1990 年 35 巻 2 号 p. 117-129,208
Spricht man vom Individualismus-Problem bei Simmel, so erinnert man sich meistens an den Problemenkomplex: quantitativer Individualismus ( Qn) v. qualitativer Individualismus (Ql), weniger aber an den: germanischer Individualismus (G) v. klassisch-romanischer Individualismus (K). Auch wenn von dem Ietztieren die Rede ist, setzt man ihn doch mit dem ersteren gleich, oder behandelt ihn als eine bloße kulturphilosophische Variante desselben. Anliegen der vorliegenden Arbeit ist es, "G v. K" von "Qn v. Ql" strikt zu unterscheiden und daraufhin das Verhältnis beider unter Berücksichtigung des Gedankenwandels von Simmel zu untersuchen. Das Ergebnis lautet: Bis "Rembrandt" (1916) behielt Simmel das Schema "Qn v. Ql," wobei darauf zu achten ist, daß bei Ql auch einige Gedanken von G unterliefen. In demselben Buch gelangte er nun zu dem "K (Qn v. Ql) v. G." Entscheidend war dabei, daß er sich von der Anbetung der soziologischen Differenz befreite. Der Problemkomplex "K v. G" wurde dem lebensphilosophischen Bezugsrahmen als dem primären zugeordnet, wogegen der Problemkomplex "Qn v. Ql" als der innerhalb von K betrachtet und dem soziologischen Rahmen zugeordnet wurde. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Dualitätsproblem von G, das gedeutet wird als Reflex des Scheiteros seiner Idee einer "Lebensrevolution" durch den Ersten Weltkrieg.