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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 25.1928/​1929

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Dieckmann, Aloys: Von zeitgenössischer Münsterscher Bildhauerkunst
DOI Artikel:
Lill, Georg: Werke von Bildhauer Wilhelm F.C. Ohly
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https://doi.org/10.11588/diglit.59007#0299

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WERKE VON BILDHAUER WILHELM F. C. OHLY

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Gedanken und Vorstellungen lebendig, wie berufenste Sänger westfälischen Landes und
Volkes, ein Friedrich Wilhelm Weber in seinen Dreizehnlinden, so meisterlich sie uns
vorführen. Diese Schäfer, Spökenkieker, Apostel und Frauen: über die Eingebung des
Augenblickes werden sie zu typischen Vertretern ihrer Art und Gattung, in ihrer reinen
Menschlichkeit nicht weniger, wie oft auch in der tragischen Gebundenheit ihres von
Spannungen geladenen Inneren. So sind Bäumers Schöpfungen immer auch Stücke wert-
vollster Heimatkunst! Die religiöse Inbrunst aber, die sie beseelt und durchglüht, löst
sie in der natürlichen Wahrheit und Echtheit ihrer Formensprache oft genug los aus
allen bloß zeitbedingten Zufälligkeiten und reiht sie ein in die Meisterwerke ewig gül-
tiger, christlicher, religiöser Kunst.

WERKE VON BILDHAUER WILHELM F. C. OHLY

Von GEORG LILL

Tn Frankfurt im Deutschherrnhaus, das sich so wirkungsvoll monumental und doch
-*• heimlich an die Mainbrücke anlehnt, hat ein tüchtiger Plastiker mittlerer Jahre: Wilhelm
F. C. Ohly sein Atelier aufgeschlagen.
Sein Lebensweg führt von seinem Geburtsort in England an der schottischen Grenze
(Hüll 1883), im Jünglingsalter an das Städelsche Institut zu Frankfurt a. M. Größere
Studienreisen führen ihn nach Italien, London und schließlich Berlin, wo er sich als
Schüler und Gehilfe von Prof. H. Lederer den Sinn für monumentale Lösungen holte.
In Köln nimmt er die erste selbständige Tätigkeit auf, um schließlich sich doch Frank-
furt a. M. als ständigen Wohnsitz zu wählen. Eine Reihe von größeren Werken stammen
von seiner Hand, so das Freiheitsdenkmal in Elberfeld, der Gänsereiterbrunnen in
Essen, der Marienbrunnen in Krefeld. Eine innere Neigung zog ihn stets zu
größeren Arbeiten religiöser und kirchlicher Bestimmung, von denen wir hier eine kleine

Auswahl besprechen
wollen.
Für Ludwigshafen
hat Ohly zwei rei-
zende Schmuckbrun-
nen in Friedhöfen
geschaffen. In Lud-
wigshafen-Friesen-
heim steht neben der
Einsegnungshalle
der Franziskus-
brunnen (Abb. S.
265 u.266) und im
Hauptfriedhof der
Jonasbrunnen, der
eben erst vollendet
wurde (Abb. S. 266).
Beide zeigen im ar-
chitektonischen Auf-
bau, die Stadtbaurat
Laur geschaffen, die
strenge klare Form
der modernen Gestal-
tung, die in der
rhythmischen Aus-
einanderreihung kan-
tiger prismischer
Glieder Ruhe und
Schönheit erstrebt.
Als Bekrönung dient
bei beiden eine ver-


ST. FRANZISKUSBRUNNEN MIT UMGEBUNG AN
DER EINSEGNUNGSHALLE LUDWIGSHAFEN-
FRIESENHEIM. ARCHITEKT STADTBAURAT
LAUR-LUDWIGSHAFEN, BILDHAUER WILHELM
OHLY-FRANKFURT A. M.

hältnismäßig kleine
Bronzegruppe, die
aber in einem wohl-
überlegten Verhält-
nis zum Gesamtauf-
bausteht. Ebendiese
Verteilung von archi-
tektonischem Haupt-
teil und schmücken-
der Figurenbeigabe
ist wesentlich für
eine neuzeitlicheEin-
stellung. Nicht mehr
das knollige Heraus-
heben von übergro-
ßen Figuren, Girlan-
den, mächtigem Auf-
bau, sondern klare
Form und klarer Auf-
bau für die Fernwir-
kung und gemütvol-
les Versenken für die
Nahbetrachtung. In
seelischer Beziehung
sind bei beiden Brun-
nen die Darstellun-
gen wohlgewählt.
Franziskus der Hei-
lige und Prediger der
Bruderliebe wächst
zwischen Stauden

Die christliche Kunst. XXV. 8/9

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