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Historische Schattenstriche.
Etwas aus dem Archivarsleben.

In jeglichem Geschäft gibt es Tage, wo man die Nothwendigkeit
fühlt, wieder einmal aufzuräumen. Dieses ist aber ganz besonders
bei einem Archivare der Fall; denn während seiner Arbeit in Durch-
gehung, Sichtung und Ordnung der alten Urkunden und Akten füllt
ihm manches Stück in die Hand, was er bei Seite legen muß, um
es später gelegentlich näher einzusehen und unter die gehörige Rubrik
zu bringen. So hatten sich auf meinem Nebentische einige Dutzend
Aktenstücke dieser Art angehäuft, mit denen ich jüngsthin aufzuräu-
men genöthigt war.
Ich legte dieselben zuerst iu chronologische Ordnung, und ging
sie hernach, einzeln durch. Aber welch' eine Arbeit! Doch nicht, daß
dieser Ausruf der Schwierigkeit oder Mühseligkeit gälte, sondern er
bezeichnet den Eindruck, welchen der Inhalt der verschiedenen Aktenstücke
auf mich hervorbrachte. Selten geht ein Geschichtsbuch so in's Kleine
und Genaue, selteu läßt es den Leser so in's Innere der Handlungen
und Ereignisse blicken, wie die Akten. In diesen ist das wirkliche
Leben mit allen Einzelnheiten abgeprägt, und wo das Gepräge weni-
ger deutlich hervortritt, da lassen andere Spuren und Anzeichen die
wahre Gestalt oft leicht errathen. So habe ich aus den bezeichneten
Aktenstücken einige Seiten des Lebens und gesellschaftlichen Zustandes
von der Kirchentrennung bis in die Zeit des Schwedenkricges auf's
Genaueste kennen gelernt; leider jedoch sind es dunkle, traurige Seiten,
mit denen nun auch der Leser bekannt werden soll.
Das erste Stück ist ein Schreiben des Stadtrathes von Ravens-
burg an die „Regenten und Räthe im obern Elsaß" vom Jahre