Vertextungsverfahren des Erklärens und Argumentierens
10.1515/9783110707168.Abstract
Ziel dieses Beitrags ist es, Vertextungsverfahren des Erklärens und Argumentierens in fachlichen Unterrichtsgesprächen zu beschreiben und auf diesem Wege die Sprachlichkeit fachlicher Erkenntnis- und Lernprozesse genauer zu fassen. Vertextungsverfahren werden als sozial etablierte und kulturell sedimentierte Praktiken aufgefasst, mit denen komplexe Sachverhalte unter Bedingungen der Interaktivität sukzessive in geordneter Weise her- und dargestellt werden. Sie zeichnen sich durch unterschiedliche Weisen des Entpackens bzw. Zusammenschnürens von Wissenselementen aus und verlangen unterschiedliche Konfigurationen multimodaler Ressourcen. Auf Basis eines Korpus von 140 videographierten Unterrichtsstunden in den FächernMathematik und Deutsch werden erstens ausgewählte Vertextungsverfahren exemplarisch beschrieben. Zweitens wird gezeigt, dass Vertextungsverfahren in zwei grundlegend unterschiedlichen Darstellungsmodi operieren, dem Modus des Situierens oder dem Modus des Abstrahierens. Beide Modi erfüllen im Rahmen der (unterrichtlichen) Wissenskonstruktion und -vermittlung distinkte epistemische Funktionen.