Wolframs Blutstropfenszene. Versuch einer magiologischen Deutung

Mögen die Interpretationen der Blutstropfenszene in Wolframs ›Parzival‹ inzwischen auch Legion sein, dürfte das die Forschung in Zukunft wohl kaum veranlassen, ihre Bemühungen um eine adäquate Deutung einzustellen; denn dazu ist die von Wolfram konstruierte Symbolik zu dicht und die narrativistische Inszenierung zu komplex. Trotz vieler und vielversprechender Interpretationsansätze, von denen hier nur die jüngste Studie von J. Bumke genannt sei, liegt eine Reihe von Untersuchungsfeldern noch brach, z. B. der Diskurszusammenhang der szenischen Schilderung mit Formen der Mantik und Magie, der im Folgenden fokussiert werden soll. Dieses Unternehmen, eine bislang vernachlässigte Facette in der Darstellung der Blutstropfenepisode interpretatorisch aufzuhellen, schließt an neuere mediävistische und komparatistische Forschungsbemühungen an, die Magie als thematologischen Schwerpunkt in fiktionaler Dichtung herauszuarbeiten.