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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 7 (Juli 1930)
DOI Artikel:
Klauss, Otto: Figürliches Gestalten mit Kreppepapieren
DOI Artikel:
Merlin, Herla: Zu den Puppen der Liselotteschule in Mannheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0194

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pk'nesk'ii, die nichl zu! siark, nber inöglichst zcih
sein svlle», weidcii elmä 1 vi» lireite Streifen ge-
ichiiiileii, eiimiiil gefnllet i»id fest anliegeiid schräg
a„ den Drahl nngewickelt. Borteilhafterivelse be-
giiml inaii damit ni» Hnls der Figur, lvobei die
Schüler zu Anfaiig dnraufi hiiigeiviesen werden,
dasj dieses Ilnlerivickeln der wichtigsle Teil der gan-
zen Arbeil isl und sehr sorgfältig ausgesührt werden
iiiusj. Aiisjerdein soll bsachket sei», dasz dort, wo
siäiliere AiuSlieln jind und wo der Körper von Natur
aus slärlicr ist, niehr aüfgepickelt wird und das;
jedeö Papierende inlk Klebskoff (Kaltleim hnt tich ain
besien bewährl) gut n»llelilevl wird. DnS Schönste

liomint dann zum Schlusz, der iin gnnzen elwn vicr
Stunden in Änspruch nehnieiiden Arbeik: das Aus-
wickeln der farbigen Kreppepapierstreifen. Nun liann
die Phankasie sprudeln und in der Erfindung vo»
Hliten, Miihen, Hauben oder Hosen und Äöcken
zeigen, was an Gestallungskraft vorhanden isl. Die
fertige Arbeil musz handwerklich solid sein, der Kör-
per mujz sich fest anflihleii und es dars nichtS ober-
slächlich und schlappig angeklebt sein. Ohne Strenge
geht eS da nieist nicht. Die beigesügle Abbildung
zeigt drei Beispiele, die durch ihre ursprtingliche,
phnntasievolle und lebendlg einpfundene A>k nach
dein AuSgesührten sür sich selbsl sprechen.

Zu den Puppen der Liselotteschule in Mannheim

j j l^iehe dazu die Abbildungen auf Seite 177 und 184.

Mannhesin, isen 25. Februar 1029.

Liebe Lusch!

Heule will ich Dir einen schöneren Zeitvertreib, als
iiiimer Dein langweiligeS Lesen geben. Kennst Du
üiese iusiigen Sosapuppeji? Solch ein schönes Pup-
peiikind verserliglen wir in jder Zeichenstunde. Du
wirst ja wissen, das, ich iiji Zelchnen »icht so geschickk
bin »nd noch weniger in Handarbeik: und doch Isü
iiieiiie Puppe so ein>ger»lajzen anständig ausgesallen.
llnü wenn ich es kan», kannst Du es beslininil anch.
Aiin wiil ich Dir beschreipen wie nian daS nincht: Du
iiiininst Deineii Zeichenblock!»nd inalst darauf die
c'iiizeliien Glieder der Puppej so lan» oder kurz wie
dir's ain beslen gefälll. Änchdein Du die Teile sorg-
säliig aiisgeschnilten hast,j nininist Du ein Paar alte,
abgebelielle Slrünipfe, legst ^elne, Arine, Kopf und
^iuinps so, wie sie reichlich darauf passen, und schnei-
desi wieder ailes aus Sloff aus. Dann koninit das
Laiigweilige der Geschichfe, nämlich das Äähen. Du
iianiist eS, wenii Du wlllst, jinit der Äähnialchine
jchiieil heruiilerrasseln oder, wie ich es inachle, niit der
Ha»d nähen. Stalk Fleisch und Blut stopst inan eln-
jach Kapok in den Körper, dqS niusj ihr genug sein.
5ch rale Dir das Ausskopfen in der Küche oder im
.Niiiderziininer auszuführen: öenn schön inacht es
die Siuben nichl gerade, unü jDeine Äase darfst Du
Dir auch znhallen, weil das Zeug schrecklich kiszelt.
Hajl Du die einzelnen Telle gusgestopft, so dasz der
.Nops nichl sv klein wie ein Slecknadelkopf gegen den
.»cörper, oder dic Waden so dick wie der Körper aus-
jehe», sondern ansländig wie es gesitteke Puppen
haben, dann Ȋhst Du die Teile aneinander und
jiicnsi ihr schvne Augen und einen Mund: Ohren!
sind nichi nölig. 5ch habe ineineni Äeger einen schwar-
zen Wiijchelkopf geniacht, ihni eine rote Hose ang'e-
zogc'n »nd darüber einen kunkerbunten Wollfäden-
rock. Znic'iil schinücke ich ihn fnit schönen Kekten und
Ohrringen. Ob eS eine Frau) ein Mann vder ein
>Und isl weisj ich selbst nicht recht; ich nehnie ihn für

' Dicjc Biic'lc gnd n»ch Slnsertignng der Puppe» im Anssnl!-
nnlcnlchl cnisinndcn. Sle Inssen desser »Is clne Dnrlegnng ber
'.Nlirenn erselicn, wle gr»s> die sfrend? der Schnleriniicn bei dieser
cheli»li,inge»rdeil w»r. >N„ch geden sienillen nolwendlgcn Ansschlnk
nder d,e Anserlignng ber Pnppen. Es ili -ins Freude, zu sehen,
wie henie ndergll nene» vcde» sich im Ieichennnierricht regt, der
mclir »nd inelir, orgnnisch wgchscnd.ziiin »Itnsiiinterricht im bild-
hgslen chcslgile» wird. , >

Di- Schristl.

eine Negerin. Äun kannst Du daS Kunststück auch
probieren,

Ilnd nun sei herzlich gegrüszt. Grlljze auch bitlc
Deine liebe Familie recht herzlich.

Deine Annemarie Älesz.

A!annheiin, den 25. Februar 1020.

Liebes Lorle!

Heule will ich Dir eininal eine grosze Äeuigkeii
ans der Schule erzählen. Äale einmal, waS wir dori
machen dürfen! Aber nein, das bekoinmst Du sicher
nicht heraus. Denk inal, wir dürsen Puppen niachen,
richtige Sofapuppen, wie inan sie in den Kaufläden
ausgestellt kieht, und die niir schon iinnier so g'iit
gefallen haven. Ilnd in der Schule dürfen wir sie
machen! Äicht wahr, da staunsk Äu? 5ch wtll Dir jeszt
einmal beschreiben, wie man eine solche Sofapuppe
inacht. Biclleicht kannst Du sie einer Bekannten zum
GeburtSlag oder z» Weihnachlen schenken, daS heisst,
wenn Du iiberhaupl eine nicichen willst. Alsv zuerst
braucht inan rosa, oder wenn Du einen Äeger inachen
willst, schwarze Skrttinpse. Wir haben leidcr keine
zu Hause, und da habe ich Mutter so lange geguält,
biS sie inir ein Paar rosa gekault hat. Zuersl wurden
die Glieder auf el» Blatt gezeichnet und nuSgeschnii-
ten, waS ich inindeskens dreiinnl inachen muszle: denn
die Fllsze und der Leib waren entweder so dick, das;
eü schien, als gehörten sie eincin Aceizger, oder sie
waren so dün», dasz inan niil deni arnien Geschöps
wirklich Mitleid haben ninszke. Aber schlieszlich ge-
lang eS doch. Die einzelnen Teile nach dein Musler
zu nähen, war ei» leichles, da wir sie init der
Maschine nähen dursle». Darauf wurden sie inil
Kapok auSgestopft. Sieh Dich nur vor, dasz er Dir
nicht in die Äase koniinl: denn das kiszeli schauder-
haft. Die ausgestopflen Glieder dann zusaminenzu-
nähen ist ebenfallS nicht schwer: abec lroizdem fiel es
bei mir nicht besonders schön auS. Das schadet aber
nichts: denn mein LauSbub bekomint lange Hose».
Die Augen und der Mund werden init Slilslichen
gestickt. Als Anzug bekoninik er, wie ich schon ge-
schrieben habe, lange karrierte Hosen. Lluch ein röies
Npplein mik einem weiben Kragen, einer Krawalte
und «inem schwarzen Lackaürlel stehl ihm recht gut.
Wahrscheiulich mache Ich ihm noch eine Datschkappe
 
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