Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

DOI issue:
Heft 9/10
DOI article:
Schricker, August: Die Sammlung Straub im Straßburger Kunstgewerbe-Museum
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0057

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Ä +

'Tm'immm

MBmBmusi



1


fee, nwrr-


Labinct aus Ebenholz.

Aus der Sammlung Straub im Straßburger Runstgewerbe-Museum.

x


tlüuv im MtraPurK

merve-TiiskM.

von Prof. vr. Aug. Schricker.

H

n dein ablaufenden Jahre hat das Rluseum
eine reiche Vermehrung erfahren, — es wurde
ihm die Sammlung Strcuib als Legat zu
Theil, so daß der Bestand der Mustersamm-
lung von ungefähr 5000 Nummern auf 6000 gestiegen ist.
Der am 2. November (89l verstorbene Generalvikar des
Bisthums, E>,-. Alexander Straub, war ein eifriger Säumt
ler, so lange ihn: die Muße des Lanonicats gegönnt war.
Sein Sammeleifer ging nicht nach bestimntter Richtung:
ihn interessirte Alles, was ihm von den Merken früherer
Zeiten begegnete, voit deit Llfenbeinskulpturen des frühen
Mittelalters bis 511 den Fayencen des 1(8. Jahrhunderts,
und so kam es, daß kaum eine der Gattungen gänzlich un-
vertreten blieb. Lin Inventar irgendwelcher Art war nicht
vorhaitden, denn Straub war ein so eifriger Sammler und
in den letzten Jahren seines Daseins so mit Geschäfteit über-
lastet, daß er nieinals die Zeit fand, mit der Feder dem
Wachsthum seiner Sammlung nachzukommeit.

Unter den zienrlich zahlreicheit Gemälden sind einige
von hohent Werthe, so eine große polztafel mit der Dar-
stellung der heiligen Katharina und Barbara in einem
gothischen Raum, von dem aus sich der Blick auf einen
freien Platz mit dem Gaden eines Bilderhändlers öffnet,
und ein Altarflügel mit dem Bildniß des heiligen Konrad.
Diese Bilder werden der in erfreulichem Wachsthunt be-
st,idlicheu städtischen Gemäldesammlung überwiesen werden.
Unter den Skulpturen sind einige interessante polzschnitz-
arbeiten, meist Madonnen uitd peilige, und eine Alabaster-
platte mit einer Kreuzigungsdarstellung italienischer Herkunft.

Die Medaillensammlung ist ziemlich zahlreich und zählt
eine Reihe vorzüglicher Stücke vont \5. bis 18. Jahr-
hundert ; den bekannten Sigismund Malatesta, von Nicolo
pifano, die große Imhof-Medaille, welche die General-
staaten durch Holtzheu (7^l Herstellen ließen, und eine
Medaille mit dem charakteristischen Relief des Florentiner
Gelehrten Bertinus. Line künstlerisch nicht hervorragende
Medaille ist werthvoll durch ihr Material und die Wid-
mung; es ist ein schweres Goldstück mit dem Bild des
französischen Archäologen Arcisse de Laumont und dem
Namen Straubs, dem dieselbe von dent französischen archäo-
logischen Kongresse 1882 gewidntet wurde.

Von besonderetn Interesse ist eine polychromirte Stuck-
tafel in der alten Fassung des (6. Jahrhunderts nach einent
Werke des Augsburger Meisters paus Daucher voit 1518,
jene köstliche Darstellung der heiligen Familie, welche im
Laufe dieses Jahrhunderts von dent Kaiserlichen Hos-
museum in Wien erworben worden ist (Saal XXII Nr. 53).
Bode hat die Tafel in dent Jahrbuch der königl. preuß.
Kuustsammlungen Battd VIII bei Seite 6 abgebildet. Daß
unsere Stucktafel, wahrscheinlich eine Atelier-Probe, nach
diesem Original abgegossen ist, zeigt deutlich ein Sprung
in der rechten Seite der unteren Lcke, der sich auf dem
(Original und dent Abguß befindet.

Line der werthvollsten Gaben für das Museum war
eine Reihe voit Bleiplaquetten, von denen wir sechs in
Abbildung geben (die runden 75 Millimeter, die viereckigen
55X75 Millimeter. Ls sind Darstellungen der Fortitudo,
der Lucretia, einer Rhetorica, Musica, Arithmetica und

Zeitschrift des bayer. Kunftgewerbe-vereins München.

*893. Heft 9 & *0. (Bg. *.)
 
Annotationen