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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 1.1904/​1905

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Wolter, Franz: Franz von Lenbach
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Schmitt, Franz Jakob: Die Kathedrale St. Stephan zu Metz in der ehemaligen Kirchenprovinz Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.53156#0258

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©W FRANZ VON LENBACH ^3

erlesensten Gegenständen, den Gemälden,
geschnitzten Möbeln, Gobelins, antiken Vasen
und Plastiken hatte er eine große Freude.
Für all diese Herrlichkeiten baute er einen
im italienischen Rennaissancestile gehaltenen
Palast, selbst ein Kunstwerk, welches er
jedermann zur Besichtigung zugänglich
machte. Dann baute er das prächtige Künst-
lerhaus, in welches er eine Serie seiner besten
Bilder stiftete, immer von der hoheitstrahlen-
den Renaissance ausgehend. Die ihm zur
Verfügung stehende Macht benützte er, um
Kunst zu fördern, überall griff er durch Opfer-
freude und durch seine Tat ein. Er war fürst-
lich in seinen Spenden, wenn er einen künst-
lerischen Gedanken verwirklichen konnte,
und hilfreich in der Not so manchem minder-
begüterten Kollegen gegenüber. Ebenso wie
er viele Tausende für seine Werke einnahm,
ebenso verschenkte er sie, wenn er Liebe und
wahres Verständnis für Kunst fand. Bei ihm
war alles selbstverständlich. So wie es selbst-
verständlich war, daß Könige und Fürsten
den Meister in seinem Atelier besuchten, daß
ferner, als Bismarck nach München kam, er
nur bei Lenbach wohnte, so war es nur
natürlich, daß der Meister überall an der
Spitze stand, auch dann, wenn die Künstler-
schaft ihre Feste feierte. Wie er dieselben
zu den prunkvollsten und glänzendsten Er-
eignissen gestaltete, das wird jedem noch er-
innerlich sein, der sie miterlebt hat. Als am
31. März 1900 die Einweihung des Münchener
Künstlerhauses veranstaltet wurde, glaubte
man das Gastmahl des Levi, wie es von
Paolo Veronese gemalt uns zu Venedig in
der Akademie erhalten ist, in Wirklichkeit zu
sehen. — Durch seine ganze Lebensstellung,
durch seine große Kunst hob er den Künstler-
stand wie bisher niemand vor ihm und stellte
ihn dem Höchsten gleich, was in mensch-
licher Kultur erreichbar ist. In ungetrübtem
Glanze steht so Lenbach, wenn man von
einigen flüchtigen Werken zumal der letzten
Zeit absieht, vor uns und wird stehen
bleiben, so lange es noch Werke seiner
Hand gibt. Lenbach war, alles in allem ge-
nommen, ein ausgeprägt starker Charakter,
von einer Wahrhaftigkeit, die sich nicht
allein in seinen Bildnissen aussprach, son-
dern in allen seinen Taten, mitunter in
einer impulsiven, sich selbst vergessenden
Rücksichtslosigkeit. Aber gerade dadurch
zeigt sein ganzes Leben, wenn man es ein-
mal aufmerksam verfolgt hat, in stetig sich
aufwärts bewegender Linie ein Streben zur
Vervollkommnung und einen vor keiner
Schwierigkeit zurückschreckenden Mut. Er,

der in unserer zeitgenössischen Malerei in
einer frischen, nie dagewesenen Art seinen
hohen Geist hineintrug und zur Vertiefung
der Bildnismalerei ins psychologische Gebiet
für alle Welt neue Wege gewiesen, hat als
Lohn des Sieges den Lorbeer verdient, der
ihm auf dem Moosacher Friedhöfe in München
von der Künstlerschaft in so reichem Maße
gespendet wurde.
DIE KATHEDRALE St. STEPHAN
ZU METZ
IN DER EHEMALIGEN KIRCHENPRO-
VINZ TRIER
Von Architekt FRANZ JAKOB SCHMITT in München
Die am Einflüsse der Seille in die Mosel
gelegene Stadt Metz kommt schon frühe
als Metae oder Metis, auch als Divodurum
und Mediomatricum vor; dieser Name rührt
von dem hier seßhaften Mediomatriker Volks-
stamme her, dessen Wohnplätze sich noch
zu Cäsars Zeiten bis an den Rhein erstreck-
ten. Verschiedene Heerstraßen wurden nach
Metz vom weltbeherrschenden Volke der
Römer angelegt, daselbst ein Kaiserpalast,
ein Amphitheater, eine Naumachie sowie
Thermen erbaut, welche ihr Wasser aus den
Quellen in Gorze erhielten, wovon bei Jouy-
aux-Arches heute noch die großartigen Reste
der Wasserleitung erhalten sind. Später wurde
die Stadt Metz durch Attila zerstört; wieder
auflebend, kam sie unter die Gewalt der
Franken, ward die Hauptstadt und Residenz
der Könige von Austrasien. Bei der im
Jahre 843 erfolgten Teilung der Länder
Lothars kam Metz mit dem ganzen König-
reiche Austrasien an Ludwig den Deutschen
und so an das Deutsche Reich. Wie Metz
gehörten auch die Städte Toul an der Mosel
und Verdun an der Maas ursprünglich zu
Lothringen, Ende des 10. Jahrhunderts mach-
ten sich diese drei Bischofsstädte davon los
und erschienen nun als unabhängige, freie
deutsche Reichsstädte, bis sich unter Kaiser
Karl V. ihr Los wesentlich änderte, um end-
lich im Westfälischen Frieden 1648 förmlich
an Frankreich abgetreten zu werden. Gleich
Toul und Verdun stand das Bistum Metz
unter dem Metropoliten von Trier, auch
führten die Metzer Bischöfe den Titel deut-
scher Reichsfürsten.
Der erste Bischof war der in Rom geborene
hl. Klemens, welcher um die Mitte des
3. Jahrhunderts nach Gallien gekommen und
erstmals in Metz das Evangelium verkündet
 
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