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Mitteilungen aus den sächsischen Kunstsammlungen — 1.1910

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Treu, Georg: Myronischer Athenakopf in der Skulpturensammlung zu Dresden
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Schreiber, Th.: Eine alexandrinische Konsolenfigur in Dresdner Privatbesitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.62156#0015

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EINE ALEXANDRINISCHE KONSOLENFIGUR

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auch in seiner Vereinigung mit dem Körper uns das fast vollständige
Athenastandbild des Myron erst eigentlich wiedergeschenkt hat.1)
G. Treu
EINE ALEXANDRINISCHE KONSOLENFIGUR
IN DRESDNER PRIVATBESITZ
Das Atelier des Dresdner Bildhauers Prof. Robert Diez enthält als
liebevoll gehüteten, von Orientfahrten heimgebrachten Schatz eine
Anzahl von Antiken, unter denen die hier abgebildete Figur ein be-
sonderes Interesse verdient, weil sie auf die in letzter Zeit viel er-
örterten Beziehungen zwischen alexandrinischer und pompejanischer
Kunst ein neues Licht zu werfen scheint. Es ist eine Kleinbronze
(Abb. 1) von fast 13 cm Höhe, Vollguß, und bis auf den abgebrochenen
vorderen Teil der Füße wohl erhalten. Die Ausführung ist nicht fein,
eher dekorativ, aber in den Hauptlinien bestimmt und ausdrucksvoll,
in den brutal gemeinen Zügen des Gesichts sogar meisterhaft skizziert.
Sie wird ihres extremen Realismus wegen etwa in die Mitte der
Ptolemäerzeit gehören. Dargestellt ist ein mit geschlossenen Beinen
stramm aufrecht stehendes, die Arme auf der Brust kreuzendes Weib
mit aufgeworfener Spitznase, hängender Unterlippe und zurücktreten-
dem Kinn, ein Ideal von Häßlichkeit, an welchem die ägyptische Haar-
tracht und eine ungewöhnliche Bekleidung zunächst auffallen. Die
Haare hängen in gedrehten Locken tief in die Stirn vor, am Hals und
auf den Nacken herab. Es ist die an alexandrinischen Porträtköpfen
häufig wiederkehrende, aus Libyen stammende Frisur, die hier freilich
aus tektonischen Gründen zu einem, den Hinterkopf verlängernden,
auf der Oberfläche abgeplatteten, durch Binden zusammengehaltenen
Chignon erweitert wird. Von vorn gesehen erinnert die Anordnung
der auf die Schultern vorfallenden Binden an die ägyptische Kopfhaube,
den sogenannten Klaft. Die übrige Ausstattung, das im Nacken sicht-
bare dreifache Halsgehänge, das enganliegende, unter der Brust zu-
sammengeschnürte Wollenhemd, aus dem Brust, Arme und Nacken
unverhüllt herausragen, und der über dem Schoß zusammengeknotete,
die Beine bis über die Knie freilassende Mantel finden in anderen

J) Die älteren Besprechungen von Myrons Athena-Marsyas-Gruppe finden
sich bei B. Sauer im Jahrbuch des Archaeologischen Instituts von 1908
Bd. XXIII S. 125 aufgeführt. Hier sind auf Taf. 3-4 auch die Torsen-Wieder-
holungen der Athena abgebildet. Ebenda im Beiblatt zu Sp. 341 des Archäolog.
Anzeigers von 1908 Sievekings Wiederherstellungsversuch der Gruppe. Die
Frankfurter Athena hat zuerst L. Pollak in den Jahresheften des Österreichischen
Archäologischen Instituts von 1909 Bd. XII S. 154 ff. und Taf. 2—5 bekannt ge-
machtiwiederholt bei Salomon Reinach, Gazette des Beaux-Arts 1910,1 S. 77 ff.).
Abbildungen des Dresdner Kopfes ohne Ergänzungen habe ich in Brunn-
Bruckmanns Denkmälern griechischer und römischer Skulptur auf Taf. 591
gegeben mit einem früheren Ergänzungsversuch Selmar Werners im Text.
 
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