Stefanyk, Vasyľ (1871–1936), Schriftsteller und Politiker

Stefanyk Vasyl’, Schriftsteller und Politiker. Geb. Rusów, Galizien (Rusiv, Ukraine), 14. 5. 1871; gest. ebd., 7. 12. 1936; griech.-uniert. Aus bäuerl. Familie stammend. Nach Besuch der Gymn. in Kolomea (Kolomyja) und Drohobycz (Drohobyč) belegte S. 1892–98 Med. an der Univ. Krakau, ohne jedoch sein Stud. abzuschließen. In Krakau (Kraków) entwickelte er zunehmendes Interesse für zeitgenöss. europ. Literatur und unterhielt Kontakt zu Vertretern der poln. Moderne, insbes. zu Władysław Orkan (s. Franciszek Smreczyński) und Przybyszewski (s. d.). 1897 veröff. S. erste Skizzen in der Ztg. „Pracja“, 1899 eine erste Skizzensmlg., „Synja knyžečka“, 1900–05 erschienen drei weitere Skizzensmlgg. Nach 1900 wandte sich S. der Politik zu, ab 1908 war er für die Ukrain. Radikale Partei Abg. zum österr. RR, zur Zeit der Westukrain. Volksrepublik 1918/19 Vizepräs. des Ukrain. Nationalrats. Unter dem Eindruck der Kriegsereignisse hatte er 1916 seine literar. Tätigkeit nach mehr als zehnjähriger Pause wieder aufgenommen; 1926 veröff. er die Skizzensmlg. „Zemlja“. S., dessen Prosa seit 1927 bis in die jüngste Zeit zahlreiche Werkausg. erfuhr, zählt zu den bedeutenden Erzählern der ukrain. Moderne, der in seinen insgesamt 59 veröff., knapp gehaltenen und in einer Mischung von ukrain. Hochsprache und lokalem Dialekt abgefaßten Skizzen die existentielle, durch Armut und Krieg bedingte Not der ostgaliz. Bauernschaft thematisiert. Die gedrängte und innovative Bildlichkeit der über ihr ländl. Milieu an den ukrain. literar. Realismus des 19. Jh. anknüpfenden Texte deutet bereits auf den dt. Expressionismus hin.

W.: Skizzensmlgg.: Kaminnyj chrest, 1900; Doroha, 1901; Moje slovo, 1905; etc.
L.: Freund, 1911 (m. B.); B. Lepkyj, V. S. Literaturna charakterystyka, 1903; O. Hrycaj, V. S. Sproba krytyčnoji charakterystyky, 1921; O. Kušč, V. S. Bibliohrafičnyj pokažčyk, 1961; D. H. Struk, A Study of V. S., 1973; O. Hnidan, V. S. Žyttja i tvorčist’, 1991; Lemberg / L’viv 1772–1918, Wien 1993, s. Reg. (Kat.); H. Binder, Polen, Ruthenen, Juden. Politik und Politiker in Galizien 1897–1918, 2, phil. Diss. Bern, 1997, S. 214 (m. L.).
(S. Simonek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 60, 2008), S. 135
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