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Die Kunst-Halle — 2.1896/​1897

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No. 22
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Kunstchronik
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Persönliches
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Nr. 22

D ie A u n st - L) a l l e -—

347

nehmen, römischen Wohnhauses ausgegraben, das
den öffentlichen Prachtbauten der Kaiserlichen Treviris
würdig zur Seite gestellt werden dars. Die mit der Paupt-
straße des altrömischen Trier parallel liegende Front ist
noch in einer Anzahl von Blöcken erhalten, die dazu be-
stimmt waren, Säulen oder Pfeiler von polz oder Stein
zur Unterstützung einer Palle zu tragen. Der noch deutlich
erkennbare Eingang befindet sich zwischen zwei Pfeilern
und einem cyklopischen Steinhaufen. Tin langer, durch
die ganze Tiefe des pauses sich hinziehender Flur wird
von einem zweiten Flur quer durchschnitten, so daß das
riesige Gebäude in vier Theile getheilt ist. Seitenflure
oder, nach der Rohheit des Mauerwerks zu urtheilen,
Thüren, die in späterer fränkischer Zeit zugemauert wurden,
führen in die einzelnen Gemächer. Don diesen sind nament-
lich die mit Marmor ausgelegten Baderäume hervorzu-
heben, von denen das Kaltbad, das Warmbad und das
warme Luftbad nebeneinander liegen. Die südwestlichen
Räume sind unterkellert. Gut erhalten ist in einen: nach
dieser Seite gelegenen Lichthof eine Fensteranlage, die
man hier überhaupt zum ersten Male an römischen Bauten
gesunden. Das Interessanteste an der bedeutsamen Aus-
grabung ist jedoch der nunmehr freigelegte prachtvolle
Nosaikboden, der in seinem farbenprächtigen ornamen-
talen Schmuck zu den größten Seltenheiten zählt. Das
hervorragende Bauwerk dürfte nach der Ansicht von Sach-
verständigen aus den Jahren Zoo—350, der Glanzzeit des
römischen Trier unter Konstantin und seinen Söhnen, her-
rühren.
* Frankfurt a. M. Im „Gen.-Anz." wendet sich
eine bemerkenswerthe Stimme gegen die Wahl des Stand-
ortes des geplanten Kaiser Friedrich-Denkmals in
Kronberg, Pier soll für dieses Denkmal das Wiesen-
thal in einen öffentlichen Park umgewandelt werden. Der
anonyme Schreiber hält das Wiesenthal für völlig un-
geeignet, dagegen die nahegelegene Bürgelplatte „zu
dein Denkmal wie prädestinirt". Auf dem beabsichtigten
Platze könne der Beschauer einen für die Betrachtung des
Werkes günstigen Standpunkt überhaupt nicht nehmen;
außerdem sei kein passender Hintergrund vorhanden. Be-
züglich jener Bürgelplatte im Taunus aber heißt es:
„Mögen die Kosten der Errichtung des Denkmals höher
werden, der Bau längere Zeit erfordern, es ist der einzig
würdige Platz sür ein wirklich hervorragendes Denkmal
des Kaisers, nachdem man sich einmal für Kronberg ent-
schieden hat. Alles was dem von dem Ausschüsse ge-
wählten Platze fehlt, ist hier erfülltl Pier ist ein pinter-
grund, wie er alle Anforderungen erfüllt, der nicht er-
drückend, sondern beruhigend wirkt: der prächtige Berg-
wald des Altkönigs, der nur an einer Stelle größerer Aus-
forstung bedarf. Pier ist das Denkmal künstlerischer Selbst-
zweck, und von welcher Seite auch der Beschauer sich ihm
nähert, überall wird ihm die gewaltige Reitergestalt des
Siegers von Wörth in Heller, hehrer Klarheit entgegen-
leuchten." — Am 8. August wurde das nach dem Entwurf
Eduard von der Launitz's, von Lenz in Nürnberg, ge-
schaffene Denkmal Samuel Thomas von Sömmering's,
des Erfinders des elektrischen Telegraphen, enthüllt.
München. Die königliche postheaterintendanz be-
absichtigt in diesem perbst eine eigene Schule für
Theater Malerei mit Beihilfe der perren Prof. F. von
Lenbach und Prof. Rud. Seitz einzurichten. — Die Verlags-

anstalt F. Bruckmann, A.-G., beabsichtigt amOktober
eine neue illustrirte Monatsschrift „Dekorative Kunst"
herauszugeben.
* Paag. Pier beabsichtigt inan ein neues Theater-
gebäude zu errichten.
* Leyden. Den: Stadtarchitekten ist ein erhöhtes
Einkommen von 4000 Gulden nnd der Titel „Direktor"
bewilligt. In der guten alten Zeit hieß der Mann zwar
nur „Stadtsteinhauer", aber seine Werke waren künstle-
rischer.
* Kämpen. Ls besteht der plan, das spätgethische
Rathhaus zu restaurireu und zu diesem Zwecke Staats-
beihilfe zu erbitten; in dein Rathhause befindet sich ein
jetzt als Musenm eingerichteter alter Gerichtssaal ans der
besten Zeit der Frührenaissance (ca. VM).
* London. Für die „Königliche" Börse sind drei
große Gemälde in Bestellung gegeben. Ls sind dies
„König Karl I. zur Guildhall kommend, um fünf rebellische
Mitglieder zu entwaffnen", von dein bedeutenden Maler
Solomon I. Solomon, ein Geschenk des bekannten Bankiers
und Philantropen Sir Samuel Montagu, und „Königin
Elisabeth eröffnet die Königliche Börse" von Trosts, von
der „Krämer-Innung" gestiftet. Das dritte Gemälde, ein
Geschenk der „Eity of London", stellt dar „Wilhelm der
Eroberer, den Bürgern Londons den Freibrief gewährend."
* kV ar sch au. Für das Denkmal des polnischen
Nationaldichters Adam Mickiewicz ans dem Krakauer-
platz sind bis jetzt tZ^ooo Rubel zusammengebracht und
zwar aus allen Theileu des russischen Reiches.
* Urbino. Zur Beisteuerung sür das Raffael-
Denkmal, dessen Ausführung der italienische Bildhauer
Belli erhalten hat, ist nun auch das Ausland, z. B. der
Berliner Magistrat, angegangen worden, wenn zweifel-
los auch alle Gebildeten Deutschlands mit größter Teil-
nahme diesem Werke zugethan sind und es den Enthusiasten
aucb bei uns unbenommen bleibt, ihr Scherslein beizu-
steuern, so hätte ein deutscher Magistrat — und das
konnte sich wohl das italienische Komitö sagen — nur
dann Veranlassung, dem Unternehmen Opfer zn bringen,
wenn eine internationale Konkurrenz um die Aus-
führung des Denkmals ausgeschrieben worden wäre.
* Athen. Die französischen Ausgrabungen in
Delphi, die im vergangenen Jahre mit dem glänzenden
Funde der lebensgroßen, beispiellos gut erhaltenen Bronze-
statue eines Wagenlenkers und mit der Freilegung des
Stadion und des höchstgelegenen Theiles des heiligen Be-
zirks abschlossen, sollen jetzt von Neuem wieder ausge-
nommen werden, perr pomolle, der die Arbeiten bisher
geleitet hat, hat sich nut zwei anderen Gelehrten der fran-
zösischen Schule in Athen auf das Ausgrabungsgebiet be-
geben.
*

persönliches.

* Berlin. Der Präsident der Kgl. Akademie
der Künste, Geh. Reg.-Rath Prof. p. Ende, ist von
feinem Urlaub zurückgekehrt und hat die Präsidialgeschäfte
wieder übernommen.
 
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