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Publicly Available Published by De Gruyter Oldenbourg February 1, 2024

Erfolgreiche Spitzensportförderung?

Theoretische Reflexionen zur Steuerung des Spitzensports in Deutschland

Successful promotion of elite sport? Theoretical reflections on the steering of elite sport in Germany
  • Carmen Borggrefe EMAIL logo , Klaus Cachay and Konstantin Werner
From the journal Sport und Gesellschaft

Zusammenfassung

Anschließend an die aktuelle Debatte über Ziele und Formen der Spitzensportförderung in Deutschland geht der vorliegende Beitrag auf der Basis systemtheoretischer Überlegungen der Frage nach, wie sich der Spitzensport erfolgreich steuern lässt. Dabei wird erstens dargelegt, dass Steuerung – systemtheoretisch betrachtet – nur als dezentrale Kontextsteuerung möglich erscheint. Zweitens wird die aktuelle Zielstellung der Förderung von „Medaillenpotenzial“ reflektiert, um daran anschließend einen Vorschlag für die Neuausrichtung dieser Zielstellung zu präsentieren, die auf die Lösung von Inklusionsproblemen der Athleten- und Trainerrolle über den Aufbau von Systemvertrauen gerichtet ist. Drittens wird die Konstellation der Steuerungsakteure in Form relevanter Organisationen nachgezeichnet, bevor darauf aufbauend viertens die Angemessenheit von Steuerungsformen im Kontext relevanter Interorganisationsbeziehungen reflektiert wird. Der Beitrag schließt mit konkreten Handlungsempfehlungen für die zukünftige Steuerung des Spitzensports in Deutschland.

Summary

In response to the current debate on the objectives and forms of elite sport promotion in Germany, this article takes systems theory considerations as a basis for exploring how it is possible to successfully steer elite sport. First, we show that steering (Steuerung)—as seen from a systems theory perspective—appears possible only as decentralized context steering. Second, we reflect on the current objective of promoting “medal potential,” in order to then present a suggestion for a realignment of this objective aimed at solving inclusion problems in the roles of athlete and coach by building system trust. Third, we outline the constellation of steering actors in the form of relevant organizations. And fourth, we build on this by reflecting on the appropriateness of forms of steering in the context of relevant interorganizational relations. We conclude the article by making concrete recommendations for the future steering of elite sport in Germany.

1 Einleitung und Problemstellung

Die seit Barcelona 1992 sinkende Medaillenausbeute deutscher Athletinnen und Athleten bei Olympischen Spielen und das damit verbundene Abrutschen in der Nationenwertung („Medaillenspiegel“) ist bereits seit Jahrzehnten Anlass für Diskussionen über das Spitzensportfördersystem, die sich auch in fortlaufenden Reformbemühungen niederschlagen. So wurde im Zusammenspiel staatlicher Förderung und autonomer Selbstregulierung des organisierten Sports bereits 2006 im Zuge der Fusion des Deutschen Sport-Bundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) ein „Neues Steuerungsmodell Leistungssport“ (DOSB 2006) verabschiedet, das seit 2007 durch Konzepte zur „Verbandsförderung im olympischen Spitzensport“ (siehe zuletzt DOSB 2012) flankiert wurde. Nachdem diese Reformbemühungen nicht zur erhofften „Kehrtwende“ in der Medaillenbilanz führten, wurde 2014 die nächste Phase grundlegender Reformen eingeleitet, die 2016 in dem vom Bundesministerium des Innern (BMI) und vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) erstellten gemeinsamen Konzept zur „Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung“ (BMI und DOSB 2016) mündeten. Dieses Konzept stellt im Kern eine an den Erfolgspotenzialen der Sportarten und Disziplinen orientierte Förderung dar: Mithilfe einer Expertenkommission – der sogenannten PotAS-Kommission –, die Leistungselemente („Attribute“) in den Spitzenverbänden bewertet und darüber eine „Leistungsstrukturierung und -klassifizierung der Sportarten, Disziplinen und Disziplingruppen“ vornimmt, sollen die Spitzenverbände und die von ihnen vertretenen Disziplinen in eine Rangfolge gebracht werden, die als Grundlage für Strukturgespräche mit dem DOSB sowie zur Erarbeitung von Fördervorschlägen dient, die schließlich in die Entscheidungen der Förderkommission unter Vorsitz des BMI einfließen (ebd.: 11 f.).

Da auch diese Reform die negative Entwicklung in der Medaillenbilanz bislang nicht aufhalten konnte, überrascht es nicht, dass auch die 2016 eingeleiteten Reformbemühungen inzwischen vielfach in Frage gestellt werden und eine „Reform der Reform“ gefordert wird. Die aktuelle Debatte bezieht sich dabei vor allem auf zwei Punkte: Erstens wird über die Ziele der Spitzensportförderung diskutiert, wobei vor allem die primäre Orientierung an sportlichen Erfolgen („Medaillenfixierung“) in Frage gestellt wird. So kritisiert Athleten Deutschland e.V. (Klein und Herber 2022a), dass eine „Spitzensportförderung, die die undifferenzierte Maximierung von sportlichem Erfolg (Output) zum Ziel hat, […] nur bedingt geeignet [sei], eine wohlfahrtsmaximierende Wirkung (Impact) zu erzielen“ (ebd.: 6). Der Leistungssportreform mangele es an „klaren Zielvorgaben“, man konzentriere sich auf „Medaillenaussichten und Topplatzierungen“, während „Ziele […] etwa zur Erreichung gewünschter gesellschaftlicher Nutzenpotenziale der Spitzensportentwicklung […] in Gänze“ fehlten (ebd.: 37). Das BMI und der DOSB halten zwar weiterhin an ihrem übergeordneten Ziel, die „negative Medaillenentwicklung – insbesondere bei Olympischen Sommersspielen – zu stoppen“ fest, verweisen in ihrem aktuellen Konzept „Neue Wege gehen“ (BMI und DOSB 2022) aber nunmehr auf die Notwendigkeit, „einen breiten Konsens in der Gesellschaft“ herzustellen und kündigen eine erneute „Strategie- und Zieldebatte“ an (ebd.: 4).

Zweitens wird darüber diskutiert, wie die Förderung des Spitzensports am besten zu organisieren ist, welche Akteure dabei in welcher Form zu beteiligen und welche Strategien hierzu zu verfolgen sind. Die Antwort des BMI und des DOSB (2022) auf diese Fragen besteht in der Etablierung einer „unabhängigen Sportagentur“, „die sportfachliche Expertise mit Verwaltungs- und Managementkompetenz verbindet und deren Kernaufgabe die Steuerung und Förderung des Spitzensports ist“ (ebd.: S. 7). Der DOSB-Vorstandsvorsitzende spricht in diesem Zusammenhang von einem Paradigmenwechsel, indem sportfachliche Steuerung und Förderung zukünftig in „einer Hand“ vereint werden sollen.[1] Athleten Deutschland e.V. hingegen reflektieren in ihrer Stellungnahme vor allem die Funktionen und Folgen zentraler und dezentraler Förderung und plädieren für eine deutliche Stärkung dezentraler Strukturen (Klein und Herber 2022b: insbesondere 7; 20 ff.). Zu beobachten ist im Hinblick auf die Organisationsstrukturen zudem eine Diskussion darüber, wie das Verhältnis von Spitzensport, Nachwuchsleistungssport und Breitensport gestaltet werden soll, um die Rekrutierung spitzensportlichen Nachwuchses und die gesellschaftliche Verankerung des Spitzensports zu sichern.

Reflektiert man die dargelegten Diskussionen und Bemühungen zur Reform des Spitzensports, dann verweisen diese auf gravierende Steuerungsprobleme im bundesdeutschen Spitzensport, die sowohl die Zielsetzung (Wohin soll gesteuert werden?) als auch die Mittel der Zielerreichung (Wie soll gesteuert werden?) betreffen. Der vorliegende Beitrag nimmt diese Probleme zum Anlass, um zu fragen, wie sich der Spitzensport in Deutschland erfolgreich steuern lässt. Erfolg ist dabei im doppelten Sinne gemeint: Zum einen geht es um den sportlichen Erfolg, also um die Frage, wie die Erfolgschancen deutscher Athletinnen und Athleten im internationalen Wettstreit erhöht werden können, zum anderen wird der Steuerungserfolg fokussiert, also reflektiert, wie man durch welche Interventionen das Spitzensportfördersystem zielgerichtet beeinflussen kann.[2]

Die Beantwortung der zentralen Fragestellung erfolgt im Rahmen theoretischer Reflexionen, d. h., es wird ein theoretisches Modell einer erfolgreichen Spitzensportsteuerung entwickelt, das sowohl als Grundlage für empirische Untersuchungen dienen kann, als auch die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen ermöglicht. Die theoretischen Überlegungen werden dabei an einigen Stellen durch empirische Daten untermauert, die aus vorliegenden Studien bzw. aus aktuellen Dokumenten zur Steuerung des Spitzensports stammen. Die empirischen Daten haben in diesem Sinne die Funktion, die theoretische Argumentation zu plausibilisieren, es erfolgt an dieser Stelle jedoch keine systematische empirische Analyse von Steuerungsprozessen im Spitzensport. Aus Platzgründen wird im Folgenden auf ein eigenständiges Kapitel zum Forschungsstand verzichtet, der Bezug auf einschlägige theoretische Vorarbeiten und empirische Untersuchungen erfolgt vielmehr implizit im Rahmen der theoretischen Überlegungen.

2 Theoretische Reflexionen zur Steuerung des Spitzensports

Will man die Frage, wie sich der Spitzensport in Deutschland erfolgreich steuern lässt, beantworten, dann benötigt man eine Theorie, die es erlaubt, sowohl die Angemessenheit von Steuerungszielen und das Zusammenspiel der beteiligten Steuerungsakteure als auch die Möglichkeiten und Grenzen der Steuerung zu identifizieren. Diese Anforderungen lassen sich allesamt mit Hilfe der soziologischen Systemtheorie bewältigen. Der systemtheoretische Analyserahmen wird im Folgenden entfaltet, indem erstens zunächst das Grundverständnis von Steuerung dargelegt wird (2.1), bevor dann zweitens Ziele einer Steuerung des Spitzensports reflektiert werden (2.2). Drittens geht es darum, die Konstellation der Steuerungsakteure nachzuzeichnen (2.3), bevor darauf aufbauend viertens die Angemessenheit von Steuerungsformen im Kontext relevanter Interorganisationsbeziehungen reflektiert wird (2.4).

2.1 Steuerung in systemtheoretischer Perspektive

„Steuerung heißt, gegenüber dem naturwüchsigen Lauf der Dinge, gegenüber dem, was sowieso geschieht, bestimmte Wirkungen zu erreichen“ (Willke 2015: 57). Steuerung bezeichnet also den Versuch, soziale Systeme zielgerichtet zu verändern, um deren Entwicklung zu beeinflussen. Niklas Luhmann hat sich solchen Interventionsversuchen gegenüber stets skeptisch gezeigt, da er aufgrund der systemtheoretischen Kernannahme der selbstreferenziellen Geschlossenheit und autopoietischen Reproduktion sozialer Systeme von der Nichtsteuerbarkeit sozialer Systeme ausgeht (Luhmann 1997: 413 ff.). Dieser Annahme der Unmöglichkeit intendierter Steuerung hat in der Folge insbesondere Helmut Willke die Idee der dezentralen Kontextsteuerung entgegengesetzt (siehe hierzu grundlegend Teubner und Willke 1984; Willke 1989; Willke 2005). Der Begriff der Kontextsteuerung beschreibt dabei „eine bewusste Einflussnahme auf ein komplexes System – allerdings nicht durch direkte, lineare Interventionen, sondern durch die Gestaltung von Rahmenbedingungen, auf welche das System in seiner Eigenlogik reagiert“ (Willke 2015: 56; Hervorhebung im Original). Im Kern geht es also darum, die jeweils relevanten Kontextbedingungen so zu gestalten, dass die zu steuernden Systeme sich selbst steuern – und zwar nicht in zufälliger, sondern in intendierter Weise in den Bahnen einer „konditionalisierten Selbststeuerung“ (Willke 2005: 286 f.).

Eine gelingende Kontextsteuerung setzt in der Regel eine dezentrale Ausrichtung voraus, weil daran unterschiedliche Teilsysteme heterarchisch (nicht hierarchisch) beteiligt sind, wodurch die Selbstbindung an die Steuerungsziele und damit die Wirksamkeit der steuernden Rahmensetzungen erhöht wird (vgl. Willke 1989: 87). Die Idee der dezentralen Kontextsteuerung basiert im Rahmen der Transformation moderner Gesellschaften in Wissensgesellschaften auch auf der Annahme einer „verteilte[n] Intelligenz“, die „gegenüber einer hierarchischen Spitze die Rolle und die Beiträge der dezentralen Einheiten auf[wertet]“, weil „nicht alles relevante Wissen ‚oben‘ in irgendeiner Spitze versammelt ist, sondern es ist in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen im ganzen System verteilt“ (Willke 2015: 58). Dezentrale Kontextsteuerung basiert in modernen Gesellschaften zudem auf den Prinzipien von Subsidiarität und Föderalismus, Subsidiarität, weil sie „die Autonomie und Problemlösungskompetenzen der kleineren Einheiten eines differenzierten Systems ernst nimmt und zum Tragen bringt“, Föderalismus, weil er „Komplexität als die Einheit von Differenzen betrachtet, die in ihrem Zusammenspiel einen systemischen Mehrwert schaffen, der sonst nicht möglich wäre“ (ebd.: 57 f.).

Überträgt man diese allgemeinen steuerungstheoretischen Überlegungen nun auf das hier interessierende Problem der Steuerung des Spitzensports in Deutschland, dann gilt es erstens festzuhalten, dass eine solche Steuerung nur im Sinne einer Kontextsteuerung möglich erscheint, dass für die relevanten Teilsysteme also Rahmenbedingungen zu schaffen sind, die sie zu einer intendierten Selbststeuerung anregen, also dazu, Strukturen und Prozesse zu etablieren, die eine Erreichung der jeweiligen Steuerungsziele wahrscheinlicher machen. Zweitens bedarf es der Identifikation der dezentralen Teilsysteme, die in heterarchischer Weise an der Erreichung des Steuerungsziels beteiligt sind. Dabei gilt es jeweils zu analysieren, inwiefern die in den dezentralen Einheiten vorhandene Intelligenz und Problemlösekompetenz im Sinne der Subsidiarität in den Kontextsteuerungsprozess eingebracht wird und inwiefern durch das föderale Zusammenspiel dezentraler Teilsysteme ein Mehrwert im Hinblick auf die Erreichung der Steuerungsziele geschaffen wird.

Bevor allerdings der Blick auf Steuerungskonstellationen und Formen dezentraler Kontextsteuerung gerichtet wird, gilt es zunächst die Ziele der Spitzensportsteuerung zu reflektieren, denn eine erfolgreiche Steuerung setzt unabdingbar voraus, dass klar definiert ist, worauf die Intervention zielt, in welche Richtung sich also das jeweilige System entwickeln soll.

2.2 Steuerungsziele

Betrachtet man den Spitzensport systemtheoretisch, dann lässt sich die übergeordnete Handlungslogik dieses Systems anhand des binären Codes „Sieg/Niederlage“ beschreiben: Siege und Niederlagen sind demnach die „maßgeblichen evaluativen Fixpunkte“ (Bette und Schimank 1995/2006: 38) des Handelns im Spitzensport. Angesichts dieser zentralen Handlungslogik scheint klar, dass sich auch Steuerungsbemühungen, die auf den Spitzensport gerichtet sind, in erster Linie am Siegescode zu orientieren haben, d. h. daran, Voraussetzungen zu schaffen, unter denen Athleten und Mannschaften bestmögliche sportliche Leistungen erbringen können, um als Sieger aus dem Wettkampf hervorzugehen.

Die Ausrichtung des Spitzensports am Siegescode und die unbedingte Erfolgsorientierung wird zusätzlich durch Umweltansprüche entfesselt (Bette und Schimank 1995/2006: 62 ff.). Dabei entfesselt das Publikum den Siegescode vor allem dadurch, dass es durch die „Nachfrage nach sportlichen Höchstleistungen soziale Aufmerksamkeit selektiv verteilt: Verehrung für die Erfolgreichen und Aufmerksamkeitsentzug für die Verlierer“ (Bette 2008: 6). Die Bindung des Publikums über die fortlaufende Produktion von sportlichen Siegern (und gleichzeitig immer auch von Verlierern) ist für den Spitzensport hochgradig bedeutsam, da auf dem Publikumsinteresse Beziehungen zu anderen gesellschaftlichen Funktionssystemen beruhen, die den Spitzensport mit Ressourcen versorgen, die er für die Produktion sportlicher Spitzenleistungen benötigt. Dies betrifft vor allem die Systeme Wirtschaft, Massenmedien und Politik, die das hohe Publikumsinteresse, das der Spitzensport erzeugt, entsprechend ihrer je eigenen Handlungslogik nutzen wollen, indem sie es in Konsumenten, Medienrezipienten und Wähler transformieren.

Die Orientierung am Code „Sieg/Niederlage“ erweist sich nun allerdings im Hinblick auf die Erhaltung und Bindung des Publikumsinteresses als ambivalent: Einerseits beruht das hohe Publikumsinteresse des Spitzensports unweigerlich auf dem Siegescode sowie der Spannung und den Identifikationsmöglichkeiten, die dieser erzeugt. Andererseits resultieren aus dem Siegescode gleichzeitig auch Probleme, die das Publikumsinteresse gefährden können. Dazu gehören beispielsweise Wettmanipulationen (siehe z. B. Emrich, Pierdzioch und Pitsch 2015), Doping (siehe grundlegend Bette und Schimank 1995/2006) und die Überforderung von Athleten, die zu gravierenden Verletzungen (siehe z. B. Mayer 2010) oder psychischen Problemen (siehe z. B. Kühnle 2019) führen. Das Publikum stellt auch in moralischer Hinsicht hohe Erwartungen an den Spitzensport und sieht diesen gewissermaßen als „moralische Gegenwelt zur übrigen Gesellschaft“ (Bette und Schimank 1996: 362), so dass es sich abwendet, wenn quasi die Schattenseiten der rigorosen Erfolgs- und Überbietungslogik sichtbar werden. Aus diesen Überlegungen folgt, dass sich eine Steuerung des Spitzensports nicht allein am Siegescode und den daraus resultierenden Erfolgserwartungen orientieren kann, sondern gleichzeitig auch moralischen Erwartungen an einen sauberen, fairen und humanen Sport Rechnung tragen muss, um das Publikumsinteresse und die darauf basierende Ressourcenzufuhr nicht zu gefährden.

Diese Doppelerwartung an die Produktion spitzensportlicher Erfolge prägt auch aktuell die Festlegung von Zielen im Rahmen von Steuerungsversuchen im deutschen Spitzensport. Konkret besteht das Ziel der 2016 beschlossenen Leistungssportreform darin, die „gesamtstaatliche Repräsentation“ bei Olympischen, Paralympischen und Deaflympischen Spielen sowie Weltmeisterschaften und World Games sicherzustellen, wobei ausdrücklich betont wird, dass eine „herausragende Vertretung“ angestrebt wird, die sich nicht nur auf eine „breite Teilnahme in einer Vielzahl von Disziplinen und die umfassende Qualifikation von Athleten“ beschränkt, sondern „Finalplätze und Medaillen“ anstrebt (BMI, DOSB und SMK 2016: 7). Es geht im Kontext der Reformbemühungen also im Wesentlichen darum, die „negative Medaillenentwicklung – insbesondere bei Olympischen Sommerspielen – zu stoppen“ (BMI und DOSB 2022: 4). Dabei wird aber immer wieder zugleich betont, dass dieses Ziel nur unter der Einhaltung spezifischer „Werte“ wie „z. B. die Akzeptanz von Regeln, Fair Play, Respekt und Teamfähigkeit, aber auch Einsatzbereitschaft, Durchsetzungsvermögen und den adäquaten Umgang mit Erfolg und Niederlage“ verfolgt werden könne (BMI, DOSB und SMK 2016: 5) und dass es spezifischer Maßnahmen zur Sicherung der Integrität des Sports im Hinblick auf die Prävention von Doping, (sexualisierter) Gewalt und Machtmissbrauch, Spiel- und Wettmanipulationen sowie Extremismus, Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung bedürfe (BMI und DOSB 2022: 4).

Die Angemessenheit einer Ausrichtung der Steuerungsbemühungen am zentralen Ziel des Medaillenerfolgs bei gleichzeitiger Einhaltung moralischer Werte ist allerdings zu bezweifeln, was im Folgenden in drei Punkten erläutert werden soll:

  1. Der Doppelerwartung der Produktion von Medaillenerfolg unter Einhaltung moralischer Werte kann im Spitzensport nicht immer Rechnung getragen werden, was Bette und Schimank (1996) eindrücklich am Beispiel des Dopingproblems darlegen. So erwartet das Publikum – und mit ihm im Schlepptau Wirtschaft, Massenmedien und Politik – von den Sportverbänden und ihren Athleten sportliche Siege, die aber auf jeden Fall „sauber“, d. h. ohne Dopingunterstützung errungen werden sollen, was sich in einigen dopingbelasteten Sportarten gleichzeitig kaum erfüllen lässt, weshalb die Sportverbände mit der Strategie einer Entkopplung von „Reden“ und „Tun“ (Brunsson 2003) reagieren und die Verantwortung im Falle der Aufdeckung von Doping auf die Athleten abwälzen. Durch diese Konstellation wird durch die Erwartung von Medaillenerfolgen ein Kontext geschaffen, der implizit zur Förderung des Dopingdrucks beiträgt.[3]

  2. Spitzensportlicher Erfolg ist ohne Zweifel ein sehr bedeutsamer Faktor der Publikumsgenerierung und -bindung, es sind aber nicht allein Medaillenerfolge bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften, die das Publikumsinteresse am Spitzensport bedingen. So rangieren beispielsweise Sportarten wie Bob und Rodeln in Deutschland in der Medaillenbilanz seit Jahrzehnten sehr weit oben, erzeugen beim Publikum jedoch im Vergleich zu weniger medaillenträchtigen Sportarten nur eine vergleichsweise geringe Resonanz.[4] Hinzu kommt, dass die Medaillenträchtigkeit von Sportarten nicht notwendigerweise mit deren gesellschaftlicher Verankerung korrespondiert, die sich beispielsweise in Mitgliederzahlen ausdrückt. So weist beispielsweise der Bob- und Schlittenverband für Deutschland bundesweit laut DOSB-Mitgliederstatistik 2022 ganze 6.416 Mitgliedschaften auf. Empirische Studien weisen darauf hin, dass Medaillenerfolge bei Sportgroßveranstaltungen in der deutschen Bevölkerung zuletzt einen signifikanten Bedeutungsverlust erfahren haben (Breuer, Hallmann und Ilgner 2017: 10 ff.). Zwar gibt es weiterhin eine hohe Identifikation mit international erfolgreichen Athletinnen und Athleten, jedoch zeigt sich im Hinblick auf Stolz, Zusammenhalt und positivem Nationalgefühl der Bevölkerung keine langfristige Wirkung (Hallmann et al. 2013; Pawlowski et al. 2014; Emrich, Pierdzioch und Pitsch 2015). Die Effekte sind zudem von der jeweiligen Sportart abhängig: Während Erfolge im Fußball wenig überraschend einen vergleichsweise starken Effekt bewirken (Mutz 2012), sind es mit Blick auf den olympischen Sport vor allem die „Kernsportarten“ Leichtathletik und Schwimmen, in denen Medaillenerfolge in der öffentlichen Wahrnehmung einen erhöhten Stellenwert einnehmen (Haut 2014: 53). Allerdings werden emotionale, identitäts- und integrationsstiftende Effekte dabei nicht primär durch die Quantität, sondern vielmehr durch die Qualität der Medaillenerfolge im Sinne einer „story-telling capacity“ (Van Hilvoorde et al. 2010: 98) erzeugt, so dass eine bloße Maximierung des Medaillenertrages in Bezug auf die Erzeugung kollektiver Gefühle nicht zielführend erscheint (Haut 2014: 49 ff.).

  3. Steuerungsstrategien, die sich primär am (Medaillen-)Potenzial von Sportarten orientieren, tragen bislang offensichtlich nicht dazu bei, den sportlichen Erfolg deutscher Athletinnen und Athleten zu erhöhen und die Medaillenbilanz zu verbessern. So resultieren die eingangs geschilderte Kritik an der 2016 etablierten potenzialorientierten Förderung und der Ruf nach einer Reform der Reform ja gerade daraus, dass die Reformbemühungen bislang nicht zu dem gewünschten sportlichen Erfolg geführt haben, was vor dem Hintergrund steuerungstheoretischer Überlegungen (Kap. 2.1) nicht überrascht, hat man hier doch „Medaillenerfolg“ als Steuerungsziel festgelegt, ohne hinreichend zu reflektieren, was denn die Bedingungen der Möglichkeit der Zielerreichung sind. Sportlicher Erfolg lässt sich systemtheoretisch betrachtet nicht linear und instrumentell steuern, sondern im Sinne von Kontextsteuerung ist es nur möglich, Bedingungen zu schaffen, unter denen Athletinnen und Athleten eine optimale sportliche Leistungsfähigkeit erreichen können, so dass sie im Wettkampf möglichst erfolgreich sind. Die Identifikation solcher Bedingungen erlaubt dann auch die Ableitung neuer Steuerungsziele, die nicht allein auf den Output (Medaillenerfolg), sondern auf die Schaffung bzw. Veränderung erfolgsrelevanter Kontexte gerichtet sind.

Reflektiert man die dargelegten Problempunkte, dann erscheint eine Ausrichtung der Steuerungsbemühungen am zentralen Ziel „Medaillenerfolg bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften“ nicht sinnvoll, sondern es bedarf alternativer Zielformulierungen, die im Folgenden theoretisch reflektiert werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass zukünftige Kontextsteuerungsstrategien in erster Linie darauf zu richten sind, die Teilhabe der zentralen Rollen „Athlet“ und „Trainer“ zu sichern und deren Bedingungen zu verbessern. Ausgangspunkt ist dabei die Annahme, dass vor allem Probleme der Inklusion dieser Rollen den Fortbestand und die Erfolgschancen des Spitzensports in Deutschland gefährden.

Der Begriff der Inklusion bezeichnet systemtheoretisch die Teilhabe der Gesellschaftsmitglieder an den funktional differenzierten gesellschaftlichen Teilsystemen. Vor dem Hintergrund der rigorosen Leistungs- und Überbietungslogik stellt die Inklusion in den Spitzensport enorme Anforderungen an die Athletenrolle, die nur von wenigen Personen eingenommen werden kann, die über eine außergewöhnliche, anderen zumindest potenziell überlegene sportliche Leistungsfähigkeit verfügen, die nur durch jahrelanges intensives Training und entsprechende Wettkampfpraxis erlangt werden kann. Im Spitzensport sind die Athleten gezwungen, sich auf eine hochgradige Vereinnahmung einzulassen mit der wahrscheinlichen Folge, dass darunter die Inklusionsverhältnisse in anderen gesellschaftlichen Teilsystemen leiden oder gar unmöglich gemacht werden. In diesem Sinne kann man denn auch von einer Hyperinklusion in das Sportsystem sprechen, welche die Erfüllung von Rollenanforderungen anderer Funktionssysteme maßgeblich einschränkt oder gar ausschließt.[5]

Auch die Trainerrolle ist im Spitzensport von zentraler Bedeutung, die sich aus der unmittelbaren Nähe zur Leistungserbringung der Athleten ergibt. So nehmen Trainer vor allem Einfluss auf die technisch-taktischen und physisch-psychischen Voraussetzungen der Athletenleistung. Ihre Aufgabe besteht in erster Linie darin, die Leistungsentwicklung ihrer Athleten in optimaler Weise zu steuern, so dass sportliche Höchstleistungen erst möglich werden. In diesem Sinne unterliegt auch die Trainerrolle der rigorosen Siegeslogik.[6]

Im Hinblick auf beide zentrale Rollen – Athleten und Trainer – lassen sich in Deutschland Inklusionsprobleme beobachten, die den Fortbestand des Spitzensportsystems und die Erfolgschancen der Athletinnen und Athleten gefährden. Diese betreffen sowohl die Rekrutierung als auch die Bindung der Rolleninhaber im System. Blickt man zunächst auf Inklusionsprobleme der Athletenrolle, dann zeigen sich im deutschen Spitzensportsystem zunehmend Schwierigkeiten, Talente für den Spitzensport zu finden, diese in Strukturen der spitzensportlichen Nachwuchsförderung zu überführen und im System zu fördern, so dass diese im Sinne eines langfristigen Leistungsaufbaus den Sprung in den nationalen und internationalen Spitzenbereich schaffen. Es geht also um Probleme der Talentrekrutierung und -förderung sowie der Überführung von Nachwuchsathleten in den Aktivenbereich. Betrachtet man zuerst den Bereich der Talentrekrutierung und -förderung, dann dürften die Probleme vor allem damit zusammenhängen, dass die Kontexte, in denen sportliche Talente entdeckt und gefördert werden können, immer weniger auf die Entwicklung sportlicher Leistung ausgerichtet sind. Dies betrifft vor allem die Sportvereine, für die die Sportentwicklungsberichte zwischen 2005 und 2015 eine zunehmend geringere Leistungssportausrichtung feststellen, was sich sowohl im Engagement der Vereine im Bereich der leistungssportlichen Talentförderung als auch in der Bedeutung leistungssportlicher Erfolge für den Verein zeigt (Breuer und Feiler 2017: 247). Breuer und Feiler schließen aus dieser Entwicklung, dass „der Jugendleistungssport gerade auf lokaler bzw. Vereinsebene eines Attraktivierungsschubs“ bedürfe. Jugendleistungssport sei in den Vereinen „kein Selbstläufer mehr“. Es bedürfe „sowohl angemessener Sinnperspektiven des Leistungssports für Jugendliche als auch hochwertiger und attraktiver Angebote und Strukturen vor Ort“ (ebd.: 251). Auch die aktuellen Sportentwicklungsberichte zeigen, dass die Gewinnung und Bindung jugendlicher Leistungssportler (nach der Gewinnung und Bindung von Ehrenamtlichen) das zweitgrößte Problem der Sportvereine darstellt, das seit 2017 noch einmal signifikant zugenommen hat (Breuer und Feiler 2021: 59). Zudem gaben 2020 im Vergleich zu 2017 noch einmal signifikant weniger Vereine an, überhaupt über Bundes- bzw. Landeskaderathleten zu verfügen, was einem Rückgang von rund 25 % entspricht (ebd.: 20). Verschärfend kommt hinzu, dass die in den Sportvereinen rückläufige Talentrekrutierung und -förderung durch andere organisationale Kontexte wie z. B. die Schule offensichtlich nicht kompensiert werden kann. Es liegen zwar keine aktuellen empirischen Daten vor, die Auskunft darüber geben könnten, welchen Beitrag Schulen in Deutschland zur Talentrekrutierung und -förderung leisten, angesichts der Lehrplanentwicklung auf der Basis sportdidaktischer Konzepte erscheint es aber eher unwahrscheinlich, dass zukünftig über den Sportunterricht vermehrt sportliche Talente entdeckt und gefördert werden. Denn die sportdidaktischen Konzepte, die inzwischen Eingang in die Lehr- und Bildungspläne der meisten Bundesländer gefunden haben, zielen doch gerade auf die Emanzipation vom Wettkampfsport und darauf, vielfältige Sinndimensionen des Sportreibens zu betonen, während die gezielte und leistungsorientierte Förderung sportmotorischer Fertigkeiten und Fähigkeiten sowie eine Ausrichtung an Sportarten zunehmend an Bedeutung verliert.[7] Die Schwierigkeit, wettkampf- und leistungssportorientierte Inhalte im Kontext der Schule zu erhalten und zu legitimieren, zeigt auch die aktuelle Debatte um die Reform der Bundesjugendspiele.

Neben dem Problem, Talente zu entdecken und in ihrer leistungssportlichen Entwicklung zu fördern, zeigt sich als weiteres Problem, Athleten an spitzensportliche Karrieren zu binden und Dropouts zu verhindern. Unter Dropout wird in diesem Zusammenhang der Fall verstanden, dass Athleten aus dem Spitzensport ausscheiden, obwohl sie in sportlicher Hinsicht durchaus Entwicklungspotenzial und Erfolgschancen haben. Fragt man nach Gründen für solche Dropouts, dann weisen empirische Studien darauf hin, dass diese vor allem auf Probleme der Vereinbarkeit der Spitzensportkarriere mit anderen Bereichen gesellschaftlicher Teilhabe zurückzuführen sind. So konnten Breuer, Hallmann und Illgner in einer Befragung sporthilfegeförderter Kaderathleten zeigen, dass diese in erster Linie aus beruflichen, finanziellen und familiären Gründen über ein vorzeitiges Karriereende nachdenken (2017: 34). Dies deckt sich mit den Befunden vorausgegangener Befragungen der Autoren, wonach „die Hauptursache für die Beendigung der Spitzensportkarriere nicht mangelnder sportlicher Erfolg, sondern die Konzentration auf Ausbildung, Studium oder Beruf ist“ (Breuer, Hallmann und Illgner 2015: 70). So haben 37,1 Prozent der befragten ehemaligen Kaderathleten ihre Karriere wegen des Studiums oder der beruflichen Karriere beendet (ebd.: 28 f.). Es sind also vor allem Inklusionsprobleme, die ein vorzeitiges, nicht leistungsbedingtes Ausscheiden aus dem Spitzensport bedingen. Konkret liegt das Problem darin, dass die systembedingte Hyperinklusion in den Spitzensport eine Regelinklusion (im Sinne der regelhaften Teilhabe) in anderen Systemen beeinträchtigt oder gar ausschließt. Betroffen sind in der spezifischen Lebensphase, in der sich die Athleten befinden, vor allem die Inklusion in das Erziehungssystem in der Rolle als Schüler, Student und Auszubildender, in das Wirtschaftssystem in der Rolle als Konsument und Arbeitnehmer und in das System der Familie resp. Intimbeziehungen in der Rolle als Sohn bzw. Tochter und Lebens- bzw. Ehepartner. Angesichts der Bedeutsamkeit von Schule und Ausbildung für die spätere Berufskarriere und Chancen gesellschaftlicher Teilhabe, kann man nicht davon ausgehen, dass Spitzensportler grundsätzlich bereit sind, auf solche Karrierechancen zu verzichten. Sie werden sich vielfach also nur dann auf den Spitzensport einlassen, wenn die „duale Karriere“ möglich ist. Zudem muss auch die Finanzierung des Lebensunterhalts während der Sportkarriere gesichert sein, was sich insbesondere in nicht kommerzialisierten und professionalisierten Sportarten als schwierig erweist, in denen sich die Athleten nicht über ihr Sporttreiben selbst (z. B. durch Preisgelder, Gehälter, Sponsoringgelder) finanzieren können, sondern auf finanzielle Förderung von Seiten der Familie, Stiftungen oder staatlichen Stellen angewiesen sind. Im Hinblick auf die Familie ist davon auszugehen, dass die Rolle als „Athlet“ und die damit einhergehende Hyperinklusion in den Spitzensport fortlaufend in Bezug zu ihrer Rolle in der Familie resp. der Beziehung reflektiert und bilanziert wird und dass von dieser Bilanzierung ganz entscheidend abhängt, ob und wie lange sie im Spitzensportsystem verbleiben.

Reflektiert man die dargestellten Inklusionsprobleme von Spitzensportlern, dann lässt sich konstatieren, dass diese Probleme zwar seit Jahrzehnten bekannt sind und dass sie auch im Fokus sportpolitischer Verlautbarungen sowie wissenschaftlicher Analysen stehen, es offensichtlich aber bislang nicht gelungen ist, Probleme der Rekrutierung und Förderung von Nachwuchsathleten, der Bindung und Überführung in den Aktivenbereich, der Finanzierung von Spitzensportkarrieren sowie der Vereinbarkeit sportlicher und außersportlicher Rollenverpflichtungen hinreichend zu lösen.

Inklusionsprobleme zeigen sich jedoch nicht nur bei der Athleten-, sondern auch bei der Trainerrolle. Auch hier lassen sich Probleme der Rekrutierung und Bindung von Trainerinnen und Trainern im Spitzensport beobachten, die in erster Linie auf die Arbeitsbedingungen, die Beschäftigungsverhältnisse und die Bezahlung zurückgeführt werden. So konnten Breuer, Wicker und Orlowski in einer Untersuchung bundes- und mischfinanzierter Trainer zeigen, dass diese im Durchschnitt eine Bruttogesamtvergütung von 32.154 Euro erreichen. Diejenigen, die Vollzeit arbeiten, erreichen zwar eine deutlich höhere Bruttogesamtvergütung von 57.894 Euro, machen aber nur 46 % aller Trainer aus (2017: 78). Nicht verwunderlich ist es somit, dass „rund 40 % der Trainer mehrere Trainerposten gleichzeitig bekleiden“ (ebd.: 7 f.). Hinzu kommt, dass bei über 60 % der Trainerstellen das Arbeitsverhältnis zeitlich befristet war (ebd.: 95).

Auch im Hinblick auf die Rekrutierungs- und Bindungsprobleme von Trainern gab es sportpolitische Reaktionen, beispielsweise im Rahmen der Erarbeitung einer DOSB-Konzeption „Verbesserung der arbeitsvertraglichen Rahmenbedingungen für Trainer/innen“ (DOSB 2019). Aber auch hier lässt die anhaltende öffentliche Debatte über die Situation der Spitzensporttrainerinnen und -trainer in Deutschland erkennen, dass sich an den zum Teil prekären Inklusionsbedingungen offensichtlich nach wie vor wenig geändert hat.[8]

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Inklusionsprobleme der zentralen Rollen „Athlet“ und „Trainer“ bislang nicht hinreichend gelöst wurden, wodurch die spitzensportlichen Erfolgschancen und damit auch der Erhalt gesellschaftlicher Legitimation des Spitzensports erheblich beeinträchtigt werden dürften. Aus diesem Grund erscheint es dringend geboten, zukünftig von einer an Medaillen bei Olympischen Spielen ausgerichteten Output-Steuerung abzurücken und stattdessen auf ein indirektes Vorgehen im Sinne der Kontextsteuerung zu setzen, das primär auf die Lösung von Inklusionsproblemen der Athleten- und Trainerrolle ausgerichtet ist. Solche Kontextsteuerungsstrategien lassen sich unter der Zielstellung „Aufbau von Systemvertrauen“ fassen.

Karl-Heinrich Bette hat Systemvertrauen bereits 1984 (!) als zentrales Funktionserfordernis des Spitzensportsystems beschrieben. Dabei sieht er die Funktion von Systemvertrauen darin, soziale Komplexität zu reduzieren, indem die Übernahme von Risiken wahrscheinlicher gemacht wird (Bette 1984a: 165; siehe hierzu auch grundlegend Luhmann 1968/2014: 60 ff.). Damit ist im Hinblick auf die Athletenrolle das Risiko gemeint, „Vorleistungen [zu] erbringen, Investitionen [zu] tätigen und Belohnungen [zu] vertagen, ohne daß der einzelne wissen kann, daß seine mehrjährigen und entbehrungsreichen Bemühungen sich bei wichtigen internationalen Veranstaltungen auch auszahlen“ (Bette 1984a: 164). Systemvertrauen beschreibt also einen kompensatorischen Mechanismus, der es wahrscheinlicher macht, dass sich Athleten überhaupt auf eine spitzensportliche Karriere einlassen und entsprechend Zeit und Engagement investieren, ohne sicher sein zu können, dass sich dies auch in entsprechenden Erfolgen auszahlt. Es kann damit in erheblicher Weise zur Lösung der beschriebenen Inklusionsprobleme beitragen, denn es ist zum einen eine „funktionale Voraussetzung“ für die Talentrekrutierung und -förderung: „Eltern würden ihre Kinder nicht in die Vereine schicken und Trainern ‚anvertrauen‘, wenn dort keine ‚vertrauenswürdige‘ Leistungen erbracht würden, sondern vielmehr soziale Deformationen zustande kämen“ (ebd.: 166). Zum anderen erscheint Systemvertrauen auch essentiell, um Athleten an spitzensportliche Karrieren zu binden und Dropouts zu verhindern, indem diese die Erwartung ausbilden, dass außersportliche Verpflichtungen im Spitzensport angemessen berücksichtigt werden, so dass Teilhabemöglichkeiten in anderen gesellschaftlichen Bereichen – Schule, Studium, Beruf, Familie – nicht grundlegend beeinträchtigt oder gar unmöglich werden (ebd.).[9] Neben der adäquaten Berücksichtigung außersportlicher Verpflichtungen dürfte der Aufbau von Systemvertrauen im Hinblick auf die Athletenrolle auch davon abhängen, ob und inwiefern im Spitzensportsystem ein angemessener Umgang mit der Gesundheit der Athleten stattfindet. Dieser erfordert ein spezifisches Gesundheitsmanagement, das die Athleten sowohl in präventiver als auch in kurativer Hinsicht bestmöglich betreut und dafür Sorge trägt, dass spitzensportliche Karrieren nicht zu einer massiven Beeinträchtigung der Gesundheit führen.[10]

Die Überlegungen zur Bedeutung von Systemvertrauen für die Inklusion in der Athletenrolle, lassen sich auch auf die Trainerrolle übertragen. Auch hier lässt sich konstatieren, dass das Sicheinlassen auf eine Karriere im Spitzensport aufgrund der rigorosen Erfolgsabhängigkeit mit einem hohen Risiko einhergeht, das im Falle prekärer Beschäftigungsverhältnisse (Befristung von Verträgen, Teilzeit, geringe Bezahlung) sowie hoher zeitlicher Belastung nicht angemessen kompensiert wird, was dann zu Rekrutierungs- und Bindungsproblemen führen kann. Auch Trainerinnen und Trainer werden sich nur dann auf eine Karriere im Spitzensport einlassen, wenn sie darauf vertrauen können, dass sie für ihr Engagement auch eine adäquate Anerkennung und Entlohnung erhalten und dass sich dieses auch mit anderen Bereichen gesellschaftlicher Teilhabe (vor allem innerhalb der Familie) vereinbaren lässt.

Im Hinblick auf Steuerungsstrategien folgt aus diesen Überlegungen, dass diese zukünftig zentral darauf zielen sollten, relevante Kontexte so anzupassen, dass sie bei Trainern und Athleten Systemvertrauen aufbauen bzw. erhalten. Für die Athletenrolle bedeutet dies, die Förderstrukturen so zu gestalten, dass Athletinnen und Athleten nicht nur die Erfahrung machen, in sportfachlicher Hinsicht optimal gefördert zu werden, sondern dass sie sich auch in sozialer Hinsicht angemessen unterstützt sehen, so dass die Spitzensportkarriere nicht mit gravierenden Folgen für die weitere gesellschaftliche Teilhabe (v. a. in Wirtschaft, Erziehung, Familie/Intimbeziehungen) einhergeht. Für die Trainerrolle folgt daraus, Strukturen so zu gestalten, dass die Trainertätigkeit in Einklang mit familiären Verpflichtungen ausgeübt werden kann und dass Trainer dabei sowohl eine adäquate Bezahlung und soziale Absicherung erfahren als auch eine angemessene Anerkennung für den jeweiligen Beitrag, den sie zum Erfolg der Athleten leisten, erhalten. Für beide Rollen dürfte das Systemvertrauen zudem dadurch gestärkt werden, dass strukturell sichergestellt wird, dass die „Produktion“ sportlicher Erfolge stets unter dem Primat der Einhaltung gesellschaftlicher Wertvorstellungen und Regeln geschieht, dass also beispielsweise Maßnahmen ergriffen werden, die auf die Prävention von Doping, (sexualisierter und psychischer) Gewalt und Diskriminierung gerichtet sind.

Um Missverständnisse zu vermeiden, gilt es an dieser Stelle ausdrücklich zu betonen, dass es mit der Umstellung des Steuerungsziels von „Medaillenerfolg“ auf „Systemvertrauen“ mitnichten um eine Abkehr von der Siegeslogik geht, sondern vielmehr um die Frage, wie sich unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen in Deutschland sicherstellen lässt, dass sich Athleten und Trainer auch in Zukunft auf spitzensportliche Karrieren einlassen und sportliche Spitzenleistungen sowie Wettkampferfolge erreichen können, ohne dass dies mit gravierenden Folgen für ihre gesellschaftlichen Teilhabechancen einhergeht. Über die Inklusion von Athleten und Trainern hinaus erscheint Systemvertrauen zudem unerlässlich, um das Publikumsinteresse und damit auch die Ressourcenzufuhr durch Wirtschaft, Massenmedien und Politik zu sichern, da die Abwendung des Publikums droht, wenn Systemprobleme (Doping, Betrug, Verletzungen) moralische Erwartungen enttäuschen.

2.3 Steuerungskonstellation

Reflektiert man die bisherigen theoretischen Überlegungen, dann wurde aufgezeigt, dass die Steuerung des Spitzensports nur im Sinne einer Kontextsteuerung möglich ist, die die relevanten Teilsysteme anregt, Strukturen zu etablieren, die eine Erreichung der jeweiligen Steuerungsziele wahrscheinlicher machen. Als zentrales Steuerungsziel wurde dabei der Aufbau von Systemvertrauen zur Überwindung von Inklusionsproblemen der Athleten- und Trainerrolle abgeleitet. Im nächsten Schritt gilt es nun, die Steuerungskonstellation zu analysieren, also die dezentralen Teilsysteme zu identifizieren, die in heterarchischer Weise an der Erreichung des Steuerungsziels beteiligt sind. Dabei ist zum einen zu analysieren, wer als Steuerungsakteur fungiert, wer also die Rahmenbedingungen schafft, die zur intendierten Selbststeuerung anregen sollen. Zum anderen ist zu reflektieren, wer Adressat der Steuerungsbemühungen ist, in welchen relevanten Teilsystemen also eine Selbststeuerung angeregt werden soll.

Bei der Identifikation der Teilsysteme, die steuern bzw. gesteuert werden sollen, ist der Fokus auf die Ebene der Organisationen zu richten, da diese erstens – anders als gesellschaftliche Funktionssysteme und Interaktionssysteme – entscheidungsfähige Systeme sind, die im Sinne einer konditionalisierten Selbststeuerung über Strukturanpassungen zur Erreichung von Steuerungszielen entscheiden können. Zweitens verfügen Organisationen im Gegensatz zu den beiden anderen Systemtypen auch über die Fähigkeit zur Kommunikation mit der Umwelt, so dass sie Steuerungsziele und Anpassungserwartungen auch kommunizieren können. Und drittens erfolgt die Inklusion der zentralen Rollen „Athlet“ und „Trainer“ in Organisationen über formale Mitgliedschaft, so dass entsprechend die Möglichkeit besteht, über Anpassung von Mitgliedschaftsbedingungen Inklusionsprobleme zu bearbeiten und Systemvertrauen aufzubauen.

Fragt man zunächst nach Steuerungsakteuren, dann sind hier zum einen Verwaltungsorganisationen im politischen System zu nennen, die den Spitzensport im Sinne der Subsidiarität mit Ressourcen versorgen und damit einhergehend auch eine Steuerungsfunktion beanspruchen. Entsprechend der föderalen Struktur der Bundesrepublik gilt es hier, die für die Sportförderung auf unterschiedlichen Ebenen zuständigen Organisationen zu fokussieren. Auf Bundesebene betrifft dies das Bundesministerium des Innern (BMI), auf Landesebene die jeweils zuständigen Landesministerien. Zum anderen sind Organisationen des Sportsystems zu betrachten, die als Dachverbände des organisierten Sports in Deutschland eine sportfachliche Steuerungsfunktion beanspruchen und die sich auch als sportpolitische Interessensvertretung ihrer jeweiligen Mitgliedsorganisationen verstehen. Dies betrifft auf Bundesebene den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und auf Landesebene die Landessportbünde.[11]

Fragt man als nächstes nach den Adressaten der Steuerungsbemühungen, dann sind hier all jene Organisationen zu nennen, die im Hinblick auf das zentrale Steuerungsziel „Aufbau von Systemvertrauen“ und die Lösung von Inklusionsproblemen der Athleten- und Trainerrolle bedeutsam erscheinen. Dazu gehören erstens die Fachverbände auf Bundes- und Landesebene als Verantwortliche für die sportartspezifischen Kader, Auswahlmannschaften und Stützpunkte sowie die leistungssportfördernden Vereine. Diese Sportorganisationen tragen für die Talentrekrutierung und die Förderung von Nachwuchs- und Spitzenathleten genauso Verantwortung wie für die Rekrutierung, Beschäftigung sowie Aus- und Fortbildung von Trainern. Zweitens sind im Hinblick auf die Problematik „Dualer Karrieren“ Schulen und Hochschulen sowie Arbeitsorganisationen[12] zu berücksichtigen, in denen Athleten aufgrund der Hyperinklusion in den Spitzensport darauf angewiesen sind, dass die dortigen Inklusionsverhältnisse an die Anforderungen des Spitzensports angepasst werden. Drittens sind Organisationen zu betrachten, die über die Inklusion im Medium der Arbeit hinaus dazu beitragen, den Lebensunterhalt der Athleten zu sichern und die Professionalisierung von Trainern zu fördern. Dazu gehören Stiftungen auf Bundes- und Landesebene, die den Spitzensport fördern, aber auch Unternehmen, die im Rahmen des Sponsorings resp. Mäzenatentums Athletinnen und Athleten sowie Vereine und Verbände finanziell unterstützen. Viertens sind Organisationen zu fokussieren, die eine optimale Förderung der Gesundheit der Athleten in präventiver und kurativer Hinsicht gewährleisten und darüber den Aufbau von Systemvertrauen begünstigen. Und fünftens sind Organisationen in den Blick zu nehmen, die für den Spitzensport Forschungs- und wissenschaftliche Unterstützungsleistungen erbringen. Dazu gehören vor allem sportwissenschaftliche Institute sowie Einrichtungen zur Förderung spitzensportbezogener Forschungen. Dabei ist wichtig zu betonen, dass solche Forschungseinrichtungen den Spitzensport nicht nur im Hinblick auf die Produktion „technologischen Wissens“ unterstützen können, das in erster Linie auf die Optimierung von Trainingsprozessen und sportlichen Leistungen gerichtet ist, sondern dass dort auch Wissen generiert wird, das auf die Optimierung sozialer Förderstrukturen zielt, die den Aufbau von Systemvertrauen in zentraler Weise bedingen.

Dieser kurze Überblick über die im Hinblick auf das vorliegende Steuerungsproblem relevanten Organisationen deutet schon an, dass hier eine äußerst komplexe Steuerungskonstellation vorliegt, in der zahlreiche Organisationen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Funktionsbereichen eine Rolle spielen. Im nächsten Schritt gilt es nun, den Blick auf die Beziehungen zwischen diesen Organisationen zu richten und danach zu fragen, mit welchen Steuerungsformen sich diese koordinieren lassen.

2.4 Steuerungsformen im Kontext von Interorganisationsbeziehungen

Im Hinblick auf die Koordination von Interorganisationsbeziehungen wird grundsätzlich zwischen einer hierarchie-, markt- und netzwerkbasierten (Kontext-)Steuerung unterschieden.[13] Hierarchie lässt sich beschreiben als „allgemeines Modell einer ungleichrangigen, fremdbestimmten und zentralisierten Koordination“ (Willke 1995/2001: 96). Austauschprozesse zwischen Organisationen unterliegen hier der Weisungsbefugnis einer jeweils übergeordneten Instanz und werden demnach zentral mit Hilfe des Steuerungsmediums Macht koordiniert. Marktförmige Koordination unterliegt hingegen dem Preismechanismus und den Prinzipien des freien Wettbewerbs (Willke 1995/2001: 43). Das zentrale Steuerungsmedium marktförmiger Koordination ist Geld. Netzwerke folgen hingegen weder den Prinzipien des Marktes noch der Hierarchie, sondern zeichnen sich vielmehr durch reziproke, vertrauensvolle Interaktionsbeziehungen relativ autonomer Partner aus und basieren auf dem Steuerungsmedium Wissen. „Interorganisatorische Netzwerke“, die im Stande sind, „durch Interaktion ungeachtet divergierender Interessen ihrer Mitglieder absichtsvoll kollektive Outputs zu produzieren“, lassen sich mit Mayntz (1993: 46) als Verhandlungssysteme beschreiben.

Im Lichte dieser steuerungstheoretischen Überlegungen gilt es nun, auf das vorliegende Forschungsproblem zu blicken und zu analysieren, welche Rolle jeweils hierarchische, marktförmige und netzwerkförmige Koordination in den Interorganisationsbeziehungen der für die Spitzensportförderung relevanten Organisationen spielt und welche Möglichkeiten und Grenzen der (Kontext-)Steuerung sich hier zeigen.

Möglichkeiten und Grenzen hierarchischer Steuerung

Unter den steuerungsrelevanten Organisationen im Spitzensport verfügen ausschließlich die für die Sportförderung zuständigen Ministerien über ein Machtpotenzial, um Strukturanpassungen in relevanten Organisationen hierarchisch zu beeinflussen.[14] So stellen die Zuwendungen, die die Ministerien als zuständige Verwaltungsorganisationen der Bundesregierung und der Landesregierungen den Sportverbänden gewähren, ein Sanktionsmittel dar, um die Etablierung spezifischer Strukturen zu forcieren, indem die Mittelzuweisung einer Zweckbindung unterworfen (z. B. Finanzierung bestimmter Personalstellen) oder an die Erfüllung bestimmter Auflagen (z. B. Erstellung spezifischer Konzepte) geknüpft wird. Dabei bleibt zwar die prinzipielle Autonomie der Sportverbände im Hinblick auf Strukturentscheidungen erhalten, allerdings dürfte deren Abhängigkeit von der Ressourcenzufuhr zu institutionellen Anpassungen aufgrund des politischen Zwangs führen.[15]

Für die Ministerien als Verwaltungsorganisationen liegt die Funktionalität hierarchischer Steuerung von Strukturanpassungen in Sportverbänden vor allem darin, dass die zugrundeliegenden Verfahren und die daraus resultierenden Förderentscheidungen die Anforderungen an Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit erfüllen, was über Formalisierung und Konditionalprogrammierung gewährleistet wird, d. h., für alle Sportverbände gelten die gleichen Kriterien, nach denen die Förderung gewährt wird. Eine solche „Legitimation durch Verfahren“ (Luhmann 1983) ist prägend für Verwaltungsorganisationen, deren Entscheidungen stets der Überprüfung durch andere Behörden (z. B. Verwaltungsgerichte, Rechnungshöfe) standhalten müssen (Apelt und Männle 2023: 163). Gleichzeitig produziert die hierarchische Steuerung auf der Basis formalisierter Verfahren jedoch Folgeprobleme, die es zu reflektieren gilt. So verfügen Ministerien als Steuerungsakteure nicht über das notwendige sportfachliche Wissen, um Förderkriterien und -voraussetzungen festzulegen, deren Erfüllung funktionale Strukturanpassungen anregen könnte, was sie in der Regel darüber zu kompensieren versuchen, dass sie diese Aufgabe an Dachverbände (DOSB, LSB) oder Expertengremien delegieren. Aber auch im Hinblick auf eine solche Delegierung stellt sich die Frage, ob sich das erforderliche sportfachliche Wissen überhaupt sinnvoll in zentralen Instanzen bündeln lässt, die dann hierarchisch steuern. Zum einen ignoriert eine solche Steuerung die dezentrale Verteilung von Intelligenz, also die Tatsache, dass es in den zu steuernden Organisationen ja bereits Wissen gibt, das aus Erfahrungen im Umgang mit Inklusionsproblemen der Athleten- und Trainerrolle resultiert. Zum anderen unterstellt die Zentralisierung und Formalisierung von Konzepten, dass es Strukturen gibt, die sportart- und verbandsübergreifend zu einer Lösung der Inklusionsprobleme beitragen könnten, was aber angesichts vorhandener Strukturunterschiede nicht zu erwarten ist. In dem Maße, in dem das dezentrale Wissen und die Strukturspezifika von Sportarten nicht mit den Anpassungserwartungen der zentralen Steuerungsinstanz in Einklang zu bringen sind, können die Verbände ihre Förderfähigkeit und den Erhalt von Zuwendungen nur durch eine Strategie der „Hypocrisy“ sichern, indem sie ihre Formal- und Aktivitätsstruktur entkoppeln, also das, was sie zu tun vorgeben („talk“), von dem, was sie tatsächlich tun („action“), trennen (Brunsson 2003).

Ein hierarchisches Steuerungspotenzial der Ministerien zeigt sich nicht nur im Hinblick auf die Sportverbände, sondern es besteht auch in den Interorganisationsbeziehungen zu Schulen, Hochschulen und Arbeitsorganisationen, die durch eine staatliche Souveränitätsabhängigkeit gekennzeichnet sind. Im Gegensatz zu den Sportverbänden, in denen Strukturanpassungen nur indirekt über die Gewährung von Zuwendungen angeregt werden können und die grundsätzliche Entscheidungsautonomie der Verbände dabei unberührt bleibt, besteht in Schulen und in abgeschwächter Form auch in Hochschulen die Möglichkeit direkter Interventionen, da die Politik über ihre Verwaltungsorganisationen über inhaltliche Ausrichtung und Aufgaben (Programme), Personal und Kommunikationswege entscheiden kann. Damit hat sie direkte Einflussmöglichkeiten auf Strukturen, die die Lösung von Inklusionsproblemen der Athleten- und Trainerrolle beeinflussen können.

In der Schule betrifft dies die Schaffung von Strukturen, die über zeitliche Flexibilisierung und soziale Unterstützung duale Karrieren fördern. Möglich sind darüber hinaus auch sachliche Strukturanpassungen, die leistungssportliche Inhalte im Unterricht und in außerunterrichtlichen Angeboten verankern, beispielsweise durch Anpassungen des Lehrplans, durch die Schaffung von Lehrer-Trainer-Stellen oder die Bereitstellung von Deputaten, die sowohl für die Sichtung und Förderung von Talenten als auch für die Durchführung leistungssportlichen Trainings im Kontext von Schule eingesetzt werden können. Die Schaffung von Lehrer-Trainer-Stellen kann dabei nicht nur einen Beitrag zur Lösung von Inklusionsproblemen der Athletenrolle leisten, sondern auch die Inklusion in die Trainerrolle fördern, indem Beschäftigungsmöglichkeiten für Trainer geschaffen werden, die ein höheres Maß an sozialer Sicherheit und Anerkennung sowie die Kopplung zwischen (Spitzen-)Sport- und Erziehungssystem fördern.

Auch wenn sich Hochschulen aufgrund der grundgesetzlich verankerten Freiheit von Forschung und Lehre durch eine weitaus größere Autonomie gegenüber staatlicher Regulierung auszeichnen als Schulen, besteht auch hier die Möglichkeit, Strukturanpassungen, die zur Lösung von Inklusionsproblemen der Athleten- und Trainerrolle beitragen können, hierarchisch zu steuern. Dies betrifft beispielsweise Regelungen der Hochschulzulassungen, die sicherstellen, dass Athleten an ihrem Trainingsstandort studieren können, wie auch die Bereitstellung von Personalmitteln zur Unterstützung bei der Koordination von Studium und Spitzensport und der Nacharbeitung versäumter Inhalte. Auch die Inklusion in die Trainerrolle wird durch Strukturen an Hochschulen beeinflusst, die vor allem die Verankerung leistungssportbezogener Themen und Inhalte in Forschung und Lehre betreffen, die für die Traineraus- und -fortbildung essentiell sind. Hier kann die Politik über ihre Verwaltungsorganisationen zum Beispiel direkt auf die inhaltliche Schwerpunktsetzung von Studiengängen und die Einrichtung von Professuren sowie die Förderung von Forschungsprojekten Einfluss nehmen. Dadurch wird der Zugang von Trainern zu akademischem Wissen gesichert, was nicht nur eine wesentliche Grundlage für die erfolgreiche Arbeit mit Athleten darstellen, sondern auch die gesellschaftliche Anerkennung und die Karrierechancen von Trainern fördern dürfte. Darüber hinaus eröffnen sich auch Chancen, über Personalstellen, die Funktionen in beiden Systemen erfüllen, die Kopplung zwischen (Spitzen-)Sport- und Erziehungssystem zu fördern, indem diese beispielsweise zugleich als Trainer und Lehrkräfte bzw. Forscher fungieren, wodurch auch die sportartspezifische Ausbildung von Sportlehrkräften an Hochschulen gestärkt würde.

Im Hinblick auf Arbeitsorganisationen sind die Möglichkeiten hierarchischer Steuerung auf solche Organisationen beschränkt, die sich durch eine staatliche Souveränitätsabhängigkeit auszeichnen. Hier zeigen sich prinzipiell in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes Möglichkeiten, durch entsprechende Interventionen übergeordneter Verwaltungsorganisationen duale Karrieren von Spitzensportlern in Spitzensport und Beruf(sausbildung) zu fördern, indem spitzensportkompatible Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden.[16] Auch im Hinblick auf Inklusionsprobleme der Trainerrolle erscheinen in Arbeitsorganisationen hierarchisch gesteuerte Lösungen möglich, wie sie oben für die Ausdifferenzierung von Personalstellen mit Doppelfunktion (z. B. Lehrer-Trainer) angedeutet wurden.

Fragt man im Anschluss an diese Überlegungen nach den Grenzen hierarchischer Steuerung von Schulen, Hochschulen und Arbeitsorganisationen, dann dürften sich diese vor allem in Form struktureller Barrieren in den betreffenden Organisationen zeigen. Denn trotz der aufgezeigten staatlichen Souveränitätsabhängigkeit dieser Organisationen und den damit einhergehenden hierarchischen Regulierungsmöglichkeiten ist davon auszugehen, dass Strukturanpassungen immer auch der Eigenlogik und der je spezifischen Organisationsstrukturen unterliegen. Dies betrifft beispielsweise die bereits angesprochene Anforderung der „Legitimation durch Verfahren“ in Verwaltungsorganisationen, die durch die Freiheit von Forschung und Lehre garantierte Autonomie von Hochschulen, aber auch die je spezifische Kultur einer Organisation, die weder durch interne Entscheidung noch durch externe Steuerung einfach geändert werden kann (Luhmann 2000/2006: 240 ff.). Solche je spezifischen Strukturvoraussetzungen begrenzen in den jeweiligen Organisationen die Möglichkeiten hierarchischer Steuerung und müssen entsprechend Berücksichtigung finden, wenn die Steuerungsversuche nicht an strukturellen Barrieren scheitern sollen.

Möglichkeiten und Grenzen marktförmiger Steuerung

Reflektiert man die vorausgegangenen Überlegungen zu hierarchischer Steuerung, dann könnte man aufgrund des Einsatzes von Geld in Form staatlicher Zuwendungen vermuten, dass im Rahmen der Interorganisationsbeziehungen zwischen Ministerien und Sportverbänden auch marktförmige Koordinationsprozesse eine Rolle spielen. Dies ist jedoch nicht der Fall: Die Steuerung über Geld als Sanktionsmittel bedeutet nicht, dass innerhalb des staatlichen Fördersystems ein Markt etabliert wird, auf dem Sportverbände nach den Prinzipien des freien Wettbewerbs spitzensportliche Leistungen anbieten, die staatliche Instanzen „einkaufen“ können. Weder folgt die Produktion spitzensportlicher Erfolge einer solchen Marktlogik, noch befinden sich die Sportverbände in einer entsprechenden Wettbewerbssituation, da sie im Kampf um Platzierungen und Medaillen ja nicht untereinander, sondern international mit anderen Nationen konkurrieren. In diesem Sinne suggeriert denn auch das im Rahmen der Leistungssportreform etablierte Potenzialanalysesystem, das die Spitzenverbände in eine Rangfolge bringt, die dann die Grundlage für Zuwendungen durch das BMI bildet, lediglich eine marktförmige Koordination, die de facto aber nicht existiert, da die Spitzenverbände im sportlichen Wettkampf eben nicht miteinander konkurrieren, sondern auf „Märkten“ agieren, die durch die internationale Konkurrenz in der jeweiligen Sportart geprägt sind.

Marktförmige Steuerungsprozesse spielen hingegen dort eine Rolle, wo der Ressourcenzufluss der Sportorganisationen über das Publikumsinteresse reguliert wird, das die jeweiligen Sportarten und Athleten erzeugen, denn dieses bildet die Grundlage für Leistungs- und Austauschprozesse mit Organisationen in Wirtschaft und Massenmedien. So können Sportvereine und -verbände Wirtschaftsunternehmen vielfältige und zielgruppenspezifische Werbemöglichkeiten sowie einen Imagegewinn bieten, der auf Produkte abfärben und deren Absatz fördern soll. Für Organisationen der Massenmedien können sie spannende und berichtenswerte Ereignisse zur Verfügung stellen, die eine hohe mediale Reichweite erzeugen. Diese Leistungen bieten Sportorganisationen auf entsprechenden Märkten an und beanspruchen dafür finanzielle Ressourcen (Sponsoringgelder, Zahlungen für Übertragungsrechte), die sie wiederum einsetzen, um die Produktion sportlicher (Spitzen-)Leistungen aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus können sich auch Athleten über individuelle Vermarktung finanzielle Ressourcen sichern, die zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts beitragen. Dabei gilt es zu beachten, dass Sportorganisationen ihre Leistungen auf (inter-)nationaler, regionaler und lokaler Ebene anbieten und dementsprechend über vielfältige Interorganisationsbeziehungen Ressourcen akquirieren können. Dies setzt allerdings voraus, dass auch auf allen genannten Ebenen entsprechende Präsentations- und Identifikationsmöglichkeiten genutzt werden und sowohl Spitzenverbände, Landesfachverbände als auch Vereine und Athleten entsprechende Vermarktungsgelegenheiten erhalten. Dabei ist davon auszugehen, dass die Etablierung solch vielfältiger Marktbeziehungen durch hierarchieförmige Koordinationsprozesse eingeschränkt werden kann, dass z. B. Anreize für Sportorganisationen Vermarktungsmöglichkeiten zu nutzen, in dem Maße geringer werden, in dem sich die Organisationen auf den Zufluss staatlicher Zuwendungen verlassen können.

Möglichkeiten und Grenzen netzwerkförmiger Steuerung

In den vorausgegangenen Überlegungen wurde gezeigt, dass die Möglichkeiten hierarchie- und marktförmiger Koordination in der Steuerung des Spitzensports begrenzt sind und ausschließlich dort eine Rolle spielen dürften, wo hierarchische Einflusspotenziale staatlicher Verwaltungen existieren bzw. der Ressourcenzufluss für den Spitzensport über das jeweilige Publikumsinteresse gesteuert wird. In denjenigen Interorganisationsbeziehungen, in denen dies nicht der Fall ist, sondern in denen es vielmehr um das Zusammenspiel relativ autonomer Organisationen geht, dürfte hingegen Netzwerken resp. Verhandlungssystemen eine zentrale Steuerungsfunktion zukommen.

Erstens betrifft dies die Interorganisationsbeziehungen zwischen den Sportorganisationen – also dem DOSB bzw. den Landessportbünden, die eine sportfachliche Steuerungsfunktion beanspruchen, und den Fachverbänden auf Bundes- und Landesebene sowie den Sportvereinen, in denen Spitzensportler betreut werden. Entgegen des vielfach bemühten Begriffs der „Richtlinienkompetenz“ (vgl. Fußnote 14) besteht zwischen diesen Sportorganisationen kein hierarchisches Durchsetzungspotenzial, sondern Strukturanpassungen können in den betreffenden Organisationen nur im Rahmen von Verhandlungssystemen initiiert werden, die zu Prozessen der Selbststeuerung anregen.

Das zentrale Steuerungsmedium stellt dabei Wissen dar, wobei der Zusammenhang zwischen Steuerung und Wissen über Beratung hergestellt wird (Willke 1995/2001: 251), die im systemtheoretischen Sinne als „eine externe Hilfe zur angemessenen Selbstbeobachtung“ (Bette 1992: 145) zu verstehen ist. Wissen lässt sich beschreiben als „Kondensierung (Verfestigung) brauchbarer Beobachtungen“ (Willke 1995/2001: 252). Es kann damit nicht gleichgesetzt werden mit „‚Tatsachen‘ im Sinne einer unverrückbaren objektiven Richtigkeit oder Wahrheit“ (ebd.: 253). Beratung eröffnet dementsprechend lediglich

„Möglichkeiten, unterschiedliche Diagnosen zu testen und auf ihre Brauchbarkeit zu überprüfen. Das besondere Geschick von Beratungsexpertinnen besteht […] darin, ihre Diagnosen tatsächlich als präsumptive Konstruktionen zu behandeln und auf bestimmte Anzeichen hin zu revidieren – und dies so lange, bis sich jene besondere Qualität einer wechselseitig akzeptablen und brauchbaren Systemdiagnose herauskristallisiert, welche die Eigen-Operationen dieses Systems bezeichnet und generiert“ (ebd.: 259).

Übertragen auf das vorliegende Problem bedeutet dies, im Rahmen von Beratungskonstellationen in Verhandlungssystemen zwischen den relevanten Sportorganisationen organisationsspezifische Lösungen im Hinblick auf Inklusionsprobleme der Athleten- und Trainerrolle zu beobachten und zu reflektieren. Um dabei blinde Flecken innerhalb der Selbstbeobachtungen des Sportsystems sowie Reflexionsdefizite zu überwinden, kann es sinnvoll sein, externe Beratungs- oder Forschungsorganisationen im Sinne einer „stellvertretenden Reflexion“ in die Verhandlungssysteme einzubinden (siehe hierzu ausführlich bereits Bette 1992: 97 ff.). Wenig zielführend erscheint hingegen die Intention, die wissensbasierte Steuerung in einzelnen Organisationen – ob im DOSB oder in einer „Spitzensportagentur“[17] – zu zentralisieren, denn diese Organisationen dürften angesichts der Komplexität des Spitzensportsystems gar nicht in der Lage sein, alle relevanten Beobachtungen zu bündeln und in Wissen zu kondensieren. Es gilt vielmehr, die dezentrale, in unterschiedlichen Organisationen „verteilte Intelligenz“ zur Lösung der Inklusionsprobleme zu nutzen und dabei auf wechselseitige Irritationen zu setzen, die zu Strukturanpassungen führen, die sich mit der jeweiligen Eigenlogik der Organisationen vereinbaren lassen und deren Beobachtungen und Expertise angemessen berücksichtigen.

Im Hinblick auf die Konstitution von Verhandlungssystemen im organisierten Sport, die auf Problemlösungen gerichtet sind, gilt es ferner zu berücksichtigen, dass der „Systemnutzen“ im Sinne der Optimierung des Gesamtsystems (hier: der Spitzensportförderung) und der individuelle Nutzen (für die Beteiligten des Verhandlungssystems) divergieren können, was Mayntz (1993) am Beispiel von Policy-Netzwerken in der Forschungspolitik verdeutlicht:

„Systemnutzen und individuell zurechenbare Nutzen fallen […] in Policy-Netzwerken, in denen die Entscheider zugleich die Betroffenen sind, dann tendenziell auseinander, wenn individueller Nutzen kurzfristig kalkuliert wird, das Systeminteresse dagegen langfristig. Vor allem aber ist zu bedenken, daß der ‚Systemnutzen‘ sachlich auf einer anderen Dimension liegen kann als die entscheidungsrelevanten individuellen Nutzen; z. B. könnte in einem forschungspolitischen Verhandlungssystem der ‚Systemnutzen‘ in einem innovationsfördernden, radikalen Strukturwandel bestehen, während die entscheidungsbeteiligten korporativen Akteure auf Domänensicherung und Ressourcengewinne aus sind. […] Damit stellt sich dann auch die wichtige Frage nach den Voraussetzungen, unter denen Verhandlungssysteme nicht nur überhaupt zu einer gemeinsamen Entscheidung kommen, sondern ein möglichst problemadäquates Ergebnis erzielen“ (ebd.: 47 f.).

Eine entscheidende Voraussetzung für das Funktionieren von Verhandlungssystemen dürfte vermutlich darin liegen, die jeweiligen Steuerungsziele vom individuellen Nutzenstreben zu entkoppeln (ebd.: 51). Übertragen auf Verhandlungskonstellationen im organisierten Sport bedeutet dies, dass Innovationen und Systemoptimierungen in der Spitzensportförderung unwahrscheinlich erscheinen, wenn diejenigen über Strukturanpassungen verhandeln, die von den bisherigen Strukturen profitieren, weil diese ihnen z. B. den Ressourcenzufluss sichern.

Zweitens dürften Formen netzwerkförmiger Koordination in den Beziehungen zwischen Sportorganisationen und den Organisationen, die die dualen Karrieren von Spitzensportlern unterstützen können, eine hohe Bedeutung haben, die sich daraus ergibt, dass es Netzwerke durch die polykontexturale Verknüpfung von sozialen Adressen ermöglichen, in Organisationen Unterstützungsleistungen auch unabhängig vom jeweiligen funktionsspezifischen Kontext und dem Zweck der Organisation zu mobilisieren (siehe hierzu ausführlich Bommes und Tacke 2006). Diese Mobilisierung basiert auf einem netzwerkspezifischen reziproken Leistungsaustausch, der sich in der Erwartbarkeit gegenseitiger Gefälligkeiten manifestiert. So verhindert die auf der Freiheit von Forschung und Lehre basierende Autonomie von Hochschulen zwar formale Strukturanpassungen, die eine zeitliche Flexibilisierung der Studien- und Prüfungsorganisationen dauerhaft garantieren können, durch netzwerkförmige Adressierung können Hochschullehrerinnen und -lehrer aber für die erforderlichen Unterstützungsleistung mobilisiert werden, so dass sie ihre hohe Entscheidungsautonomie zugunsten der Athleten nutzen. Genauso können Entscheider in Arbeitsorganisationen netzwerkförmig mobilisiert werden, Athleten auf spitzensportkompatiblen Stellen zu beschäftigen, selbst wenn dies der Logik von Unternehmen und der Notwendigkeit, Arbeit über die Veräußerung von Leistungen zu refinanzieren, widerspricht. Und selbst in Schulen, die durch eine hohe Formalisierung der Teilnahmebedingungen für Schülerinnen und Schüler gekennzeichnet sind, können Netzwerkstrategien eine wesentliche Rolle spielen, wenn sie z. B. dazu beitragen, dass Schulleitungen ihre Entscheidungsspielräume zugunsten von Spitzensportlern nutzen. Für die Sportorganisationen ergibt sich daraus die Anforderung, aktive Netzwerkstrategien zu verfolgen, die darauf gerichtet sind, Promotoren der Spitzensportförderung in Schulen, Hochschulen und Arbeitsorganisationen zu identifizieren und diese für eine Unterstützung der Athleten zu mobilisieren (siehe hierzu ausführlich Borggrefe et al. 2009 sowie Borggrefe 2013). Durch solche Vernetzungsstrategien wird Spitzensport zu einem Thema in den betreffenden Gesellschaftsbereichen, wodurch die Möglichkeit besteht, auf die besonderen Leistungen von Spitzensportlern, aber auch auf deren Inklusionsprobleme aufmerksam zu machen und für Unterstützungsleistungen zu werben, was wiederum die Akzeptanz für den Spitzensport und die Förderung von Athleten in der Gesellschaft erhöhen dürfte.

Drittens dürften Netzwerke auch in den Beziehungen zwischen dem organisierten Sport und den Organisationen in Wissenschaft und Gesundheit eine wichtige Rolle zukommen. Auch in diesen Bereichen erscheint es für die Sportorganisationen zur Lösung von Inklusionsproblemen bedeutsam, netzwerkförmige Kontakte zu etablieren, die zeitnahe und verlässliche Zugriffe auf gesundheits- und forschungsbezogene Leistungen ermöglichen, wenn es beispielsweise darum geht, bei Verletzungen die sofortige optimale medizinische Behandlung von Athleten sicherzustellen oder Beratungsleistungen von Wissenschaftlern in Anspruch zu nehmen, die auf neuesten Forschungserkenntnissen beruhen und konkrete Problemstellungen des Spitzensportsports fokussieren. Auch hier gilt wiederum, dass solche Netzwerkbeziehungen den Spitzensport als Thema in der Gesellschaft – hier konkret in Organisationen des Gesundheits- und Wissenschaftssystems – verankern und erhalten, was wiederum seine gesellschaftliche Legitimation fördern dürfte.

In einer offenen, funktional differenzierten Gesellschaft kann der organisierte Sport die Bedeutung und Legitimation des Spitzensports nicht einfach voraussetzen, sondern er ist gefordert, diese aktiv zu fördern und zu erhalten, wofür dezentrale Netzwerkbildung eine wesentliche Strategie darstellen dürfte, denn darüber lässt sich die gesellschaftliche Anerkennung von Athleten und Trainern steigern, die Unterstützungsbereitschaft erhöhen und Systemvertrauen aufbauen.

3 Fazit

Im vorliegenden Beitrag ging es darum, auf der Basis systemtheoretischer Überlegungen zu analysieren, wie sich der Spitzensport in Deutschland erfolgreich steuern lässt. Dabei wurde erstens herausgearbeitet, dass eine erfolgreiche Steuerung grundsätzlich nur als Kontextsteuerung möglich ist, dass sich also auch der Spitzensport nicht direkt und instrumentell steuern lässt, sondern nur indirekt durch die Schaffung spezifischer Strukturbedingungen, wodurch die gewünschte Selbststeuerung relevanter Teilsysteme angeregt wird. Zweitens wurde dargelegt, dass eine Orientierung am bisherigen Steuerungsziel „Medaillenerfolg bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften“ zu kurz greift, um die gesellschaftliche Legitimation des Spitzensports in Deutschland und damit auch die Bedingung der Möglichkeit zukünftiger spitzensportlicher Erfolge zu erhalten. Drittens wurde die Komplexität der Steuerungskonstellation im Spitzensport in Deutschland herausgestellt, die mit den Sportministerien auf Bundes- und Landesebene sowie dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den Landesportbünden (LSB) nicht nur zentrale Steuerungsakteure, sondern auch eine Vielzahl weiterer Organisationen im Sport sowie im Erziehungs-, Wirtschafts-, Gesundheits- und Wissenschaftssystem umfasst, die als Adressaten der Steuerungsbemühungen fungieren. Und viertens wurde herausgearbeitet, dass angesichts der Grenzen hierarchie- und marktförmiger Koordination insbesondere Netzwerken und Verhandlungssystemen eine herausgehobene Bedeutung zukommt. In wissenschaftlicher Hinsicht ging es damit darum, allgemeine steuerungstheoretische Überlegungen auf das Feld des Spitzensports anzuwenden und ein Steuerungsmodell zu entwickeln, das für empirische Analysen genutzt werden kann.

Obwohl die theoretischen Überlegungen implizit Hinweise für eine Steuerung des Spitzensports enthalten, sollen abschließend konkrete Handlungsempfehlungen formuliert werden:

  1. Die vorrangige Orientierung am Steuerungsziel „Medaillenerfolg“ greift eindeutig zu kurz, da sich dieser nicht direkt und linear herbeiführen lässt, sondern nur über die Gestaltung von Kontexten, die die Bedingung der Möglichkeit sportlicher Erfolge schaffen. Als übergeordnete Zielstellung einer solchen Kontextsteuerung erscheint v. a. das Ziel des „Aufbaus von Systemvertrauen“ geeignet, da darüber zentrale Inklusionsprobleme der Athleten- und Trainerrolle überwunden werden können.

  2. Die Steuerungsstrategien haben der Komplexität der Steuerungskonstellation Rechnung zu tragen, d. h., die Steuerungsbemühungen sind auf all jene Strukturen zu richten, die für die Lösung zentraler Inklusionsprobleme relevant sind. Z. B. kann das Problem dualer Karrieren nicht allein durch Strukturanpassungen in Sportverbänden und Stützpunkten gelöst werden, sondern es bedarf organisationsspezifischer Kooperationen mit Schulen, Hochschulen und Arbeitsorganisationen, die über jeweils adäquate Steuerungsformen zu etablieren sind.

  3. Die hierarchische Steuerung von Sportverbänden durch die Ministerien bedarf der Legitimation durch Verfahren, weshalb man Förderkriterien benötigt, die den Anforderungen an Transparenz, Nachvollziehbarkeit und formaler Gleichbehandlung genügen. Angesichts der zentralen Handlungslogik des Spitzensports erscheint es durchaus sinnvoll, an sportlichen Erfolgen als Förderkriterium festzuhalten, zum einen, weil dieses Kriterium leicht messbar ist, zum anderen, weil es auch das Publikumsinteresse an einer Sportart beeinflusst. Dabei ist jedoch einerseits zu beachten, dass nicht allein Erfolge bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen Berücksichtigung finden, sondern auch Erfolge auf europäischer Ebene bzw. in den sportartspezifisch jeweils bedeutsamen Wettbewerben, weil diese ebenfalls ein hohes Zuschauerinteresse bedingen und Identifikationspotenzial bieten. Andererseits sind im Sinne der Kontextsteuerung weitere messbare Kriterien zu berücksichtigen, die Strukturen fokussieren, die als Bedingung der Möglichkeit von Erfolg bedeutsam sind. Dies könnte beispielsweise die Zahl der im Wettkampfsport aktiven Mitglieder sein, die eine Sportart aufweist.

  4. Die hierarchische Steuerung von Sportverbänden durch die Ministerien auf der Basis von Zuwendungen sollte nicht mit sportfachlichen Strukturvorgaben gekoppelt werden, weil eine Kopplung die dezentral verteilte Intelligenz sowie organisations- und sportartspezifische Anforderungen nicht angemessen berücksichtigt, was dann (im besten Fall!) nur Strategien der „Hypocrisy“ in den Verbänden provoziert.

  5. Hierarchische Steuerung durch die Ministerien scheint im Hinblick auf Organisationen, die einer staatlichen Souveränitätsabhängigkeit unterliegen (z. B. Schulen, Hochschulen, Behörden) sehr viel zielführender, als dies bei den durch Autonomie gekennzeichneten Organisationen des Sports der Fall ist, weil hier – in den strukturellen Grenzen der jeweiligen Organisation – die Möglichkeit besteht, direkt auf Strukturen einzuwirken, die Inklusionsprobleme der Athleten- und Trainerrolle lösen können. Dies betrifft z. B. die Einrichtung von Lehrer-Trainer-Stellen an Schulen und die Ausweitung spitzensportkompatibler Stellen zur beruflichen Förderung von Athleten im öffentlichen Dienst.

  6. Auf Versuche hierarchischer Steuerung sollte in den Beziehungen der Sportorganisationen untereinander gänzlich verzichtet werden, da entgegen des vielfach bemühten Begriffs der „Richtlinienkompetenz“ zwischen diesen Organisationen kein hierarchisches Durchsetzungspotenzial besteht.

  7. Da die Produktion sportlicher Erfolge und die Lösung von Inklusionsproblemen erhebliche Ressourcen erfordert, sind Formen markförmiger Koordination, die das Publikumsinteresse am Spitzensport nutzen, auf allen Ebenen auszuweiten. Dies setzt erstens voraus, dass Anreize zur Etablierung marktförmiger Kooperationen nicht durch Formen staatlicher Förderung eingeschränkt werden. Zweitens ist zu gewährleisten, dass auch auf allen Ebenen entsprechende Präsentations- und Identifikationsmöglichkeiten genutzt werden und alle relevanten Sportorganisationen sowie die Athleten entsprechende Vermarktungsgelegenheiten erhalten.

  8. Netzwerke bzw. Verhandlungssysteme stellen den zentralen Koordinationsmechanismus unter den Sportorganisationen dar. Sie ermöglichen es, auf der Basis wissensbasierter Kommunikation wechselseitige Irritationen in den relevanten Sportorganisationen herbeizuführen, die im Sinne der Selbststeuerung zu Strukturanpassungen führen, die zur Lösung von Inklusionsproblemen der Athleten- und Trainerrolle beitragen. Dabei erscheint es zur Überwindung von Reflexionsdefiziten sowie von „blinden Flecken“ in der Selbstbeobachtung zielführend, externe Beratungs- oder Forschungsorganisationen im Sinne einer „stellvertretenden Reflexion“ in die Verhandlungssysteme einzubinden. Wichtig ist im Kontext von Reform- und Innovationsbemühungen in Verhandlungssystemen zudem, die jeweiligen Steuerungsziele vom individuellen Nutzenstreben zu entkoppeln, d. h., dafür Sorge zu tragen, dass nicht „Betroffene“ über Strukturanpassungen verhandeln.

  9. Netzwerke bilden darüber hinaus den zentralen Koordinationsmechanismus, wenn es darum geht, Kooperationen mit Organisationen des Erziehungs-, Wirtschafts-, Gesundheits- und Wissenschaftssystems aufzubauen, die nicht nur einen erheblichen Beitrag zur Lösung von Inklusionsproblemen der Athleten- und Trainerrolle leisten, sondern darüber hinaus auch dazu beitragen, den Spitzensport als Thema in den betreffenden Gesellschaftsbereichen zu verankern, auf die besonderen Leistungen von Spitzensportlern, aber auch auf deren Inklusionsprobleme aufmerksam zu machen und für Unterstützungsleistungen zu werben. Solche Netzwerkbildungen können zudem effektiv durch Formen hierarchischer Steuerung durch die Politik flankiert werden, indem Ressourcen für Strukturen bereitgestellt werden, die entsprechende Vernetzungen fördern.

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Online erschienen: 2024-02-01
Erschienen im Druck: 2024-04-12

© 2024 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 23.5.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/sug-2024-2001/html
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