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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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1. Heft
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Rose, Walther: Römisch-germanische Panzerhemden, [1]: Altertum - Zeitalter der Völkerwanderungen - Frühes Mittelalter bis zur Karolingerzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0015

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Römisch-germanische Panzerhemden.
(Altertum. — Zeitalter der Völkerwanderungen. — Frühes Mittelalter
bis zur K a r o 1 i n g e r z e i t.)
Von Regierungsrat Dr. Walther Rose in Berlin.

I. Römische Panzerhemden.

Historisches.
eigentliche Pan-
zerhemd, d.h. der
ausschliefslich
aus einzelnen zu-
sammengefloch-
tenen Ringen
bestehende, also
mit irg'end
Stoffe (Leine-
Waffenschmiede des 8. Jahrhunderts. Wand, Leder, ö UCll
(Nach einer Abbildung in Worsaaes USW.) gefütterte Ma-
„Bracteates .) schenpanzer stammt
bekanntlich aus dem Orient, woselbst man schon
vom Beginn unserer Zeitrechnung an bei den In-
dern, Ägyptern und As Syrern den dauernden
Gebrauch dieser Schutzwaffe nachweisen kann.
Unter den glühenden Sonnenstrahlen des Orients
mufste naturgemäfs das dem Körper sich völlig
anschmiegende, die Luft durchlassende und trotz
seiner verhältnismäfsigen Leichtigkeit doch hin-
reichenden Schutz gegen Hieb und Stich gewäh-
rende Panzerhemd sich im Laufe der Jahrhunderte
zur eigentlichen nationalen Schutzwaffe entwickeln,
zumal durch diese die Beweglichkeit des Körpers, i
welche der Orientale im Gegensatz zum Abend-
länder niemals aufser acht liefs, in keiner Weise !
behindert wurde.
Diese eminenten Vorzüge des Panzerhemdes,
die schon die Griechen in ältester Zeit zu dessen
Annahme bewogen hatten, mufsten insbesondere
von einer so kriegerischen Nation wie den Rö-
mern nicht nur bei ihrer Neubewaffnung nach
griechischem Vorbilde, sondern auch unmittelbar
bei ihren zahlreichen Berührungen mit orien-
talischen Völkerschaften voll gewürdigt werden.
Anlafs hierzu boten namentlich auch die Punischen
Kriege, in denen sowohl einzelne karthagische
Führer, wie auch der bevorzugte Teil des Fufs-

volks mit Maschenpanzern bewaffnet erscheinen.
So wird u. a. in dem Epos „Punica“ des römischen
Dichters Cajus Silius1) der dem Hannibal bei der
Belagerung von Sagunt als Ehrengeschenk dar-
gebrachte Maschenpanzer wie folgt beschrieben:2)
„Praeterea textam nodis auroque trilicem
Loricam, nulli tegimen penetrabile telo.
ITaec, aere et duri chalybis perfecta metallo
Atque opibus perfusa Tagi, per singula laetis
Lustrat ovans oculis et g-audet origine regni“.
(2. Gesang, Vers 401 ft.)
Wie aber schon Polybius3 * * * * 8) in Buch 6 Kap. 25
seiner Geschichte rühmend hervorhebt,
*) Cajus Silius Italicus geb. 25 n. Chr., gest. im Jahre 100.
Sein Epos „Punica“ schildert in 17 Büchern hauptsächlich
nach Livius den 2. Punischen Krieg (218 — 201 v. Chr.).
2) Odernach der metrischen Übersetzung (Braunschweig
1869, G. C. E. Meyer sen.):
„Dann noch ein Panzergeflecht dreidrähtig geringelten
Goldes,
Undurchdringlich, bewahrend den Leib vor allen Ge-
schossen,
Alles, von Erz und gehärtetem Stahl und mit Golde des
Tagus
Reichlich verbunden, beschaut der Sidonier, leuchtenden
Blickes
Mustert er jedes, erfreut von des Heimatreiches Er-
richtung“.
In ganz ähnlicherWeise schildert auch Virgil (Aeneis
III Vers 467/468) das Panzerhemd des Neoptolemos, dessen
Waffen Aeneas bei seinem Abschied von dem Seher Helenus
in die Schiffe verladen läfst:
„Loricam consertam hamis auroque trilicem,
Et conum insignis galeae cristasque comantis,
Anna Neoptolemi“.
Über die Bedeutung dieser „lorica trilix“ siehe die
weiter unten folgenden Ausführungen des Textes.
8) Polybius, griechischer Geschichtsschreiber, geb. 210
v. Chr. zu Megalopolis in Arkadien, gest. 127 v. Chr. infolge
eines Sturzes vom Pferde. Sein Hauptwerk ist eine Uni-
versalgeschichte in 40 Büchern, worin er ausführlich die
Geschichte Roms, der Griechen und des Orients von 220
bis 146 v. Chr. behandelt.
 
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