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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 3
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Sachs, Curt: Kunstgeschichte und Musikgeschichte
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0072

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50

Literatur

werden die zeitlichen Grenzen zwischen den einzelnen Stilen in den ein-
zelnen Künsten nicht zusammenfallen. Gute Beispiele geben die Schicksale
der späteren Antike, der Gotik und der Romantik. Die bewegte, leidenschaft-
liche, subjektive „Moderne“ der griechischen Kunst, deren Beginn der Ar-
chäologe um 400 ansetzt, erscheint in der Musik mit aller Deutlichkeit schon
fünfzig Jahre vorher; die fortreißende Bewegung der Gotik kommt musi-
kalisch, wenn überhaupt, so erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts zum
Stehen, und die Romantik klingt musikalisch bereits um 1750 in der Gene-
ration Karl Philipp Emanuel Bachs an, um noch heute nicht zu erlöschen,
nachdem die bildenden Künste längst andere Wege eino-eschlagen haben.
O o o O
Dieses Gesetz der Grenzverschiebung schließt die Dreizahl der
Gesetze ab, die, soweit ich es bisher übersehen kann, den Schlüssel zum
Verständnis der stilistischen Beziehungen zwischen Musik und bildender
Kunst liefert.

LITERATUR
Le maraviglie delL arte ovvero le
vite degli illustri pittori veneti e dello
stato descritte da Carlo Ridolfi. Her-
ausgegeben von Detlev Freiherr von
Iladeln. Parte seconda. G. Grote,
Berlin, 1924. 369 Seiten.
Bei Erscheinen des ersten Bandes von
Iladelns Ridolfi-Ausgabe wurde an die-
ser Stelle (Kunstehr. N.F. XXVI [1914
bis 1915] Spalte 414ff.) vom Unterzeich-
neten der Wunsch ausgesprochen, der
zweite möchte bald folgen. Kriegs- und
Nachkriegsnöte haben die Erfüllung die-
ses w unsches hintangehalten. Jetzt liegt
endlich der zweite Band vor. Doch soll
diese Verzögerung die Freude an ihm
nicht trüben. Er schließt sich würdig
dem ersten an, zeigt dieselbe Sorgfalt
beim Abdruck des Textes, die gleiche
Umsicht und den gleichen wissenschaft-
lichen Ernst bei der Kommentierung.
Daß Hadelns Kennerschaft und insbe-
sondere seine Vertrautheit mit der vene-
zianischen Kunst die Lösung der ge-
stellten Aufgabe so gut gelangen, wie sie
nur ihm gelingen konnte, braucht kaum
gesagt zu werden. Er gesteht selbst, daß
die Anmerkungen an Ausführlichkeit und
Vollständigkeit hinter denen des ersten
Bandes etwas Zurückbleiben; aber er
gibt durchaus stichhaltige Gründe dafür

an. Tatsächlich enthält der zweite Teil
der „Maraviglie“ sehr viele Biographien
solcher Künstler, mit denen sich die For-
schung noch nicht beschäftigt, hat und
deren Werke schwer aufzufinden sind.
Trotzdem wird der Benützer immer
noch eine erstaunliche Menge wichtiger
Nachweise finden, die in gleichem Sinne
wie beim ersten Band gehalten sind. Es
wird auf bisher unbenützte Lrkünden,
die entlegensten Druckwerke hingewie-
sen und, wo es irgend möglich war, der
Verbleib der angeführten Gemälde fest-
gestellt. Findet sich auch häufiger als
dem Kommentator lieb sein mag, der Ver-
merk „Verschollen“, so hat doch auch
dieser den Wert darüber aufzuklären,
daß die erwähnten Werke sich nicht
mehr dort befinden, wo man sie vermu-
ten sollte.
Die Biographien dieses zweiten Bandes
behandeln nur Künstler des 16. und
17. Jahrhunderts, fuhren also in eine
Zeit, der Ridolfi noch nahesteht, ja, bis
in seine eigene. Dadurch erhalten die
mitgeteilten Nachrichten als aus erster
Hand stammend einen größeren Wert als
die zum großen Teil aus älteren Quellen
kompilierten des ersten Bandes. Für
die neuere Forschung, die sich immer
mehr der Spätzeit italienischer Kunst
zuwendet, wird gerade der zweite Teil
 
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