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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 8.1888

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Ueber Filigran
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https://doi.org/10.11588/diglit.60987#0013

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Erscheint monatl. 1 mal.
Preis pro Semester Mrk. 2.— t • • i ti i
Verlag und Expedition LCipZlg, 0011 1. t cbrillll’ 1888.
Herrn. Schlag, Leipzig
4 Katharinenstr. 4.
Inhalt: Ueber Filigran. — Die Brüsseler Ausstellung 1888. — .JJ^jni^es i^r Heraldik. — Ein Kontrast in der Gewinnung des Edelmetalles
der Siebenbürger und Kalifornier Goldgruben. — Das Schmü^v&gT.fi’netablissenient von Tiffany & Co. in New York. — Die Rubinminen
von Birma. — Die Dresdener Sammlung. — Sprechsaal. — Frage- und Antwortkasten.

Zu beziehen
durch alle Buchhandlungen,
Postaiistnlten uud durch
die Expedition
Leipzig, Katharinenstr. 4.

Ueber Filigran.
(Nachdruck nur mit besonderer Genehmigung.)
Von allen Metallen der Erde sind Gold und Silber die edelsten
und kostbarsten, deshalb werden sie schon seit Jahrtausenden zu
feinen Schmucksachen verarbeitet. Da sie noch die besondere
Eigenschaft einer sehr grossen Dehnbarkeit besitzen, haben schon
längst vergessene Künstler diese benutzt, um die feinsten Arbeiten
in Schmucksachen von diesen Metallen zu liefern. Unter diesen
Arbeiten steht der Filigranschmuck als Kunstprodukt oben an. Die
Geschmeidigkeit dieser Metalle hat veranlasst, dass man den feinsten
Draht davon ausziehen und zu ornamentalen Schmucksachen ver-
arbeiten kann. Die Kunst des Filigrans oder gekörnter Fädchen
finden wir in Anschauung der ältesten Arbeiten, welche in ihrer
Vollendung und Feinheit nichts zu wünschen übrig lassen, und zwar
derartig, dass sie später nicht in so schöner Ausführung von der
Neuzeit wieder erreicht worden sind.
Zahlreiche Schmuckgegenstände von Filigranarbeiten sind in
den Grabstätten der alten Etrusker und Griechen aufgefunden
worden, die man heute noch in den Museen als die grössten Werth-
objekte aufgestellt findet. Bei dieser Kunstarbeit ist der fein
ausgezogene und gewalzte Gold- oder Silberdraht die Hauptsache;
derselbe wird wie ein feines Riemchen verwendet und durch Biegen
desselben die Linien und Figuren hervorgebracht, welche durch
eine stärkere Umfassung festgehalten werden. Die Gegenstände
können auf eine Metallplatte befestigt oder auch ohne diese als
durchbrochene Arbeit hergestellt werden. In jedem Falle müssen
die unter einander verbundenen kleinen Fädchen fest gelöthet sein,
was nur mit ganz feinem, besonders gutem Loth geschehen muss.
Um das Filigran entsprechend schön und nett zu machen, müssen

die Fädchen oder Bändchen auf der hohen Seite gekörnt sein,
was entweder durch Maschinen geschieht, oder auch mit der Hand
gefeilt werden kann; letzteres sieht aber nicht so gut aus. Zu den
Filigranarbeiten kommt auch noch die Körnerarbeit hinzu; dieses
Verfahren besteht darin, feine Gold- oder Silberkörnchen auf der
Kohle zu schmelzen und dann mit der grössten Genauigkeit nach
der vorgeschriebenen Zeichnung aufzulöthen. Man kann sich einen
richtigen Begriff davon machen, wenn man die Arbeiten der alten
Griechen und Etrusker betrachtet, da dieselben in diesem Genre
insofern von ganz besonderer Art sind, als das Filigran weniger
durchbrochen ist, indem die Feinheit zu wenig Festigkeit bietet
und es deshalb auf eine feste Platte von Metall gelöthet ist. Bei
den Schmucksachen dieser alten Völker sind die grössten Mannig-
faltigkeiten in den Ornamenten und Zeichnungen reichlich vor-
handen, so dass ihnen die Bewunderung aller Kenner zu Theil wird.
Mit der Kultur der Griechen ging auch dort diese Kunst' unter,
jedoch wurde sie in anderen Ländern auf verschiedene Art fort-
geführt. Die Goldschmiede des Occidents haben von dem Filigran
eine ganz andere Anwendung als die Griechen gemacht, aber doch
immerhin so, dass sie interessant genug war; ihr Filigran be-
steht aus weit stärkeren Fäden. Obgleich die Meister des elften
und zwölften Jahrhunderts tüchtige Arbeiten lieferten, so reichte
ihr Talent doch nicht aus, weder was die Feinheit der Arbeit an-
betrifft, noch die Zeichnung anbelangt, den Alten nachzukommen.
Ihr Filigran ist nicht ä jour gearbeitet, sondern auf Platten ge-
löthet und dient hauptsächlich dazu, der ganzen Fläche ein Muster
zu geben. Benvenuto Cellini beschreibt das Verfahren des Filigrans
genau. Von ihm selbst sind aber keine besonderen Resultate in
diesem Genre bisher entdeckt worden; dagegen soll zu seiner
Zeit ein ausgezeichneter Filigranarbeiter in Italien unter dem
 
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