Kaiserreich erlebte — hatte er zu dieser Zeit endgültig als

(Zitiert wird, wenn nicht anders angegeben, nach der achtbändigen Ausgabe “Gesam¬ melte Werke”, herausgegeben von Dieter Wellershoff, die im Limes-Verlag erschien).

1. Gottfried Benn, Autobiographische Schriften, Bd. 8, S. 1896.

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