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Publicly Available Published by De Gruyter April 4, 2018

Unternehmensethik in der Marktwirtschaft

  • Karl-Heinz Paqué EMAIL logo

Liebe Leserin, lieber Leser,

am 13. September 1970 war im New York Times Magazine folgender Satz zu lesen: “The social responsibility of business is to increase its profits.” Der Satz stammte von Milton Friedman, dem späteren Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften. Der Satz ist berühmt geworden, eine Art Credo all jener zumeist marktwirtschaftlich orientierten Ökonomen und Politiker, die pointiert zum Ausdruck bringen wollen, dass die Sphäre des Marktes und die Sphäre der Moral strikt trennbar sind und es auch sein sollten.

Gilt der Satz noch heute, fast ein halbes Jahrhundert danach? Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, zwischen öffentlicher und wissenschaftlicher Diskussion zu unterscheiden. Im öffentlichen Raum – von den Medien der Meinungsmacher bis zu den Stammtischen der Bürger – gilt er längst nicht mehr. Dort werden zum Beispiel Strategien der Steuergestaltung und Steuervermeidung von Unternehmen äußerst kritisch beurteilt, auch wenn sie völlig legal sind. In der Wirtschaftswissenschaft ist die Einschätzung vielschichtiger, denn hier geht es stets um die Abwägung unterschiedlicher Kosten und Nutzen, seien sie privat oder sozial. Franz W. Wagner, Betriebswirt von der Universität Tübingen und Kenner der internationalen Besteuerung, widmet in diesem Heft dem Thema „Steuervermeidung und Corporate social responsibility“ in der Rubrik Wissenschaft im Überblick einen umfassenden Survey. Er erörtert die Erkenntnisse über Unternehmensverhalten und steuerfinanzierte Staatstätigkeit als alternative Organisationsformen der Produktion und Finanzierung privater und öffentlicher Güter unter Effizienz- und Verteilungskriterien. Die Ergebnisse – wen wundert’s? – sind differenziert, in jedem Fall viel differenzierter als die öffentliche Debatte.

In der Rubrik Das Gespräch geht es um eine der großen Herausforderungen, der sich moderne Gesellschaften gegenübersehen: den Terrorismus. Im Gespräch mit Karen Horn erläutert Martin Gassebner von der Universität Hannover und Fachmann für die Wirtschaft der organisierten Kriminalität, wie die Motive und Dispositionen der Täter aussehen, welche ökonomischen Folgen terroristische Anschläge haben und wie sie sich politisch, polizeilich und sozial bekämpfen lassen.

Beiträge aus der Forschung finden sich zwei in diesem Heft. Thiess Büttner und Manuela Krause erörtern die Steuerautonomie bei der Grunderwerbsteuer im Rahmen einer Simulationsanalyse zur Wirkung des Fiskalföderalismus. Oliver Lerbs und Michael Voigtländer beantworten die Frage, ob zur Vermeidung makroökonomischer Risiken eine Regulierung des deutschen Hypothekenmarktes geboten ist oder ob ein angemessenes Monitoring der Märkte für Immobilienfinanzierung genügt.

Karl-Heinz Paqué

Online erschienen: 2018-4-4
Erschienen im Druck: 2018-3-28

© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 27.4.2024 from https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/pwp-2018-0005/html
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