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Seibert, Hubertus; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Grafen, Herzöge, Könige: der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 - 1152) — Mittelalter-Forschungen, Band 18: Ostfildern, 2005

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Keupp, Jan,: Interaktion als Investition. Überlegungen zum Sozialkapital König Konrads III.
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https://doi.org/10.11588/diglit.34732#0311

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JAN KEUPP

Interaktion als Investition. Überlegungen
zum Sozialkapital König Konrads III.

Schwer sei es »für einen einzelnen Fürsten, und sei er noch so groß und tapfer,
die Last des ganzen Reiches alleine zu tragen«. Dieser wohlmeinende Rat aus
dem Munde Heinrichs des Stolzen sollte dem rebellischen Schwabenherzog
Friedrich II. die Aussichtslosigkeit seines Widerstandes gegen die Königsmacht
Lothars III. signalisieren1. Und der Staufer zeigte sich verhandlungsbereit, ob-
gleich seine Familie sich unter vergleichbaren Bedingungen bereits glänzend
bewährt hatte. >Allein gegen den Rest des Reiches< - unter dieser Devise läßt
sich der Darstellung Ottos von Freising folgend der Aufstieg der frühen Staufer
subsumieren2. In einer Zeit allgemeiner Erhebung, als »der römische Erdkreis
aller Treue bar in Finsternis gehüllt« schien, hatte sich Graf Friedrich als »bester
aller Männer« im Reichsdienst bewährt3. Eine analoge Konstellation ergab sich
unter dem Regiment Heinrich V., als es, so Otto von Freising, »kaum noch eini-
ge von den Fürsten gab, welche sich nicht gegen ihr Oberhaupt empört hätten«4.
Diesmal war es der Stauferherzog Friedrich II., der im Verbund mit seinem

1 Otto von Freising, Gesta Frederici seu Cronica, hg. von FRANZ-JOSEF SCHMALE (Ausgewählte
Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 17), Darmstadt 1974,1, 20, S. 160: durum esse
dicens quempiam quantumcumque magnum vel probum principem totius imperii pondus solum sustine-
re. Zur Episode im Kloster Zwiefalten vgl. zuletzt HANSMARTIN SCHWARZMAIER, Pater imperato-
ris. Herzog Friedrich II. von Schwaben, der gescheiterte König, in: Mediaevalia Augiensia. For-
schungen zur Geschichte des Mittelalters, hg. von JÜRGEN PETERSOHN (Vorträge und For-
schungen 54), Stuttgart 2001, S. 247-283, S. 265ff.
2 Nach ODILO Engels, Beiträge zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert (I), in: DERS., Stau-
ferstudien. Beiträge zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert, hg. von ERICH MEUTHEN/
STEFAN Weinfurter, Sigmaringen 1988, S. 32-115, S. 67, folgte die Darstellung der Gesta zwei
Maximen: »Alle Staufer handelten niemals in Auflehnung gegen die Reichsspitze, und niemals
wurden die Staufer von einer Fürstenmehrheit im Reich abgelehnt«. Zumindest letztere Beo-
bachtung ist mit Blick auf die ausgehende Salierzeit zu korrigieren. Interessant bleibt jedoch der
Umstand, daß Otto von Freising in seinem zweiten Werk die Wahlniederlage Friedrichs II. den
Machinationen eines Einzelnen zuschreibt. Auch läßt er dem Schwabenherzog aufgrund seiner
Großzügigkeit viele Ritter Zuströmen, vgl. Otto von Freising, Gesta Frederici (wie Anm. 1) 1,12,
S. 152. Offenbar lag es nicht in der Darstellungsabsicht des Chronisten, das Motiv des staufi-
schen Alleingangs über das Jahr 1125 hinaus fortzuschreiben.
3 Otto von Freising, Gesta Frederici (wie Anm. 1) I, 8, S. 144: Virorum optime, quem inter omnes in
pace fidelissimum et in hello fortissimum expertus sum, cerne, qualiter Romanus orbis tenebris involutus,
fide vacuus, iuxta quod dicitur: Ultima celicolum terras Astrea reliquit, ad ausus nefarios factaque nefan-
dissima concitatur.
4 Otto von Freising, Gesta Frederici (wie Anm. 1) I, 12, S. 150-152: preter Fridericum ducem fratrem-
que suum et Gotefridum palatinum comitem Rheni vix aliqui ex principibus fuerint, qui principi suo non
rebellarent.
 
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