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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 27
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Nichtamtlicher Teil
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"Deutsche Kunstvereinigung"
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Vermischter Nachrichtenteil
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XIV, Heft 27.

Die Werkstatt der Kunst.

auktionen, dem einzigen Maßstab für Bilderxreise, solche
Fabrikate nichts bringen würden, auf Möbelauktionen je
nach dem Rahmen und der Größe t5—20 Mk. (Denn der
wert eines Bildes richtet sich, wie er die anerkennenswerte
Offenheit hatte festzustellen, nach dem aufgespeicherten
Verdienst des Künstlers, nach dem Namen und nicht nach der
wahren «Dualität. Diese spricht nur zu einem Achtel
mit! Das schlechteste Bild eines berühmten Malers ist
noch hundertmal mehr wert als das beste eines Anfängers.)
Von einem Kunstworts war (nach Gutachten) bei den
meisten Bildern überhaupt nicht die Rede, und da, wo ein
solcher vielleicht erblickt werden konnte, sank er auf ein
Minimum herab, weil dasselbe Bild oft so mal hergestellt
worden ist, also nur den wert einer mittelmäßigen Kopie
nach einem noch mittelmäßigeren Kunstwerk hatte.
Nehmen wir an, die von den Mitgliedern der Ver-
einigung gelieferten Werke sind, was sie der Anpreisung
nach sein sollten, Kunstwerke im werte von 200—800 Mk.
und auch vom ästhetischen Standpunkte aus Kunstwerke,
subjektive Aeußerungen eines wahren Künstlers und nicht
Wiederholungen, so könnten wir, wenn wir die vorher-
genannten Zahlen nur mit 5 multiplizieren, ein durchaus
annehmbares Resultat erhalten. Der Käufer bekommt für
^25 Mk. ein Bild. An dem Verkaufspreis ist der Künstler
mit 40—75 Mk., also im günstigsten Falle mit 6oO/y be-
teiligt, und für die ungünstigere Beteiligung entschädigt
ihn die Regelmäßigkeit der Arbeit.
Die Anmaßung, Kunstwerke zu einem Phantasiepreise
zu verkaufen, kann in unserem praktischen Zeitalter nicht
mehr gelten. Bis zu einem gewissen Grade müssen auch
beim Kunstwerk die aufgewandte Zeit und Mühe mit-
sprechen. Der oft geltend gemachte Satz, daß auch die Vor-
studien bezahlt werden müssen, ist wirtschaftlich falsch,
wenn der Künstler ein kleines Bild, das er in vier bis
fünf Stunden herstellt und bei dem er 4—5 Mk. Ligen-
kosten hat, mit durchschnittlich ^00 Mk. bezahlt bekommt,
so ist das ein recht guter Preis, der sich sofort zu einem
hervorragenden steigert, wenn eine regelmäßige Abnahme
solcher Werke garantiert wird, wie es in einer Vereinigung
ü la Kunstvereinigung möglich ist. Dort hatten die Maler
einen Tagesverdienst von 20 Mk. im Durchschnitt, in meiner
Steigerungsrechnung also von ^00 abzüglich etwa 20 Mk.
Kosten, also ein Ministergehalt! Liner solchen Einnahme
gegenüber würde es jedem Künstler möglich sein, auch

SIS

ohne Auftrag nebenbei, in ruhigeren Zeiten, die Werke zu
schaffen, die er seinem Genie folgend geben muß, und die
er heute oft genug aus Geldmangel zu unterdrücken sich
genötigt sieht! Daß für eine solche Art des Umsatzes von
Kunstwerken ein Interessentenkreis vorhanden ist, beweist
die Mitgliederzahl der „Deutschen Kunstvereinigung". Daß
es über sooo sind, wollen wir in keiner weise bezweifeln;
wir sind sogar überzeugt, daß sich diese Zahl noch wesent-
lich erhöhen lasten wird. Zweifelhafter will es uns aller-
dings erscheinen, daß eine solche Erhöhung eintreten würde,
wenn der künstlerische wert der angebotenen Arbeiten
stiege, selbst wenn der Einzelpreis nicht erhöht würde.
Denn der Erfolg solcher malerischen Erzeugnisse, wie sie
die „Deutsche Kunstvereinigung" bietet oder wie sie in den
photographischen Ateliers der Leipziger Straße zu finden
find, ist ein zu greifbarer, um an der Geschmacksrichtung
des deutschen Maffenpublikums zweifeln zu dürfen, wir
brauchen uns nur den Kreis der in jenen Geschäften aus-
gestellten Persönlichkeiten zu vergegenwärtigen, wir brauchen
nur die Namen, die aus Anerkennungsschreiben der „Kunst-
vereinigung" mitgeteilt sind, zu überstiegen, um festzustellen,
daß sich unter den Kunden der „Kunstvereinigung" noch
immer hohe Beamte, Offiziere, Gelehrte und Großkauf-
leute finden. In dem erst erwähnten Prozeß ist seitens
des angeklagten Redakteurs behauptet worden, diese Käufer
werden übervorteilt. Mit dieser Behauptung hatte der
Angeklagte entschieden nicht recht, denn: Lin gebildeter
Mensch, der hört, daß er für 25 Mk. ein Kunstwerk im
werte von 200—800 Mk., und zwar wie hier ausdrücklich
hervorgehoben wurde, vom Künstler direkt kaufen kann,
ist entweder von vornherein überzeugt, daß er Schund
kauft, und dann ist er töricht, oder er glaubt ein gutes
Geschäft zu machen, und dann ist er eine Persönlichkeit,
die die ehrliche Arbeit eines Mitmenschen sich zu dem 8.
bis 32. Teil ihres wertes erwerben will, also ein Geschäft
macht, das gegen den Anstand und die guten Sitten verstößt.
Noch heute während des Krieges blüht der Auktions-
handel in der Leipziger Straße, wo solche Bilder zum Ab-
satz kommen; noch heute ist die „Deutsche Kunstvereinigung"
imstande, ihren Zuwachs nachzuweisen. Die Gefahr, daß
das nach dem Kriege in noch erhöhtem Umfange einsetzen
wird, dürfen wir nicht unterschätzen, vielleicht ist der beste
weg, sich dagegen zu wehren der, daß wir von jenen zu
lernen versuchen! L.

Vermisster QLchrichtenteil.

— Aus Rkaäemien rmä Runltledulen —
München, ar. (Die Münchner Akademie der bil-
denden Künste im Kriege.) Trotz dem Kriege und der
militärischen Belegung des ersten Stockwerkes der Akademie
konnte diese ihren Unterricht in allen Schulen eröffnen
mit einer nur geringen Frequenz der Schüler. Diese ist
mit Rücksicht auf die Zeitlage überraschend gut, sie be-
trägt 50o/g des sonstigen Besuches, von den 2^2 einge-
schriebenen Akademikern sind 96 eingerückt, darunter
haben viele als Kriegsfreiwillige Palette und pinsel mit
Tornister und Seitengewehr vertauscht. Nach bisherigen
Meldungen fanden bereits ^0 Akademiker den Heldentod.
Lbensoviele wurden mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Von dem Besuche sind natürlich alle Angehörigen der mit
uns kriegführenden Staaten ausgeschlossen. Aber auch
der Besuch aus den neutralen Staaten ist nur gering.
Unter den 48 Ausländern befinden sich 24 Vesterreicher,
8 Schweizer und 8 Angehörige der vereinigten Staatem
Das Hauptkontingent stellen die außerbayerischen Bundes-
staaten mit t64 und Bayern mit ^03 Schülern.

j— Rus RünMei»- «nci RunNveveinen —
Berlin. ar. (Mitgliederwahl in der Berliner
Akademie der Künste.) Zu neuen ordentlichen Mit-

gliedern der Berliner Akademie der Künste sind jetzt der
Maler Prof. Ernst Pfannschmidt und der Architekt Geh.
Gberbaurat Friedrich Oskar Hoßfeld gewählt worden.
Die Wahlen wurden soeben von dem vorgesetzten Minister
bestätigt. Die Akademie hatte im letzten Jahre ihr Mit-
glied den Geh. Baurat Dr.-Ing. Heino Schmieden durch
den Tod verloren, für den nun Hoßfeld eintritt, während
ein Malermitglied der Akademie im letzten Jahre nicht
verstorben war. Doch bleibt die Zahl der Mitglieder in der
Sektion für die bildenden Künstler mit 48 noch beträcht-
lich unter der festgesetzten Höchstzahl von so in Berlin
wohnhaften Künstlern. Pfannschmidt ist der Sahn des
bekannten Geschichts- und Kirchenmalers und der Bruder
des im Herbst in Frankreich gefallenen Bildhauers Fried-
rich pfannschmidt. Er steht im 47. Lebensjahre, war einst
Meisterschüler Eduard v. Gebhardts und lange Zeit
im Rom tätig. In der Berliner Kaiser Wilhelm-Gedächt-
nis-Kirche sind die vier großen Mosaiken der Anbetung,
Bergpredigt, des Einzugs in Jerusalem und der Kreuzi-
gung von ihm. Für Hamburg malte pfannschmidt die
Auferstehung auf dem Altar der neuen Michaeliskirche,
für Kiel den Wandschmuck der Iacobikirche, für Essen
den Altar der Lrlöserkirche, für Düsseldorf die Speisung
der Fünftausend in der Matthäikirche. Sein Bild von
Ehristi predigt in Bethanien besitzt die Berliner National-
galerie. pfannschmidt erhielt den Ehrenpreis der Stadt
 
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