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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 11.1927

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Heft 60
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Buchbesprechungen
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Grimschitz, Bruno: Bücher zur Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts, [2]
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Glück, Gustav: [Rezension von: T. W. Muchall-Viebrook, Flemish Drawings of the Seventheenth Century]
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https://doi.org/10.11588/diglit.55197#0305

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BUCHBESPRECHUNGEN

Verlebendigung der Grundzüge von Friedrichs
Stimmungskunst, gestützt durch Exkurse in die
Welt romantischen Schrifttums. Daß die Ent-
stehungszeit des einzelnen Gemäldes — und also
der Entwicklungsweg des Künstlers — auf histo-
rischem und stilkritischem Weg festzulegen ist,
erweist Karl Kurt Eberlein in seinem Auswahl-
heft mit Bildern Friedrichs aus dem Furche-Verlag.
Es trägt, in lebendigstem Verhältnis zum Werk,
die konkreten Grundlagen — die Verkehrung
aller Methodik! — zu Wolfradts Wesensbestim-
mung nach. Wertvoll als Beitrag zur Erkenntnis
der Darstellungsform Friedrichs vor allem die
Untersuchung und Interpretation der maltech-
nischen Organisation, die nicht unwesentliche
Züge zur Charakteristik der künstlerischen Indi-
vidualität zu offenbaren vermag. »Die Wert-
geschichte der Technik ist noch nicht geschrieben.«
Das wichtige Wort Eberleins steht in der Einleitung
zu Kaspar David Friedrichs Bekenntnissen1. Die
eigene geistige Welt Friedrichs wird in den
gesammelten Dokumenten lebendig, seine Stellung
in der Zeit und die Reaktion der Umgebung
auf seine künstlerische Produktion. Es ist die
romantische Atmosphäre Dresdens, die bildkünst-
lerisch auf Friedrichs Kreis beschränkt bleibt.
Die sich isoliert von aller Gemeinsamkeit der
nach dem römischen Süden fahrenden Deutschen,
weil sie nicht der Sicherung im Menschlichen
und im Künstlerischen bedarf durch Hilfen
außerhalb ihres eigenen Wesens, sondern weil
sie im Konflikt zwischen Aufklärung und pro-
testantischer Gläubigkeit aus sich heraus die
erlösende malerische Form findet: die Form
eines landschaftlichen Symbols ihrer rationalen
Gläubigkeit.
Zur Kunstgeschichte des deutschen Westens bringt
die Sammlung kleiner Düsseldorfer Kunstschrif-
ten2 wertvolle Bausteine. Sie beginnen mit Arbeiten
von Cornelius, Rethel, Bendemann, Lessing und
führen in die zweite Jahrhunderthälfte. Für die
1 Karl Kurt Eberlein, Kaspar David Friedrich / Be-
kenntnisse. Klinkhardt&Biermann-Verlag, Leipzig 1924.
Mit 28 Abbildungen.
2 H. W. Keim und Karl Kötschau, Pempelfort / Samm-
lung kleiner Düsseldorfer Kunstschriften. Verlag L.
Schwann, Düsseldorf.

französische Malerei faßt in kurzem Abriß Emil
Waldmann in Jedermanns Bücherei 3 die wesent-
lichsten Energien des Jahrhundertverlaufs zu
einer klaren und fließend geschriebenen Übersicht
zusammen: kenntnisreich referierend, in unmit-
telbar praktischem Verhältnis zur malerischen
Schöpfung, positiv für einen weiteren Leserkreis,
von durchaus klug und sicher nuancierender
Haltung. Als wesentliche Bereicherung für die
deutsche Kunst der zweiten Jahrhunderthälfte
steht nur Julius Meier-Graefes Buch: Der Zeichner
Hans von Marees4 . Zu einer Auswahl schöner
Lichtdrucke, die man von einem Ganymedblatt
ergänzt und beschlossen sehen möchte, schreibt
Meier-Graefe eine Einleitung von überlegenem
Niveau der Anschauungen und Gedanken. Eine
freie Paraphrase der zeichnerischen Kraft Marees’,
die auf dem Fundament der monumentalen
Monographie Meier-Graefes ruht, offenbart in all
ihrer scheinbar subjektiven Wertung, Verdicht-
ung und Zusammenfassung eine tiefere geistige
und künstlerische Durchdringung des Stoffes
als so manche sich »objektiver« Formulierung
bedienende Forschung. Bruno Grimschitz
T. W. MUCHALL-VIEBROOK, FLEMISH DRAW-
INGS OF THE SEVENTEENTH CENTURY.
(Drawings of the great Masters: a series of vo-
lumes under the general editorship of A. E.
Popham and K. T. Parker). London, Ernest
Benn, 1926.
Ein Überblick über die Leistungen der flämi-
schen Zeichenkunst des 17. Jahrhunderts ist
nützlich und willkommen. T. W. Muchall-
Viebrook gibt ihn mit einigem Geschick an
der Hand von siebzig Abbildungen. Dem Plane
der Serie, in der das Werkchen erscheint,
entsprechend, unterrichtet eine gemeinverständ-
liche Einführung kurz und zumeist zutreffend
über das Leben und die Zeichenweise der ein-
3 Emil Waldmann, Französische Maler des 19. Jahr-
hunderts. In Jedermanns Bücherei. Ferdinand Hirt in
Breslau 1925. Mit 32 Abbildungen.
4 Julius Maier-Graefe, Der Zeichner Hans von Marees.
R. Piper u. Co., München 1925. Mit 32 Lichtdruck-
tafeln.

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