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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 13.1921

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Heft 13/14
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Sammlungen
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Ausstellungen
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Sammlungen — Ausstellungen

Rom
In der Galerie Doria wurde vor einiger
geit von dem holländifchen Kunftgelehrten
Kronig ein Bernardo Strozzi zugefchriebener
Kopf eines alten Mannes als ein Alterswerk
Rembrandts feftgeftellt, das wahrscheinlich um
1660 entstanden Sein dürfte.
Ausstellungen
New Yorker Ausheilungen
AHs/ßnnü'sc/ze PunsL* Prnnzoscn, Ang-
Dau^sc/ze, o/PAmcsPAe Gemn/z/c. j
Amen'Arzmzsc/ze PunsA* /un/or Art Patrons,
G. Bätztto tzot P/ng-orz?, /o/zn Afzzrtn tzot Dantz?/,
Bryson Barroa^/zs Az?t Aleatross, Alt/; Dr<?z'z?r ta
ztor Bootete Aaoayaze, Art/zar Aee Az IVztztea-
steza A Co.
Die Vorführung ausländifcfter KunSt in natio-
nalem Rahmen ift in der lebten geit hier mehr
und mehr zur Mode geworden. Den Schweizern
Sind nun die Franzofen gefolgt. Erfreulicher-
weife handelte es fich in den verschiedenen Aus-
stellungen franzöfifcher Kunft diesmal nicht um
mehr oder weniger „offizielle", vom Minifter
der fchönen Künfte befonders für „die amerika-
nifchen Kinder" zufammengeftellte Kunft, wie fie
voriges Jahr nur zum Schaden der „belle France"
hier zu fehen war. Man hatte wohl feinen Irr-
tum eingefehen und anderen die Auswahl über-
laffen, und fo kamen erftaunlich repräfentative
Ausstellungen der modernen franzöfifchen Kunst-
richtungen bis auf Matiffe, Picaffo und Derain,
mit befonderer Betonung des in den lebten Jahr-
zehnten zurückgelegten (Heges.erft imBrooklgner,
dann im Metropolitan Mufeum zuftande, und
ihr Einfluß dürfte fehr ftark werden. Die
meiften der vorgeführten (Herke ftammen aus
dem Befits hiefiger Sammler, was von befonderer
Bedeutung ift. Diefen Pionieren dürften nunmehr
weitere nicht ganz fo mutige Sammler folgen.
Ein großes Verdienft am guftandekommen diefer,
um es fo zu nennen, ftrategifch wichtigen Aus-
stellungen darf Fjerr Bollag von der güricher
Kunfthandlung diefes Namens für fich bean-
spruchen.
Van Gogh- dem ja fchon früher in diefer
Saifon die Montross Gallery eine Eigenausftellung
gewidmet hatte, die übrigens fo erfolgreich war,
daß fie, bei freiem Eintritt, verlängert werden
mußte, wurde gleich von zwei Nationen zum Patron
oder wenigftens Fjilfsheiligen erhoben: in den
franzöfifchen Ausstellungen war er mit charak-
teriftifchenderken vertreten, und die „Jungen
Holländer", die jüngft, fozufagen offiziös, in

den Anderfon Galleries ausftellten, rückten ihn
begreiflich genug in den Mittelpunkt. Von ihnen
hat fonft freilich nur noch Jan Coorop tieferen
Eindruck hier gemacht.
Franzöfifche Kunft war, außer in den beiden
Mufeen, die fich höchft beachtenswerterweife
mehr und mehr auch in den Dienft moderner
Kunftbeftrebungen Stellen, noch zu fehen bei
Durand-Ruel, bei (üildenftein & Co., wo
ein kleiner früher Renoir höchft intereffant an
feine Porzellanmalereizeit gemahnte, im Fran-
zöfifchen Mufeum, in dem Aquarelle und
geichnungen intime Einblicke in die Kunft Ce-
zannes, Derains ufw. gewährten und bei J.Brum-
mer, der, offenbar im Gefühl des gufammen-
hanges neuefter Kunftbeftrebungen mit denen
der primitiven geiten, eine eigene Abteilung für
Ausstellungen moderner Künftler eingerichtet hat.
Bei ihm fah man auch die eigenartigen Land-
fchaften der Jennie van Fleet Cowderg, in
denen auf fattem Grün Figuren, wie Schimmernde
Juwelen, in bunter Eracht fich bewegen, Klerke
gleich fchön in Farbe wie rhythmenvoller An-
ordnung. Einige edelfchöne, ganz fchlichte, auf
die einfadhften Grundlagen zurückgeführte Still-
leben von (Halter Pach müffen auch noch Er-
wähnung finden. Endlich fei erwähnt, daß bei
Kley ho die zarten Gefichte der Marie Lau-
rencin denNewYorkern die erfteBekanntfchaft
mit diefer fylphenhaften Kunft vermittelten.
Bei Brown Robertfon & Co. Stellten Eng-
länder Lithographien aus, darunter ftarkeBlätter
des Auguftus John.
Das fchönfte an ausländifcher Kunft aber bot
die Bourgeois Gallery mit ihren altchine-
fifchen Gemälden, die die China Society
für (Hohltätigkeitszwecke in diefen Räumen
zeigte, wohl weil kaum ein anderer fo eifrig
und glücklich für diefe große und tiefe Kunft
hier tätig ift wie Fjerr Bourgeois. Unter diefen
Gemälden fand fich eines von überwältigender
Macht, betitelt: „Morgendämmerung: die Schöp-
fung des Cages", das vom 8 Jahre von Fjfui
Fjfing, 5. Mond, 2. Lag (1138 n. Chr.) datiert ift.
In keinem Gemälde find wohl die Orgeltöne der
unbegreiflich hohen (Horte des Anfanges der
Bibel: „Am Anfang fchuf GottFjimmel und Erde"
bis zum (Herden des Lichtes fo zu Sichtbarer
Geftalt geworden wie hier. Der diefes myftifche
Gemälde durchflutende Rhythmus läßt im Be-
fchauer die Sphärenmufik des (Heltalls erklingen,
ähnlich jenen einzigen Verfen Goethes im Prolog
im Fjimmel zu feinem Fauft. Die größte Kon-
zentrierung menfehlichen Einfühlens in das AH
und daraus fich ergebender, bis aufs äußerfte
gehender Vereinfachung der Darftellung, Be-

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