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Licensed Unlicensed Requires Authentication Published by De Gruyter Oldenbourg April 17, 2012

‚Türken‘ im Alten Reich. Zur Aufnahme und Konversion von Muslimen im deutschen Sprachraum (16.–18. Jahrhundert)

‘Turks’ in the Holy Roman Empire. Integration and Conversion of Muslim in the German Language Area (16th to 18th Century)
  • Markus Friedrich
From the journal Historische Zeitschrift

Zusammenfassung

Der Aufsatz präsentiert ein wenig bekanntes Thema der Deutschen Geschichte der Frühen Neuzeit: die Gegenwart von Muslimen im Inneren des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Während die alltäglichen, teils gewaltsamen, teils friedlichen Kontakte von Christen und Muslimen an der südöstlichen Grenze der Habsburgerländer in der Forschung immer wieder erwähnt werden, findet die Tatsache, dass Muslime aus diesen Regionen in erheblicher Zahl ins Innere des Reiches verschleppt wurden, nur in einigen wenigen Spezialabhandlungen Erwähnung. Dabei handelt es sich keineswegs nur um ein marginales Phänomen. Ganz im Gegenteil, in Folge der Kriegshandlungen wurden osmanische Soldaten und Zivilisten regelmäßig in entfernte Regionen gebracht. Diese Praxis lässt sich seit dem 16. Jahrhundert nachweisen; einen besonderen Höhepunkt erlebte sie gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Diesem Thema widmet sich der Aufsatz in drei Schritten: Erstens wird der europäische Kontext skizziert, in dem die Präsenz von Muslimen im deutschen Sprachraum zu sehen ist. Es zeigt sich, dass die Praxis der Gefangennahme und Versklavung von Muslimen weit verbreitet war und das Reich insofern in ein gesamteuropäisches Verhaltensschema passt. Zweitens wird die Situation der gefangenen Muslime in der christlichen Umgebung an Hand von Einzelbeispielen illustriert. Die Überlieferung ist insgesamt zwar fragmentarisch, doch reichhaltig, und erlaubt die Darstellung allgemeiner Trends. Drittens wird der Umgang mit der religiösen Differenz ausführlicher analysiert, und zwar an Hand der Tauffeierlichkeiten für konvertierte Muslime. Es zeigt sich, dass solche Ereignisse auch nach innen hin, für die christliche Gemeinde eine entscheidende symbolische Funktion erfüllten.

Abstract

Although little is known of it, during the wars against the Turks, Osman soldiers and civilian were regularly carried off to various parts of the Holy Roman Empire. The essay explains the context in which Muslims were present in the German language area and shows that the practice of capturing and enslaving Muslim was pan-European phenomenon. Individual examples are used to illustrate the situation of the captive Muslims in their Christian surroundings. Written records are fragmentary, but numerous, so common trends can be identified. An extensive analysis of the baptism rites for converted Muslims shows how religious differences were handled. They were rituals that served an important symbolic function for the Christian communities themselves.

Published Online: 2012-04-17
Published in Print: 2012-04

© by Oldenbourg Wissenschaftsverlag, Frankfurt am Main, Germany

Downloaded on 1.5.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1524/hzhz.2012.0013/html
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