ZUR SEMANTISCHEN DEFINITION DER KOORDINATION
Jean-François MARILLIER
Université de Nice
Die Koordination bzw. die Nebenordnung wird meistens nur als syntak¬ tische Erscheinung beschrieben, und die semantischen Ausführungen, die man hier und dort finden kann, betreffen die Bedeutung der Koordinationskon¬ junktionen, aber nicht die koordinierten Strukturen als solche. Eben deshalb möchten wir hier versuchen, den Rahmen einer semantischen Definition der koordinierten Strukturen bzw. der Koordination überhaupt zu skizzieren.
1. Die traditionelle Definition
In den traditionellen Grammatiken des Deutschen werden die koordinierten Strukturen nur als syntaktische Gebilde aufgefaßt, so daß dort keine seman¬ tische Definition der Koordination an sich zu finden ist. Die einzigen seman¬ tischen Informationen, die gegeben werden, betreffen die Koordinationskon¬ junktionen, die in semantische Gruppen eingeteilt werden1 :
-kopulative bzw. anreihende Konjunktionen wie und',
-adversative bzw. entgegensetzende Konjunktionen mit der möglichen Unterteilung in beschränkende wie aber und korrigierende {sondern)',
-disjunktive bzw. ausschließende Konjunktionen wie oder,
-kausale Konjunktionen {denn).
Diese verschiedenen Gruppen werden mit Hilfe heterogener Kriterien defi¬ niert :
-Der Begriff “kopulative Konjunktion“ ist pleonastisch : “Konjunktion“ bedeutet “Bindewort“ und “kopulativ“ “verbindend“; was sind also “ver¬ bindende Bindewörter” ? Wenn der Ausdruck einen Sinn hat, dann nur in Opposition zu der Benennung der übrigen Gruppen, und die Konjunktionen der ersten Gruppe sollten also als “nur kopulative Konjunktionen“ ver¬ standen werden;
-der Begriff “adversative Konjunktion“ entspricht einer semantisch-prag¬ matischen Interpretation : Wer eine solche Konjunktion gebraucht, teilt
1. Siehe z.B. Grebe (1966 : 334-337),