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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 8.1934

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Nr. 40 (7. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44614#0171
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ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT


OFFIZIELLES ORGAN DES BUNDES DER DEUTSCHEN KUNST- UND ANTIQUITÄTENHÄNDLER E. V. MÜNCHEN

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G.m.b.II.»
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
Bankkonto: Deutsche Bank u. Disconto - Gesellschaft, Depositen - Kasse M,
Berlin W 62, Kurfürstenstr. 115. Postscheckkonti: Berlin 1180 54; Den
Haag 145512; Paris 1700 14; Prag 59283; Wien 114783; Zürich 8159

früher:


Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 • Tel. B5 Barbarossa 7228

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mk.5,50; oder: Tschechoslowakei Kc 45; Frank-
reich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25; Schweiz und die nicht ange-
führten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50; Sammelmappen pro Jahrgang Mk. 4,50

Restaurierung von Gemälden

Je älter Bilder werden, um so größeren Ver-
änderungen sind sie ausgesetzt; die Farben
dunkeln nach, der Firnis wird trübe und
schmutzig, die Oberfläche bekommt Risse und
Sprünge, oft fallen ganze Farbpartien ab. Sie
erkranken im Material, in der Farbe, im Firnis.
Die fremde Hand eines Restaurators greift ein;
das Bild wird wieder aufgeputzt und „aufge-
frischt“, oft auch übermalt.
Die Öffentlichkeit erfährt selten etwas von
solchen Restaurierungen. Die Arbeit der Bilder-
ärzte geschieht auch heute noch so gut wie im
geheimen; jeder hat andere Rezepte und Me-


Joos van Cleve, Madonna
Holz, 36 : 26 cm
Versteigerung: Hugo Helbing, München
22. September 1933: RM 14 500,—

thoden, die in der Regel nur mündlich vererbt
werden.
Schon die Frage der Behandlung gesund ge-
bliebener alter Gemälde ist bei Museumsfach-
leuten wie bei Sammlern eine schwierige und
umstrittene. Zwei Hauptansichten stehen sich
hier schroff gegenüber. Die einen wollen das
Bild in dem gewordenen Zustande, mit den ver-
schiedenen Fimislagen, mit dem sogenannten

„Galerieton“ erhalten. Nach der anderen
Meinung sind die Firnisschichten bis auf die
letzte zu entfernen, um das Bild möglichst im
ursprünglichen Zustand, ohne gelbe und braune
Töne, ohne die Patina der Zeit zu sehen. Heute
hat sich immer mehr die zweite Ansicht durch-
gesetzt, und es wäre zu wünschen, daß im
Sinne einer einheitlichen Regelung allgemein
verpflichtende Richtlinien von Staats wegen
festgelegt würden; Richtlinien, wie sie un-
längst der neue Direktor der Berliner Gemälde-
galerie, Dr. Koetschau, bei einer Presseführung
andeutete.
In jedem Falle sollte man an einem Meister-
werk nur dann eine Operation vornehmen,
wenn sie unbedingt erforderlich ist. Die Arbeit
des Restaurators ist in vielen Fällen mehr zu
einem Werk der Zerstörung als der Wieder-
herstellung geworden. Es sei hier an die vor
30 Jahren geschriebenen Worte Bodes erinnert:
„Wenn man berücksichtigt, daß unter zehn
Bilderrestauratoren oder solchen Leuten, die
sich mit Bilderrestauration beschäftigen, kaum
einer wirklich dazu befähigt ist, so wird man
die Restauration von Bildern ein notwendiges
Übel nennen und die äußerste Beschränkung
derselben fordern müssen. Wenn man aber
anderseits sieht, wieviel Übelständen ein wirk-
lich geschickter und gewissenhafter Restau-
rator abhelfen kann, vor wieviel Schäden er
ein Bild bewahren kann und wieviel alte
Schäden er zu bessern oder ganz zu beseitigen
imstande ist, so wird man doch nicht, wie es oft
geschieht, über das Restaurationswesen im all-
gemeinen den Stab brechen, sondern gerade die
Ausbildung gebildeter- und tüchtiger Restaura-
toren anerkennen und befürworten.“
Welches sind nun die häufigsten Bilder-
krankheiten ?
Gemälde, die auf Holz gemalt sind, werden
oft vom Wurmfraß heimgesucht. Da in vielen
Fällen der Wurm vom Rahmen aus in die Holz-
tafel dringt, wird sich auch eine Untersuchung
des Rahmens empfehlen. Ist das Bild selbst
nicht gefährdet, so spritzt man die Löcher aus
oder erstickt den Wurm. In schlimmeren Fällen
wird das Bild parkettiert.
Auch der Firnis, der die Farben frisch er-
halten und vor atmosphärischen Schädigungen
schützen soll, ist mancherlei Veränderungen
und Krankheiten ausgesetzt. Im Laufe der
Zeit wird er trübe, nimmt gelbe, braune und
auch fast schwarze Töne an, so daß die Malerei
fast unsichtbar wird. Um trübe gewordenen
Firnis zu entfernen, bedient man sich im all-
gemeinen der Pettenkoferschen Regenerations-
methode. Das Polster eines flachen Kissens
wird mit Alkohol getränkt und dieses dann auf
die betreffende Stelle gelegt. Die Alkohol-

dämpfe nehmen die trüben Firnispartien weg,
ohne die Malerei selbst zu gefährden. Es wird
dann eine neue Firnisschicht darüber gelegt
und nochmals gedämpft, bis die Oberfläche klar
geworden ist.
Zu den komplizierteren Operationen gehört
das sog. Rentoilieren, d. h. die Farbschicht
eines Bildes wird allein auf eine neue Leinwand
übertragen, während beim Doublieren die alte
Leinwand mit der Farbschicht auf eine neue
Leinwand geklebt wird. Beide Verfahren
wendet man an, wenn die Leinwand an den
Rändern brüchig geworden ist oder wenn die
Farbe sich in größeren Partien zu lösen be-
ginnt.
Daß die Farben eines Bildes nachdunkeln,
ist allgemein bekannt; oft verändern sie sich
im Laufe der Zeit völlig. So sind bei Vermeers
„Ansicht von Delft“ die Bäume blau geworden,
weil sich das Gelb in dem Grün ver-
flüchtigt hat.
Bilder alter Meister wird man am besten
vor Erkrankungen schützen, indem man sie
ordnungsmäßig behandelt und pflegt. Sollte
irgend ein Eingriff sich als notwendig er-
weisen, so wende man sich, auch wenn es sich
um eine harmlose Waschung handelt, nur an
den wirklichen Fachmann. Auch die geringste
Operation erfordert Erfahrung und Wissen,
victö aucjii Jür ueo tun CeiLidi Lute LieLliuL-ouL' ixidit
haben kann. F. N.
Sammler
der deutschen
Renaissance
Eine Geschichte des Sammelwesens als
wichtigste Ergänzung der kunsthistorischen
Entwicklungs- und Stilgeschichte fehlt noch
völlig. Bausteine sind auf vielen Gebieten zu-
sammengetragen, Ansätze, einzelne Epochen
zusammenfassend zu behandeln, öfter gemacht
worden. Selten sind diese Versuche über die
bloße Feststellung von Geschehnissen, über
das nur Biographische oder die Aneinander-
reihung von Tatsachen zu einem Bilde ge-
diehen, das die Struktur der Entwicklung bloß-
zulegen und die treibenden soziologischen
Kräfte aufzuzeigen imstande gewesen wäre.
Die Wiener Schule hat mit Arbeiten von Ilg,
Schlosser und Baldass wichtige Beiträge zum
Verständnis der Habsburger als Sammler ge-
geben, Neuwirth und neuerdings Schürer das
Sammeln in Prag, Reber in München, Otto
H. Förster im Köln des 19. Jahrhunderts be-
handelt, und in den Arbeiten von Donath und
Brieger sind, wenngleich des letzteren Buch
„Die großen Kunstsammler“ im Feuilletoni-
stischen steckenbleibt, wichtige psychologische

Das Bildwerk des Monats

Oberrhein, um 1490: Sebastian
Berlin, Deutsches Museum


Anregungen für eine künftige Geschichte des
Sammlertums gegeben.
Georg Händler unternimmt es nun, unter
dem Titel „Fürstliche Mäzene und Sammler in
Deutschland“ eine entwicklungsgeschichtlich
am Ablauf der Kunst orientierte wissenschaft-
liche Darstellung der Epoche von 1500 bis 1620
zu geben (Studien zur deutschen Kunstge-

Antike Rahmen PAUL TIECKE Rahmen-Kopien
Restaurierungen aller Art
Berlin W 68, Lützowplatz 11 Tel.» Kurfürst B 11768

Frederick Rozendaal
GUTE ANTIQUITÄTEN
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Versteifer amg den 16. Oktober 1934
Vorbesichtigung 13. und 15. Oktober 1934


Reynolds

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