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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 13.1878

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Clauß, Carl: Das neue Hoftheater zu Dresden, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5787#0189

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367

Todesfälle. — Konkurrenzen,

durch Säulen und Draperien zeigen die königl. Logen.
Die Grundfarbe des Saales ist ein zartes Meergrün,
von dcm sich die Vergoldung schön abhebt, und das
Abends von prächtiger Wirkung ist. Jedoch hätte viel-
leicht cin dunkler gehaltcner Hintergrund dcr Logen den
Raum noch etwas belebt. Abgcschen von den Medaillon-
reliefs in Gyps, Bildnissen berühiuter Künstler, welche,
von C. Schlüter ausgcführt, die Brüstungcn des crsten
Logenranges zieren, beschränkt sich die künstlerische Aus-
schmückung auf das Prosccnium und den Plafond. Wenn
es auch scheinen will, als wäre die Decke des alten
Hauses noch rcicher gegliedert und organischer mit der
Architektur verbundcn gcwesen, sv greift der gegenwärtige,
malerische Schmuck doch ebenfalls recht wirksam in letztere
ein und schließt in Jdce und Ausführung die Jnnen-
dekoration des Gebäudes glänzend ab. Der Plafond,
von J-Bkarschall gemalt, enthält in einer Arabesken-
umrahmung vier große ovale Felder mit allegorischen
Darstellungen anf Goldgrund: die Musc Griechcnlands,
Englands, Frankrcichs und Deutschlands; woran, in vier
Medaillons, die Doppelporträts von Aeschylos und So-
phokles, Shakespeare und Calderon, Moliöre uud Goldoni,
Gocthe und Schiller, wie schlicßlich, in einem weitercn
Kreise, Genien mit allerhand auf die dramatische Kunst
bezüglichen Emblcmen sich reihen. Eine treffliche Aus-
führuug durch den genanntcn Maler hat auch der Pro-
sceniumsfries gcfunden, in welchem wir, gleichsam wic
in einem Olymp, die hervorragendsten Gestalten des
Drama's und der Oper, um die allcgorische Gestalt der
poetischen Gerechtigkeit geschaart, erblicken.

Ohne daß die Dekoration des Saales irgendwie
unruhig oder zerstreuend wirkte, lenkt sie die Aufmerksam-
kcit dcs Auditoriums ausschließlich der Bühne zu. Letz-
teres nicht nur durch den erwähnten Fries, durch die
königl. Logen, welche die Architektur des Prosceniums
mit dcr des Saales vermitteln, sondern auch durch das
edcl gcstaltete Prosccnium selbst. Die breiten Seiten-
wände desselben sind mit doppclten Säulenstellungen ge-
schmückt, zwischen welchen sich oben Nischen öffnen mit
dcn von Chr. Behrens und H. Hultsch modellirten
Statucn: Eros und Psychc und Nemesis und Tyche.
Ueber diesen Figurcn sind Mcdaillons mit dem Pcgasus
und der Sphiux vou N. Die tz angebracht, während vier
anmuthige Karyaditen von Nentsch die Decke des Pro-
sceniums stützen. Was den Hauptvorhang anlangt, so
ist bekanntlich seiner Zeit, in Folgc eiues vffentlichen
Konkurrenzausschrcibens, Prof. F. Keller in Karls-
rühe damit betraut worden. Jn einer Bordüre von
Genien, welche au Fruchtschuüren die Bildnisse dcr be-
rühmtesten Dichter und Komponisten halten, zeigt das
große Mittelbild desselben dic Phantasie mit loderndcr
Fackel auf dem Throne, umgeben von den Pcrsouifika-
tionen der Tragödie nnd Komödie, der Vokal- nnd Jn-

368

strumentalmusik u. s. w. Die talentvolle Arbcit c
mancherlei Vorzüge; aber in Bezug auf Farbenstinn» ^
geht sie in ihren kalten Töncn nicht recht mit der " ^
farbe des Saales zusammen und entspricht !nnut "
ganz den Erwartungen, welche sich an die ^

^pften- ... der dcs

Der Bühnenraum ist bedeutend großer ato ^

alten Hauscs, und Maschinerien aller Art, übcr uni "
der Scene, kommen hier den Bedürfnissen ^ 3^^
Ausstattungsstücke unserer Zeit entgegen. Auch d>c ^
kehrungen zur Erwärmung und zur Ventilation I b
wohlangelegt; ebenso fehlt es nicht an solchen 8^^
Feuersgcfahr. Unter Anderem kann die Bühne dur ! ^
ciserne Gardine von dem Zuschauerraum feneifcst "
schlosscn werdcn. Selbstverständlich sind sciunn ,
Treppcn des Hauses von Stein ausgeführt unv ^
durchgängig unterwölbt; weder bei den Dachwerken i
bei den Etagenbalken ist Holz zur Verwendung 3^""
letztcre sind durch eiserne Balken mit dazwischc"
spannten Gewölben hergestelll. Mögen jich alle
VorrichtungeN in Zeiten der Gefahr bewährcn!
Verlust des Gebäudes würde noch ein ungleich 3^»^ ^
sein als der des alten Theaters. Gehört das ncne-^ .^
doch noch in erhöhterer Weise, durch seinen gcnial ^
pirten Grundriß, durch die reiche künstlerischc
schmückung seincs Jnnenbaues, wie namentlich anch " ^
seinen charaktervollen Außenbau, zu den bedeuten ^
Bauwerken, zu den schönsten Thcatern der Gegenw^

Carl Cla»st

Todesfälle.

Der Bildhauer Louis Nochet, 1817 in PariS gebore»,
Anfang März gestorben. .»i« >»

Der Maler Jean-Pierre-Alexan-rc Antigna,

Orleans geboren, starb zu Paris den 27. Februar.

Der schottische Maler G. Paul Chalincrs staf,:,„-iii
20. Februar zu Edinburg in Folge mehrerer ihni bei
Raubanfall beigebrachten Wunden. »„rl'

Der Maler Joscph Bonomi, 1796 in Rom geboren,
den ö. Mürz zu London.

Aoiikurrenzen.

Konknrrenz siir -ie nene Peterskirchc in Lcir'jig' h„d
den Ban der neuen Peterskirche auf dem Schlettci'plat
nicht weniger als 79 zum Theil sehr schöne Projekte »l
allen größeren Orten, auch aus Leipzig, rechtzeitig ci»!Ützer-
Mit höchst dankenswerthem Entgegenkommen hat. P.jngs'
zeitige Nektor der Universität für die Zeit der Umveii
ferion die schöne und für den Zweck sehr geeignete lin j,.
täts-Aula als Aufstellungsraum zur Verfügung gcstchst yer
Aufstellung allein wird unter der gefülligen Aäthini
beiden Deputirten des hiesigen Architektenvereins, -e» --
Rathsbaninspektor Kästner und Architekt Bösenberg,

8 Tage in Anspruch nehmen und dann, wsnn nicht
liche Hinderungen dazwischentreton, die Arbeit der -p

i„ Oci'

*) Rathsam will es erscheinen, bei Konkurrenzen »
farben gemalte Skizzen auszuschließen, sobald näinlich ^
spntere ülusführung in einem anderen Farbemnateria f ^

erfolgsn hat. Täuschungen bezüglich der Wirkung >»»
dere von Temperagemälden sind sonst unvermeidlich.
 
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