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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Gersbach, Egon: Ein Randleistenbeil der frühen Bronzezeit von Möhlin, Kt. Aargau (Schweiz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0051

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Ein Randleistenbeil der frühen Bronzenzeit von Möhlin, Kt. Aargau, Schweiz

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Ein Randleistenbeil der frühen Bronzezeit
von Möhlin, Kt. Aargau (Schweiz)
In den vergangenen Jahren hat sich die süddeutsche Frühbronzezeitforschung zur
Herausarbeitung zeitlicher, vor allem jedoch auch räumlicher Gruppen vornehmlich
des Bronzegerätbestandes der Gräber bedient. Dem Beil als relativ seltener Grabbei-
gabe wurde dabei nur in sehr bescheidenem Umfange die gebührende Beachtung zu-
teil. In jüngster Zeit haben jedoch die grundlegenden Untersuchungen E. Vogts zur
frühen Bronzezeit der Schweiz den Nachweis erbracht, daß gerade auch die Axt zur
Konturierung frühbronzezeitlicher Gruppen und Werkstattkreise durchaus geeignet
ist1). Um unsere Kenntnis von diesen Werkstattkreisen zu erweitern, sei nachfolgend
ein Beiltypus behandelt, der bisher nur eine ganz ungenügende Würdigung erfahren
hat oder meist mit den stilistisch nahestehenden Formen mit halbkreisförmiger
Schneide zusammengebracht wurde, die sich um jene des bekannten Hortes von Lang-
quaid gruppieren2).
Das Fricktalische Museum in Rheinfelden, Kt. Aargau (Schweiz), bewahrt unter der
Inventarnummer A 842 eine schwere Axt von der Gemarkung Möhlin, Kt. Aargau,
auf, über die nähere Angaben nicht mehr beizubringen sind (Abb. 5a)3). Das 18,2 cm
lange Beil besitzt einen kräftigen Schaft, der sich nach unten stetig verjüngt. Der
Nacken ist gerundet und bei unserem Stück halbrund, an anderen Exemplaren jedoch
auch rechteckig oder schwalbenschwanzförmig ausgeschnitten4). Die kräftig aufgewul-
steten Randleisten greifen in der Regel bis auf den Nacken über. Sie erreichen ihre
größte Höhe an der unterständigen Einziehung, schwingen dann unvermittelt und
weit nach außen und streichen am Schneidenansatz in der Horizontalen aus. Die läng-
liche, weit heruntergezogene Klinge weist spatenförmigen oder parabolischen Umriß
auf0). Ihre größte Breite erreicht sie verschiedentlich erst etwas unterhalb des Ansatzes
mit den Seitenbahnen; die Schneide selbst erscheint als gehämmerter Saum deutlich
abgesetzt.
Zweifellos verkörpert das Möhliner Beil den Typus der schweren, massiv gegossenen
Arbeitsaxt, die bisher bezeichnenderweise ausschließlich aus Einzel- oder Hortfunden
!) E.Vogt, Die Gliederung der schweizerischen Frühbronzezeit. Festsdir. O.Tschumi (1948) 53 ff.
2) G. Behrens, Die Bronzezeit Süddeutschlands. Kat. 6 d. Röm.-Germ. Zentralmuseums (1916)
Abb. 4, 9—11.
3) Herrn Bezirkslehrer A. Senti, Rheinfelden/Schweiz, habe ich für die Erlaubnis zur Neuver-
öffentlichung des Fundes zu danken. — A. Hartmann, Aargauische Heimatgeschichte, Erd-
geschichte und Landeskunde 1 (1932) Taf. 1, 1.
4) Korrespondenzbl. d. Deutschen Ges. für Anthr., Ethn. u. Urgesch. 37, 1906, 45 f. Abb. 4. —
G. Behrens, Bronzezeit (1916) 17 f., Abb. 5, 3. — Bull, de la Soc. industr. de Mulhouse 96,
1930, Taf. 1, 6. — E. Sprockhoff, 31. Ber. RGK. 1941 (1942) Teil 2 Abb. 42, 3.
®) Nach Lissauers Typenkartenbericht (Zeitschr. f. Ethn. 36, 1904, 537 ff. Abb. 24; 25) wäre sie
am ehesten mit dem „Ostbaltischen Typus“ zu verbinden.
 
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