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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Rutari, A.: Das Washington-Denkmal für Amerika: ein Atelierbesuch bei Rudolf Siemering
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Unsre Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0064

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Das Washington-Denkmal. Von A. Rutari — Unsere Bilder. Vom Herausgeber

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Das Washington-Denkmal- von R. Siemering

Ruhe pflegt, stehen, erinnern an die gewaltigen Steppen
des Prairiengebietes.

Der Geist des Künstlers ist, wie man sieht, nicht
einen Schritt hinter der formenden Hand des Bildners
zurückgeblieben. Bleibt das Auge schönheitstrunken an den
herrlichen Linien der grandiosen Komposition, an den lieb-
lichen Einzelheiten des Kunstwerkes hängen, so versenkt sich
gleichzeitig die hingebende Betrachtung mit Entzücken in
die sinnvollen Details des Kunstwerkes, welches wie kein
anderes die geschichtliche Größe Washingtons, seiner
Zeit und seines Landes vor Augen rückt.

Nur wenig Jahre noch und der Fairmount-Park
Philadelphias wird etwas zu eigen haben, um das ihn die
ganze Welt beneiden mag: das unsterbliche Werk eines
deutschen Künstlers, das in der staubigen Werkstatt mitten
im lärmvollen Getöse des alten Berlin langsam aber
herrlich zur Blüte reift.

^ R. Rutari

Unsere Bilder

vom Herausgeber

ellqvists Talent besteht vor allem in der Lebendig-
keit und Wahrheit, mit der er uns eine bestimmte
Geschichtsperiode in all' ihren Äußerlichkeilen zu schildern ver-
steht. Realist bis zur Nüchternheit, ja mit einer gewissen
Vorliebe für das Häßliche, weiß er uns doch in jedem
Bilde sofort zu der Meinung zu bringen, daß die vor-
geführte Szene wohl so ausgesehen haben dürfte. Seine
Menschen bewegen sich ohne jedes Pathos nur um so
wahrer, besonders aber ist er unerschöpflich in Erfindung
von allerhand kleinen Zufälligkeiten, um das Ganze so
aussehen zu machen, als ob er es direkt nach der Natur
photographiert hätte. — Dies gilt auch ganz speziell von
dem vorliegenden Bilde des zum Scheiterhaufen geführten
Huß, wo er eine Detailmalerei entwickelt, die direkt an

Oie Kunst für Alle IN.

die Meininger erinnert. — Allerdings zeigt er dafür nicht
den großen, historischen Zug in seiner Auffassung, wie ihn
Lessing in seiner bekannten Wiedergabe dieser Szene, noch
weit mehr aber der alles Zufällige stolz verachtende Rethel
offenbart, dafür gelingt es ihm aber vollständig, die eigene
Persönlichkeit im Kunstwerk auszusprechen. Ebenso muß
man doch sagen, daß seine Schilderung des Jahrhunderts
und seiner Menschen jedenfalls eine ungewöhnlich leben-
dige ist. Auch Huß selbst erscheint durchaus glaubwürdig
und edel aufgefaßt. Noch besser freilich sind seine teils
wirklich fanatischen, noch öfter aber persönlich feindseligen
Gegner, die in ihm den hassen, der sie durch seine Reform-
pläne in ihrem Wohlleben stören will. So der Domini-
kaner hinten, der einst sein Kollege und Freund an der
Universität war und dann aus Eifersucht sein bitterster
Feind wurde. — Bleibt die ganze Geschichte des Konstanzer
Konzils eine trübselige, so ist es diese Episode desselben am
meisten, und man muß sagen, daß sie der Künstler uns
mit gewinnender Ehrlichkeit und viel Verständnis vorführt.

Am erquicklichsten wirkt freilich die Naturempfindung
bei den Künstlern, wenn sie für so hübsche Mädchen ver-
wendet wird, wie das, welches uns George v. Hößlin
vorführt. „Wie sie kurz angebunden war, das ist nun
zum Entzücken gar", behauptet Faust, und fällt es uns vor
dem so allerliebst neckischen Ausdruck dieses Köpfchens so-
wrt wieder ein. Was man nur alles für tiefe Gedanken
aus so einem paar schönen Augen herausliest! Hier ist
der schon lange herumsuchende Künstler offenbar in sein
richtiges Fahrwasser gekommen, möge er nun auch drin
bleiben und uns die Frauenschönheit ohne die Zugabe von
schwer verdaulicher Symbolik wiedergeben.

Wenn man die Fülle von künstlerischem Talent und
glänzendem Können betrachtet, die Leopold Müller in
Wien an die Schilderung seiner orientalischen Straßen-
szenen verschwendet, so frägt man angesichts dieses
 
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