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BY-NC-ND 3.0 license Open Access Published by De Gruyter June 2, 2014

Vergleichende Beobachtungen und Betrachtungen über die Fortpflanzungsbiologie der Ohrwürmer

  • Konrad Herter

Die Fortpflanzungsbiologie der 5 Ohrwurmarten Anisolabis maritima, Labidura riparia, Prolabia arachidis, Forficula auricularia und F. pubescens wurde beobachtet. a) Das Verhalten bei den Kopulationen ist bei den „niederen“ Ohrwürmern (Labidurides) grundsätzlich ebenso wie bei den „höheren“ (Forficulides). Bei den Labidurides verläuft die Begattung bedeutend schneller als bei den Forficulides. b) Ovoviviparie ist nur von Prolabia arachidis bekannt. Die Eiablagen finden in Bruthöhlen statt. Außer bei Anisolabis, bei der die Ablage innerhalb einiger Tage in Teilgelegen erfolgt, setzen die ♀♀ gleich vollzählige Gelege ab. Ein ♀ kann mehrere Gelege hervorbringen. Der Zeitabstand zwischen der Imaginalhäutung des ♀ und den Eiablagen ist bei den Labidurides Temperatur-abhängig. Bei Forficula erfolgen die Eiablagen eine bestimmte Anzahl von Monaten nach der Imaginalhäutung des ♀, was als eine im Laufe der Stammesgeschichte unter dem Einfluß bestimmter Klimaverhältnisse entstandene, erblich fixierte Eigenschaft betrachtet werden kann. c) Die Dauer der Embryonalentwicklung ist Temperatur-abhängig. Aus den Entwicklungsdauer-Hyperbeln geht hervor, daß bei den Labidurides, Anisolabis maritima und Labidura riparia die untere Temperaturgrenze, unter der die Eier in Quieszenz verharren (Entwicklungsnullpunkt), bedeutend höher liegt als bei den Forficula-Arten. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Entwicklungsdauer in verschiedenen Klimagebieten und die geographische Verbreitung der Arten werden diskutiert. d) Bei den oviparen Arten erstreckt sich die Brutpflege nur auf die Eier. Das ♀ von Prolabia arachidis pflegt die L1 nur einige Tage. e) Die postembryonale Entwicklung ist bei den einzelnen Arten und Stadien in verschiedener Weise Temperatur-abhängig, wodurch die Gesamtentwicklungsdauer und die Generationsfolgen in verschiedenen Klimagebieten bestimmt werden. Das Geschlechtsverhältnis war bei den 3 Forficulides etwa 1 zu 1, bei den-beiden Labidurides etwa 1 (♂ zu 2 ♀♀. Die Anzahl der Larvenstadien ist bei den Labidurides 5. Bei Forficula ist sie ebenfalls 5, jedoch dauert das 1. Stadium nur sehr kurze Zeit. Die ovovivipare Prolabia arachidis hat nur 4 Larvenstadien. Die imaginale Lebensdauer betrug in Gefangenschaft im Mittel etwa 7 Monate, die Gesamtlebensdauer etwa 1 Jahr. Die Gliederanzahl der imaginalen Antennen liegt, mit wenigen Ausnahmen, bei den Labidurides zwischen 15 und 35 und bei den Forficulides zwischen 10 und 15, woraus sich folgern läßt, daß die Anzahl der Fühlerglieder im Laufe der Stammesgeschichte reduziert wurde.

Received: 1964-11-23
Published Online: 2014-6-2
Published in Print: 1965-4-1

© 1946 – 2014: Verlag der Zeitschrift für Naturforschung

This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 3.0 License.

Downloaded on 5.6.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/znb-1965-0421/html
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