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Licensed Unlicensed Requires Authentication Published by De Gruyter Oldenbourg March 12, 2016

Elektronische Agenten und große Menschenaffen

Zur Ausweitung des Akteurstatus in Recht und Politik

  • Gunther Teubner

Zusammenfassung

Zur Zeit wird in den Debatten über Eigenrechte der Natur und über das Potential von elektronischen Agenten verstärkt die Ausweitung des Akteursstatus in Politik und Recht gefordert. Der Beitrag vertritt dazu folgende Thesen: (1) Die Personifizierung von nicht-menschlichen Entitäten dürfte am besten zu verstehen sein als eine Strategie des Umgangs mit Ungewissheit über die Identität eines Anderen. Sie verlagert das Zuschreibungsschema von Kausalität auf doppelte Kontingenz und eröffnet die Möglichkeit der Interaktion, indem sie die Selbstreferenzialität des Anderen unterstellt. (2) Allerdings gibt es keinen zwingenden Grund, den Akteursstatus ausschließlich auf Menschen und soziale Systeme zu beschränken, wie es in Niklas Luhmanns Konzept des Kollektivakteurs angelegt ist. Die Personifizierung anderer nicht-menschlicher Prozessoren ist gegenwärtig bereits soziale Realität und dürfte zukünftig eine politische Notwendigkeit sein. (3) Dabei erweist es sich als notwendig, über Bruno Latours Einheitskonzept des neuen Akteurs hinauszugehen. Die Anerkennung als neuer gesellschaftlicher Akteur erfolgt nicht, wie Latour nahelegt, lediglich in einem einzigen Kollektiv. Vielmehr produziert die gesellschaftliche Fragmentierung in verschiedene Sinnwelten eine Vielzahl von neuen Akteuren, die je unterschiedliche Handlungskapazitäten aufweisen.

Summary

In the debate on animal rights and the action potential of electronic agents the article presents the following three arguments: (1) Personification of non-humans is best understood as a strategy of dealing with the uncertainty about the identity of the other, which moves the attribution scheme from causation to double contingency and opens the space for presupposing the others’ self-referentiality. (2) But there is no compelling reason to restrict the attribution of action exclusively to humans and to social systems, as Niklas Luhmann argues. Personifying other non-humans is a social reality today and a political necessity for the future. (3) The admission of actors does not take place, as Bruno Latour suggests, into one and only one collective. Rather, the properties of new actors differ extremely according to the multiplicity of different sites of the political ecology.

Online erschienen: 2016-3-12
Erschienen im Druck: 2006-5-1

© 2006 by Lucius & Lucius, Stuttgart

Downloaded on 9.5.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zfrs-2006-0103/html
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