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  • Der erste Brief an die Korinther by Dieter Zeller
  • Christoph Stenschke
Zeller, Dieter. 2010. Der erste Brief an die Korinther. Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament 5. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Cloth. ISBN 978-3525515341. Pp. 549. 90 €.

Neben den umfangreichen englischsprachigen Kommentaren zum 1Korintherbrief (etwa R. E. Ciampa und B. S. Rosner, The First Letter to the Corinthians; The Pillar New Testament Commentary; Grand Rapids: Eerdmans; Nottingham: Apollos, 2010) liegt mit dem vorliegenden Band eine weitere deutsche Kommentierung vor (nach A. Lindemann, H. Merklein, W. Schrage, und E. Schnabel, Der erste Brief des Paulus an die Korinther; Historisch-theologische Auslegung; Wuppertal: R. Brockhaus; Giessen: Brunnen, 2006), die zudem im Kritisch-exegetischen Kommentar in einer großen Tradition steht (u.a. C. F. G. Heinrici; J. Weiß; H. Conzelmann). Zeller (verstorben am 16.2.2014) war Professor für NT und Religionswissenschaft des Hellenismus an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Wie bei den Vorgängerbearbeitungen ist Schwerpunkt seines Kommentars der historische und religions-geschichtliche Hintergrund des 1Korintherbriefs (sowohl hellenistisch-römisch als auch frühjüdisch). Zur Ausrichtung schreibt Zeller im Vorwort: „Die Suche nach analogen Motiven in der Religionsgeschichte sowie die traditionsgeschichtliche Beleuchtung sollten sich mit den philologischen Mitteln der Textanalyse verbinden, um die theologische Aussage des Paulus herauszuarbeiten, die vor diesem Hintergrund besser verstehbar wird oder Profil gewinnt."

Nach Literaturverzeichnis (Textausgaben und Hilfsmittel, Kommentare zum ersten Korintherbrief, Monographien, Sammelbände und Aufsätze) beginnt der Kommentar mit einer ausführlichen Einleitung (29–67). Behandelt werden die römische Stadt Korinth (Lage, Geschichte, Anlage, Kulte) und die Entstehung und Zusammensetzung der Gemeinde (ethnisch-religiöse Prägung und soziale Zuordnung) sowie die im Brief erkennbaren Gruppierungen und Konflikte in der Gemeinde. Zur sozialen Zusammensetzung der Gemeinde und ihren Folgen beobachtet Zeller: [End Page 507]

Mögen auch die tonangebenden Persönlichkeiten hauptsächlich aus Kreisen von Freigelassenen kommen, die sich als Händler oder Handwerker selbständig machten, so legt doch H. Merklein zu Recht gegen den sich herausbildenden „neuen Konsens" Gewicht auf die Feststellung, dass die Mehrheit der Gemeinde Menschen ohne Sozialprestige und Besitz umfasste. Soziale Differenzen spielen auch bei den in 1Kor offensichtlichen Spannungen in der Gemeinde eine Rolle. Das Verlangen nach Rhetorik und Weisheit (vgl. 2,1) ist der gehobenen Schicht der Griechen (die hier die Römer einschließen) eigen. Winter, Gill und Clarke wiesen daraufhin, dass das 6,1–8 kritisierte Prozessieren um zivilrechtliche Kleinigkeiten nur Betuchten möglich war. Einladungen in die Häuser von Ungläubigen (10,27) bzw. in Tempel (8,10) werden auch nur die Bessergestellten bekommen haben. Die Unterschiede zwischen den angesprochenen Führenden in der Gemeinde und denen, „die nichts haben", sind auch die Ursache für die 11,17–22 beklagten Spaltungen, die beim Herrenmahl zu Tage treten.

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Ferner beschreibt Zeller die Situation des Autors, den Aufbau des Briefes sowie eine knappe Diskussion des Briefes angesichts der Theorie und Praxis antiker Epistolographie und Rhetorik (Zurückhaltung gegenüber neueren Versuchen, den Brief eindeutig einer bestimmten rhetorischen Gattung zuzuordnen, 50). Zu möglichen Analogien zu antiken Briefen schreibt Zeller:

Unter inhaltlichen Aspekten bieten sich die Briefe von Philosophen an ihre Anhänger als Analogie an. Im Fall der Epikureer sind letztere sogar als Gemeinschaft organisiert. Hier hat auch die im Freundschaftsbrief verpönte Lehre einen Platz. Oft suchen die philosophischen Lehrer das Verhalten der Adressaten zu korrigieren. Z. B. schreibt der neupythagoreische Wanderprediger Apollonius von Tyana (Ende 1. Jh. n. Chr.) an Könige, Zunftgenossen und Städte, um Sitten und Gebräuche tadelnd richtigzustellen. Das erinnert an 1Kor mit seinen überwiegend praktischen Anliegen. Hier spielt auch wie 4,16f; 7,7f; 8,13–9,27; 10,33–11,1; 14,18f das Vorbild des Meisters eine große Rolle.

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Weiter diskutiert werden Fragestellungen der Literarkritik. Nach knappem Überblick über die Forschungsgeschichte—„Für komplizierte Theorien, wonach Brieffragmente in andere Briefe interpoliert wurden, findet sich keine Analogie. Sie sind auch wegen der technischen Bedingungen des Schreibens auf Rollen unwahrscheinlich" (54)—sammelt Zeller die Indizien für die Einheit des Briefes. Mit Resten des Vorbriefs scheint Zeller zu rechnen—sog „kleine Lösung," „Diese Annahme hilft jedoch, einige Probleme...

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