LA JOURNEE DES EMOTIONS
EIN ALTERSBRIEF GOTTFRIED SCHADOWS
VON
HANS MACKOWSKY
Sein Leben lang
ist Gottfried
Schadow mit der
Feder kaum min-
der ver-
traut ge-
wesen
wie mit
Werkzeugen
seines Künstlerbe-
rufes. Die Leichtigkeit und Gewandtheit seines
schriftlichen Ausdrucks, so sehr sie die Folge der
naiven Ungeniertheit seiner Persönlichkeit war,
die nichts von dem Ehrgeiz schriftstellerischer
Allüre kannte, war ihm ebenso gewiss als ein
nicht zu verachtendes Erbteil von der Mutter her
überkommen. Diese einfache Frau vom Lande, die
früh schon aus ihrem Heimatsdorf Meilen zu einem
Oheim nach Berlin gezogen war, wo sie „eine
einigermassen feine Erziehung" erhalten hatte,
scheint von jener geistigen Regsamkeit gewesen zu
sein, wie man sie so oft gerade bei den Müttern
von Künstlern antrifft. Ein paar Briefe von ihr, die
bekannt geworden sind, lassen in der Munterkeit
ihres Tempos und in der überraschenden Anschau-
lichkeit ihrer Schilderung die geistige Verwandt-
schaft von Mutter und Sohn erkennen.
Die schriftliche Hinterlassenschaft Schadows
ist für einen bildenden Künstler ganz erstaunlich
umfangreich. Da sind zunächst die drei gedruckten
337
EIN ALTERSBRIEF GOTTFRIED SCHADOWS
VON
HANS MACKOWSKY
Sein Leben lang
ist Gottfried
Schadow mit der
Feder kaum min-
der ver-
traut ge-
wesen
wie mit
Werkzeugen
seines Künstlerbe-
rufes. Die Leichtigkeit und Gewandtheit seines
schriftlichen Ausdrucks, so sehr sie die Folge der
naiven Ungeniertheit seiner Persönlichkeit war,
die nichts von dem Ehrgeiz schriftstellerischer
Allüre kannte, war ihm ebenso gewiss als ein
nicht zu verachtendes Erbteil von der Mutter her
überkommen. Diese einfache Frau vom Lande, die
früh schon aus ihrem Heimatsdorf Meilen zu einem
Oheim nach Berlin gezogen war, wo sie „eine
einigermassen feine Erziehung" erhalten hatte,
scheint von jener geistigen Regsamkeit gewesen zu
sein, wie man sie so oft gerade bei den Müttern
von Künstlern antrifft. Ein paar Briefe von ihr, die
bekannt geworden sind, lassen in der Munterkeit
ihres Tempos und in der überraschenden Anschau-
lichkeit ihrer Schilderung die geistige Verwandt-
schaft von Mutter und Sohn erkennen.
Die schriftliche Hinterlassenschaft Schadows
ist für einen bildenden Künstler ganz erstaunlich
umfangreich. Da sind zunächst die drei gedruckten
337