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Großherzoglich Badische privilegirte Heidelberger Tageblätter für Verkündigung, Politik und Unterhaltung (35) — 1841

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No. 191 - No. 200 (18. August - 28. August)
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Heidelberger



Cageblätter

für Verkündigung, Politik und Unterhaltung.



No. 191.



Mittwoch , den 18. Auguſt

1841.



Es; ~

München, 12. Aug. Se. Durchl. der Fürſt von Fürſten-
berg, deſſen erlauchte Gemahlin ſammt Töchtern seit mehreren
Tagen sich hier aufhielt, iſt mit seinem Sohne nun gleichfalls
hier angekommen. Die fürſtl. Familie wird, wie verlautet,
bis Sonnabend hier verweilen. – Unser Gesandter am Bun-
destag, Staatsrath u. Mieg , iſt geſtern Abend hier angekom-

men, er wird einige Tage hier verweilen, und dann, wie ich

höre, die Adelheidsquelle bei Benediktbeuern gebrauchen.
Augsburg, 14. Aug. Der Hr. Fürſt und die Frau Für-

Nin v. Fürſtenberg mit Familie und Gefolge sind heute, auf der

Ciſenbahn von München kommend, im Hotel Lußz abgeſtiegen
und besuchen die Merkwürdigkeiten der Stadt.

Vom Rhein, 13. Aug. Die neueſte „Leipz. Allg. Zei-
tung“ hat einen, angeblich aus Baiern geschriebenen Schmähs-
artikel gegen Rheinpreußen, der uns mit Entrüſtung erfüllen
und zur ernſten Abwehr auffordern müßte, wenn er nicht gar
zu dumm wäre. Vorwürfe, wie dieser Artikel sie in Folge
der Verhandlungen des jüngsten rheiniſchen Landtages gegen
die Rheinländer erhebt, „die verlaſſen wären von der Aner-
kennung Deutschlands und der ganzen ziviliſirten Welt", sind
zu elend, um der Achtung, deren gerade der Rheinländer sich
bei den Freunden des Vaterlandes, des besonnenen Fortſchrit-
tes und wahrer politischer wie religiöser Freiheit freut, Abbruch
zu thun, und können auch kaum anders, als in einer Zeitung
Platz finden, die im Grunde ſchon aller Ansprüche auf die
Ehre, welche Wahrheitsliebe, Gesinnungstreue und ein von
niedriger und boshafter Leidenſchaftlichkeit freies, höheres Stre-
ben verleihen, längſt sich begeben hat. (Rh.- u. M.-Z.)

Berlin, 9. Aug. Ludwig Tiecks Anwesenheit in Berlin
hat geſtern zu einem Feſte im Jagorſchen Saale Anlaß gege-
ben, das besonders darum schön zu nennen war, weil es die
meiſten Celebritäten und Notabilitäten Berlins vereinigte ~
allerdings nur die Männer , denn das leidige Herkommen ſchließt
immer noch selbſi da die Frauen aus, wo sie, wie bei solchen einem
Dichter zu Ehren gegebenen Feſten, der würdigſte Schmuck seyn
würden. Die Universität, die Akademien der Wissenschaften
und der Künſte, die Kirche und der Gerichtshof, die Arzneikunde
und der philosophische Lehrſtuhl hatten ihre Repräsentanten bei
diesem Feste; selbſt der Wehrſtand hatte den Dichter des Frie-
dens durch einen ſeiner edelſten Vertreter, den Kriegsminister
General y. Boyen, begrüßen laſſen. Mit Tiecks lorbeerbekr änz-
ter Büſte war der Saal und mit Tiecks Bildniß auch die sinn-
reich verzierte Karte zeſchmückt, die jeder Theilnehmer bei sei-
nem Kouverte fand. Der Dichter hatte seine Vaterſtadt Berlin
seit einem Vierteljahrhundert nicht gesehenz als er sie das letzte-
mal verließ, da zweifelte er wohl, jemals zurückzukehren. Aber
was man in der Jugend mwünſcht, hat man im Alter die Füllez
dieſer delphiſche Orakelſprucbh Goethe's hat sich auch an unserm
Tieck erfüllt, der sich jetzt in ſeiner Heimath mehr als irgendwo
anerkannt, geliebt und geehrt findet. Hr. v. Olfers, der dem

geſtimmt.

Feſte präſidirte, hob es in sehr paſſender Weise hervor , daß
wir es zunächſt unserm König zu verdanken haben, wenn wir
Namen wie Tieck und Mendelssohn (der berühmte Komponiſt
war ebenfalls als Gaſt zugegen), Namen, die ſchon im vorigen
Jahrhundert in Berlin heimiſch uud von trefflichem Klang ges
wesen, jelzt wieder in unserer Mitte besäßen. Steffens begrüßte
darauf den Dichter im Namen der Versammlung, Steffens,
sein Alters- und Stutiengenoſſe, der genialſte philosophiſche
Romantiker wie Tieck der genialſte poetiſche. Hért sich auch
das skandinavische Deutsch, das Steffens spricht, wie das
Klappern eines Mühlrads an, so vergißt man über den Ges
danken doch bald die Form und mit Begeiſterung stimmten die
Versammelten in die Worte ein, die des Dichters Wüitſanikeit
und Einfluß auf beredete Weise darſtellten. Gleict es verſuchte

darauf auch in Verſen Hr. Auguſt Kopiſch, der die alte Zu- yt

ſammenſstellung von Wein und Sang so weit ausdehnte, daß.
er in den „Ranken der ſchattigen Poesie“ unseres Dichters alle

Weinsorten vom ſchäumendten Champagner bis zu dem nahe

haltigen edlen Rheinwein auffand. Einige in Musik geſeßtte_
ſchône Lieder Tiecks wurden zwiſchen tieſen und andern Trink-

ſprüchen von einigen ausgezeichneten Sängern (unter denen ich
besonders Hrn. Krause aus München nenne) ausgezeichnet vor-
getragen. Aber von allen Trinkſprüchen fanden doch diejenigen,
die das gemeinsame deutſche Vaterland berührten, den meiſten
Anklang , was. sich besonders auch zeigte, als des ebenfalls an-
weſsenden Jakob Grimm Toaſt mit den Worten ausgebracht
wurde: „Lei dem Feſte eines deutſchen Dichters ziemt sichs

auch, das Wohlseyn eines deutſchen Mannes auezutrinzkee.

der mit deutschem Wort für deuiſches Recht im deutſchen
Sinn gekäwpft hat!“ Anrndts Lied: „Was iſt des deutschen
Vaterland“ wurde darauf von der ganzen Verſammlung an-
Wien, 9. Aug. Wie man hört, trifft der aus seinem Ur-
laub hieher zurückgekehrte k. großbritanniſche Borſchafter , Lord
Beauvale, vorläufige Anstalten, um Wien ſchnell verläſſen zu
können, sobald er hiezu die als sichere Folge tes nunmehr unbe-
zweiselten Eintrittes eines Toryminiſteriums zu erwartende
Weisung erhalten wird. – Unler den Fremden von Auszeich-
nung, welche in leßter Zeit hier ankamen, habe ich Ihnen
den Herzog von Fitß-James, dann den ruſſiiſchen Hofrath
v. Tſcheſſtin, der bekanntlich von scinem Hof beordert war,
dem Gränzregulirungsgeschäfte zwiſchen Dalmatien und Mon-
tenegro anzuwohnen, zu nennen. – Der bisherige ruſſiſche
Botschafter v. Tatitſcheff iſt nun doch der Einlatung des Für-
ſten Metternich, jedoch wie man versichert, in ganz privater
Eigenschaft gefolgt. (A. Z.)
~ Der Ö ſtr. Beob. enthält unter der Rubrik ;: „Das Herr-
mannsdenkmal im Teutoburger Walde“ folgenden Artikel: Eine
Nation, deren Gefühl nicht mehr gehoben wird von dem An-
denken an die Großthaten ihrer Juſ fete iſt auf dem Purntte,
 
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