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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 45
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Die Metallisierung der Wachsperlen oder Glasschmelzperlen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0342

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c JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST »

Ai 45

306

Die Metallisierung der Wachsperlen oder Glasschmelzperlen.

Die metallisierte Glasperle bildet in der Bijouteriewaren-
fabrikation einen mit Vorliebe verwendeten Zierartikel, der
zwar auch, wie alle Modeartikel, seine Saison hat, aber
mit einer gewissen Regelmässigkeit und für bestimmte
Länder immer wieder Absatz findet. Vor allem ist es die
//o/?/glasperle, die in letzter Zeit eine so starke Nachfrage
hat, dass die Erzeuger dieses Artikels für 1908 vollständig
mit Aufträgen gedeckt sind und nur noch Orders auf-
nehmen können, deren Lieferungsfrist tief in die erste
Hälfte des Jahres 1909 reicht. Unter den verschiedenen
Dekorationsverfahren nimmt die Irisierung, Versilberung
und Vergoldung der Perlen noch die erste Stelle ein. Allerdings
werden die Perlen ab und zu auch sonst noch verschieden
gefärbt, so z. B. durch Ein-
malen mit Anilin- oder Lack-
farben; am gangbarsten erweisen
sich aber die mit Gold- oder
Silberdekor ausgestatteten Perl-
sorten, die, mit Fischschuppen-
essenz (Essence d’Orient oder
Girasol) überzogen, als Imi-
tationsprodukt für die echten
Muschelperlen in der Bijoutcrie-
warenfabrikation bei billigerem
Schmuck vielverzweigte Ver-
wendung finden. Dieses Über-
zugsverfahren, das mit dem
Namen „ Verwachsen“ bezeich-
net wird, besteht darin, dass
man entweder metallisierte oder
kristallhelle Hohlglasperlen mit
einer Perl-Iris versieht, die er-
reicht wird, wenn in Wasser
geschmolzener Gelatineleim mit
Fischschuppenessenz versetzt
und die dadurch gewonnene
Silberflüssigkeit auf die Perlen
aufgetragen wird. Nach dem
Trocknen versieht man die
Perlen mit einer sehr dünnen
Wachsschicht, wovon wohl
auch der Name dieses Deko-
rationsverfahrens herkommt.
Von besonderem Interesse
dürfte aber für viele unserer
Leser das von den Perlenerzeugern gewissermassen mit
sieben Siegeln bewahrte Geheimnis der Perlenvergoldung
sein, dem wir hier unsere Aufmerksamkeit in umfassender
Form widmen wollen. Die Goldperlenerzeugung bedingt,
wenn sie rationell betrieben werden soll, ein mehr oder
weniger grosses Betriebskapital und eine gute Portion
praktischer Erfahrung. Die Betriebsanlage erfordert zwar
keine besonderen kostspieligen Einrichtungen und Maschinen,
jedenfalls muss aber die Anlage derart beschaffen sein,
dass eine eventuelle unvorhergesehene Störung im Betriebe
vollständig ausgeschlossen erscheint. Die Vergoldung der
Perlen geschieht gewöhnlich in grossen, starken Glasflaschen,
die durch ein Pumpwerk luftleer gemacht sind. Der Vor-
gang ist hierbei folgender: Zunächst bringt man die sorg-
fältig gereinigten Glasperlen in die erwähnten Glasflaschen,
verbindet diese mit der Luftpumpe und pumpt die in den
Flaschen befindliche Luft vollständig aus. Ist dies ge-
schehen, stellt man den Lufthahn ab und lässt durch ein
zweites, ebenfalls mit einem Hahn verschlossenes Röhr-
chen die Vergoldungsflüssigkeit in die Flasche dringen.

(Nachdruck verboten.)
Jetzt werden die Perlen mit der Vergoldungsflüssigkeit
ausgeschwenkt und der Überschuss derselben in die frühere
Füllflasche wieder zurückgeführt, damit nichts von der
ziemlich teuren Goldlösung verloren geht. Die Perlen
werden sodann in andere Glasbehälter übergeführt, von denen
mehrere solcher Behälter um eine drehbar gelagerte Holz-
welle befestigt werden, um die Perlen dann mit der Welle
durch eine Kurbel oder Antriebsscheibe in Rotation zu ver-
setzen. Durch die gegenseitige Reibung der Perlen unter-
einander wird deren Oberfläche wieder von der Gold-
schicht befreit. Das durch diese Reinigung zurückbleibende
Gold wird durch geeignete Fällmittel wieder gewonnen.
Am zweckentsprechendsten dürfte hierbei die Reduktion
durch Wasserstoffsuperoxyd
sein. Man verdünnt zu diesem
Zwecke die zurückbleibende
Goldauflösung mit kohlensaurer
Natronlösung und setzt hierauf
etwas Wasserstoffsuperoxyd
hinzu. Dabei färbt sich die
Flüssigkeit sofort purpurrot,
und der sich bildende braune
Goldniederschlag kann nun ge-
sammelt werden. Ausserdem
kann aber das Gold aus seiner
Auflösung durch Eisenvitriol,
Oxalsäure, Ameisensäure, Anti-
monchlorür und Arsenchlorür
gefällt werden. Zur Vergol-
dungsfliissigkeit werden 0,189
Teile einer Goldchloridlösung
mit 0,205 Teile einer Natron-
lösung gemischt, und auf 1 Liter
dieser Mischung wird schliess-
lich als Reagenz 3 ccm konzen-
triertes feines reines Glyzerin,
gemischt mit der gleichen
Menge destillierten Wassers,
zugesetzt. Andere wenden an-
statt dessen auch Glukose in
Verbindung mit reinem Alko-
hol an.
Die Versilberung der Perlen
geschieht entweder auf dem-
selben Wege oder mittels Ein-
zugmaschine. Bei billigen Glasschmelzperlen wird die
Versilberung einfach durch Anrühren in einem irdenen
Gefässe bewirkt. Bei den Hohlglasperlen geschieht die
Versilberung meist mit der Einzugmaschine unter Anwen-
dung von salpetersaurem Silberoxyd.
Die Zusammensetzung der Versilberungsflüssigkeit wird
nach folgendem Rezept durchgeführt: 40 Gramm reines
salpetersaures Silberoxyd werden in einem Liter destillierten
Wassers gelöst, ausserdem bringt man 75 Gramm Ammoniak
und 40 Gramm chemisch reines Ätzkali in 2 Liter destillierten
Wassers zur Lösung und setzt beide Lösungen zusammen.
Als Fällungsflüssigkeit benutzt man gewöhnlich ein Ge-
misch, bestehend aus 100 Gramm rektifiziertem Alkohol
von 95°/0, der mit einer Lösung, bestehend aus 35 Gramm
Kandiszucker, in 1 Liter destilliertem Wasser versetzt und
auf 100° C erhitzt wird. Die Glasschmelzperlen werden
dann entweder in der Versilberungsflüssigkeit ausgeschwenkt
oder mittels der schon erwähnten Einzugmaschine mit
Silberflüssigkeit gefüllt. Die Fällung des Silbers geht
ziemlich schnell vor sich, weshalb man auch gezwungen

Anhänger^.mit Brillanten-und Perlen.
Von Theodor Schallmayer, München.
 
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