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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Jäck, Eugen: Der Fußboden-Teppich, [2]: seine ornamentale und ästhetische Bedeutung für das moderne Zimmer
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Ueber Anlagen von Haustelegraphen
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Haltbarkeit der Farben
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0052

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Teile 37.

Februar-Heft.

)llnstr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Ziinen-Dekoration.

eine direkte Fortsetzung von dein des tNittelstiirkes ist, ohne irgend eine Trennung
in Zeichnung oder Farbe. Das Muster verläuft gewissermaßen im Sand. Tine
Nland, die ohne den Abschluß von Bördchen und Lambris, von der Decke bis zum
Fußboden tapeziert ist, wird Niemand schön finden, ebensowenig einen Plafond ohne
die üblichen Friese und Striche nach außen. All diese Bedingungen finden sich selten
un einem Orte vereinigt, da die Erfüllung derselben von zu vielen selbständig
arbeitenden Faktoren abhängig ist.

Bei kräftigen! Zusammenwirken der Tapeten-, Stoff- und Teppichindustrie, die
ja stets in sehr engem, künstlerischem Zusammenhang mit einander stehen und sich
-gegenseitig ergänzen, kann eine fruchtbare Rückwirkung auf weitere Kreise nicht
ausbleiben. Es muß unbedingt zugegeben werden, daß die Fortschritte auf diesem
Gebiet in den letzten zehn Jahren ganz bedeutende waren. Das öffentliche In-
teresse, das den Gewerbe- und
Kunstgewerbeschulen zugewendet
wurde, hat erfreuliche Früchte ge-
tragen und ermuntert zum Weiter-
schreiten ans dieser Bahn. — Die
-Publikationen auf allen Gebieten
des Kunsthandwerkes inehren sich
wit jedem Täg und noch immer
tommt etwas Neues, etwas Schönes
tzum Vorschein. Daß Uebereifrige
bei Veröffentlichung alter Kunst-
Hegenstände dann und wann ein-
mal über das Ziel hinausschießen
und in ihrem Kunsteifer Dinge an
den Tag ziehen die besser ver-
borgen geblieben wären, fällt nicht
schwer in die Wagschale. Es gilt
eben auch hier der Wahlspruch:

„Prüfet Alles und behaltet

das Beste."

No der Anlagen
Vvn Hauskelegraghen.

Es wurde schon mehrfach
gesagt und beklagt, daß nichts
wehr geeignet sei, die elektrischen
Baustelegraphen und Telephon-
Anlagen in Mißkredit zu bringen,
als schlechtes Material. Man stelle
diesen Angaben zur Seite, daß das
schlechte und sachunkundige Ver-
legen solcher Leitungen, wie es
von nicht speziellen Fachleuten ge-
schieht, in weit höherem Maße
dazu berufen ist, dem Publikum
ein falsches Urtheil über die Zu-
verlässigkeit elektrischer Anlagen
abzunöthigen. Allerorten hat inan
Gelegenheit, solche Anlagen zu
sehen. Die Leitungsdrähte hängen
meist schon nach kurzer Zeit von
den Wänden herunter, weil man
erstens mit dem Befestigungs-
waterial sehr spart, und zweitens,
weil man dazu alles verwendet,
was man gerade hat. Da sieht
man bald einen verzinkten Baken,
bald einen langen Drahtnagel und
daneben wieder einen Blaukoxf.

Die Drahtverbindungen werden
sehr einfach hergestellt. An jedem
zu verbindenden Drahtende wird
«ine Oese gebogen und dann letz-
tere zusammengchängt. Die so
erhaltenen Verbindungen werden
nicht isolirt, sondern blank an die
Wand verlegt. Die zn verwendenden Glocken, Druckknöpfe und Kontakte werden
natürlich mit mächtigen Drahtstiften an die Wand genagelt, so daß man den ersteren
mit Kammer und Meisel zu Leibe gehen muß, falls inan sie an einem anderen Grt
anbringen will. Daß man bei derartig hergestellten Anlagen mit großen Strom-
verlusten zu thun hat, was sich durch Ueberleiten, unsicheren Kontakt an den Ver-
bindungsstellen, umständliche Schaltungsweise und schlechtes Funktioniren der Glocken
«rklärt, ist selbstverständlich. Die zu Anfang dieser Zeilen benannten Installateure
wissen jedoch über diesen Schwerpunkt leicht hinweg zu kommen. Sie setzen einfach
so viel Elemente an, als nöthig sind, um die Läutewerke zum Ansprechen zu bringen.
Ein Beispiel: In einem zweistöckigen Hause werden betrieben: Im Parterre zwei
Glocken, welche zusammen läuten, im z. Stock eine Glocke und im 2. Stock eben-
falls eine Glocke. Zu diesem Zwecke sind Elemente aufgestellt im Parterre vier,
im t- Stock zwei und im 2. Stock ebenfalls vier, das inacht zusammen acht große
-Braunsteineleinente, während zu dieser Anlage zwei dergleichen Elemente, welche

im parterre stehen könnten, vollständig genügten. Was nun zum Schluß die Ele-
mente anbetrifft, so kann man oft schnurrige Sachen sehen. Man findet häufig in
Braunsteineleinenten sehr kurze Kohlen, welche kaum in den Braunstein hineinragten,
was man sich erst gar nicht erklären kann, bis man gewahr wird, daß man eine
große passende Kohle durchgeschnitten und jedes Ende in ein Element gesteckt hatte.
Die Zinke erfreuen sich oft desselben Loses, im klebrigen sind dieselben häufig aus
vier bis fünf Stücken I min starken Zinkblechen zusammengelöthet und ohne Iso-
lirung neben die Kohle gestellt, so daß sie mit dieser innigen Kontakt haben. Der
Kuriosität halber soll noch ein Element beschrieben werden. In einem runden
Glase stand eine Kohlenplatte, auf dem Boden des Glases lagen vier bis fünf
eigroße Stücke eines zerschlagenen Braunsteinbriquets. Die Lösung bildete Wasser,
in das man ein Paar Hände voll Kochsalz geworfen hatte. Daß derartige An-
lagen nie richtig funktioniren,
dürfte außer jedem Zweifel stehen.

Haltbarkeit der Farben.

Vor einiger Zeit ernannte
die englische Regierung einen Aus-
schuß zur Prüfung der Frage der
Lichtbeständigkeit der in Museen
»sw. ausgestellten Aquarellen,bezw.
der zu denselben verwandten Far-
ben. Der Ausschuß hat nunmehr
seinen Bericht erstattet. Als Grund-
lage seiner versuche dienten mit
allen bekannten Wasserfarben und
Farbenmischungen bemalte Papier-
streifen; dieselben wurden O.800
Stunden lang einem Lichte aus-
gesetzt, welches ^80 Jahren ge-
wöhnlichen Musenmlichtes glich,
also viel kräftiger war. Das Er-
gebniß war in der Kürze folgen-
des: Die Streifen, bei welchen
namentlich Pflanzenfarben, z. B.
Larmin, Gnmmigutt, verwendet
worden, veränderten sich bedeutend,
mit Ausnahme jedoch von Ber-
liner Blau. Die Mineralfarben,
wie Ocker, Lhromgelb, Terra di
Sienna sowie Berliner Blau zeig-
ten dagegen keine Veränderung,
von ZH Mischungen blieben nur
drei unverändert; sechs aber, welche
Berliner Blau enthielten, nahmen,
obwohl ganz bedeutend verändert,
nachdem inan sie sechs Wochen im
Dunkeln gelassen, ihren ursprüng-
lichen Farbenton mehr oder we-
niger wieder an. Doch nicht allein
durch das Licht leiden die Farben,
auch zl B. durch Feuchtigkeit. Die
versuche ergaben in dieser Be-
ziehung, daß auch viele Mineral-
farben und Berliner Blau durch
feuchte Luft zerstört werden. Da-
gegen blieben Aquarelle, welche
in einem festen, durch Glas er-
hellten Schrank eingeschlossen wa-
ren,. unverändert; ebenso über-
Haupt sämmtliche Farben, welche
in einem luftleeren Raume dein
Lichte ausgesetzt waren, Hieraus
folgert der Bericht, daß es das
Beste wäre, die Aquarellen der
Museen beständig in einem luft-
leeren Raum zu erhalten. Es
dürfte dies natürlich in der Praxis
so erheblichen Schwierigkeiten begegnen, daß daran kaum zu denken ist, zumal die
Herstellung eines völlig luftleeren Raumes, wie u. a. die Glühlampen beweisen,
zu den Unmöglichkeiten gehört. In Wohnräumen sind Aquarelle noch größeren
schädlichen Einflüssen ausgesetzt als in Museen, von Interesse waren in dieser
Hinsicht versuche mit Streisen, welche 2Z Monate lang dem gewöhnlichen Lichte
eines Wohnraumcs ausgesetzt waren. Hierbei ergab sich, daß die Mischungen von
Indigo und Indischroth ganz besonders litten, während die übrigen Farben mehr
oder weniger verblaßten. Die englischen Untersuchungen stimmen übrigens in ihren
Ergebnissen mit den Prüfungen ziemlich überein, welche Fritz von der Wiener
Staatsdruckerei mit den Farben veranstaltete, wie sie beim Farbendruck zur Anwen-
dung gelangen. Besonders warnt Fritz vor den Anilinfarben, wenigstens bis man
Mittel und Wege gefunden hat, sie zu fixiren. W. Bauindustrie-Ztg.

Abbildung Nr. zoz. Villa in moderner Nenaiffaneif von p. Gründling.
 
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