Die Kunst-Halle — 3.1897/1898
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https://doi.org/10.11588/diglit.63304#0099
DOI Heft:
No. 6
DOI Artikel:Dix, Arthur: Frei von der Materie!: ein Farbentraum
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15. Dezember: 1897.
München. Werrtin. Wien.
III. Icrhrrg. Wo. 6.
Herausgeber: Drof. Dr. Georg Gallanö.
Zeitschrift für die Menden Muße
und das Kunstgewerbe.
lle bildende Runst ist abhängig von dem Material. Die Verkörperung
der Idee findet ihre Grenze in der Materie. Die Idee muß eine
Ehe schließen mit der Materie, um im Kunstwerk eine seste Gestalt
anzunehmen. Und indem sie es thut, verliert sie einen Theil ihrer selbst.
Zum Herrschen geschaffen, muß sie sich der Materie unterordnen.
Das Gemälde ist nicht allein Idee und Farbe. Die reine Idee der
Farbe wird beengt und geknechtet durch das Material, durch den Farbstoff.
Der Maler ist nicht frei; das Gemälde ist nicht Lins, nicht eine natürliche
Einheit. Die Farbe selbst ist nicht frei; sie ist auf die Leinwand geworfen,
mit der sie keinerlei natürliche Verbindung hat; eine gezwungene Gemein-
schaft; und sie ist veränderlich, äußeren Einflüssen unterworfen. Dis Idee
erhält in ihrer Verkörperung zugleich etwas Unnatürliches, Unfreies, Un-
beständiges, Unvollständiges. Eie unterliegt der Materie.
Wie es die große Tragikomödie der Kulturgeschichte ist, daß der
Mensch, der sich der Natur in weitestem Maße unterworfen hat, damit
zugleich in die größte Abhängigkeit von eben dieser Natur gekommen ist —
man denke sich den modernen Kulturmenschen nur einmal ohne seine Er-
findungen, seine Maschinen — so ist auch der größte Künstler, der die Farbe
1 fl. 20 Ar. (bei direkter Zusendung 2,50 Nk. — I sl. HO Ar.) bei allen
HO Pf. — 25 Ar.
(Schluß). von I. Norden. — Die Berliner Böcklin-Ausüellung. von
prei Hoy äer Materie!
Lin zfarb ent raum-
Arthur Dix.
Geschäftsstelle: Berlin ^^V., Rarlstraße 25.
München. Werrtin. Wien.
III. Icrhrrg. Wo. 6.
Herausgeber: Drof. Dr. Georg Gallanö.
Zeitschrift für die Menden Muße
und das Kunstgewerbe.
lle bildende Runst ist abhängig von dem Material. Die Verkörperung
der Idee findet ihre Grenze in der Materie. Die Idee muß eine
Ehe schließen mit der Materie, um im Kunstwerk eine seste Gestalt
anzunehmen. Und indem sie es thut, verliert sie einen Theil ihrer selbst.
Zum Herrschen geschaffen, muß sie sich der Materie unterordnen.
Das Gemälde ist nicht allein Idee und Farbe. Die reine Idee der
Farbe wird beengt und geknechtet durch das Material, durch den Farbstoff.
Der Maler ist nicht frei; das Gemälde ist nicht Lins, nicht eine natürliche
Einheit. Die Farbe selbst ist nicht frei; sie ist auf die Leinwand geworfen,
mit der sie keinerlei natürliche Verbindung hat; eine gezwungene Gemein-
schaft; und sie ist veränderlich, äußeren Einflüssen unterworfen. Dis Idee
erhält in ihrer Verkörperung zugleich etwas Unnatürliches, Unfreies, Un-
beständiges, Unvollständiges. Eie unterliegt der Materie.
Wie es die große Tragikomödie der Kulturgeschichte ist, daß der
Mensch, der sich der Natur in weitestem Maße unterworfen hat, damit
zugleich in die größte Abhängigkeit von eben dieser Natur gekommen ist —
man denke sich den modernen Kulturmenschen nur einmal ohne seine Er-
findungen, seine Maschinen — so ist auch der größte Künstler, der die Farbe
1 fl. 20 Ar. (bei direkter Zusendung 2,50 Nk. — I sl. HO Ar.) bei allen
HO Pf. — 25 Ar.
(Schluß). von I. Norden. — Die Berliner Böcklin-Ausüellung. von
prei Hoy äer Materie!
Lin zfarb ent raum-
Arthur Dix.
Geschäftsstelle: Berlin ^^V., Rarlstraße 25.