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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 27.1911-1912

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Fritz Erlers Wandbilder für Hannover
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Howe, Georg: Von der Düsseldorfer Akademie
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https://doi.org/10.11588/diglit.13090#0336

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VON DER DÜSSELDORFER AKADEMIE |

wieder, deren sich Münchens dekorative
Kunst weithin in den deutschen Lan-
den erfreut. Auf dem Gebiete der deko-
rativen Malerei herrscht in der baye-
rischen Metropole ja heute auch eine
nun schon durch ein Jahrhundert hin-
durch gewahrte feste Tradition vor, das
frohe Sinnenleben des Südens, das An-
stoß gab zu vielen bunten Festveran-
staltungen und monumentalen Reprä-
sentationen, hat hier schöpferisch ge-
wirkt wie nirgends, und eine künst-
lerische Kultur von nicht gewöhnlicher
Bedeutung entstehen lassen. Und seit
den Tagen des Cornelius und der Naza-
rener hat es hier nie an Talenten
gefehlt, die über die nötige Erfindungs-
gabe, über Gestaltungskraft und Ge-
schmack und nicht zuletzt auch über
jenes sichere technische Können ver-
fügten, das zur malerischen Beherr-
schung großer Wandflächen durchaus
vonnöten ist. Auch Erlers unzweifel-
haftstarke dekorative Begabung konnte
nirgendswo so fruchtbare Anregung und
Ausbildung erfahren, als gerade hier
in München, wo ihm durch die Auf-
träge für die Ausstellung 1908 und das
Künstlertheater reichliche Gelegenheit
geboten war, seine Kräfte zu erproben
und zu entfalten.

Die neuen Wandbilder des Künst-
lers schließen sich seinen bisherigen
großen dekorativen Leistungen voll-
gültig an. Wieder ist es in erster
Linie das heitere helle Kolorit, das
so bestrickt, damit paart sich der er-
lesene Geschmack Erlers in der Ver-
teilung und Zusammenordnung der far-
bigen Flächen. Auf jedem einzelnen
der drei großen Bilder werden Farb-
akkorde von intensiver Kraft und Lust
angeschlagen und durch gewisse Haupt-
töne, die auf sämtlichen Darstellungen
wiederkehren, vereinheitlicht Erler die
BORIS KUSTODJEVf nonne Gesamtwirkung so vortrefflich, daß ihr

Effekt in dem Raum, für den sie be-
stimmt sind, fraglos ein außerordentlich
Künstler zu symbolisieren versucht; haben sich doch harmonischer und starker sein wird. In dem Künst-
im Mittelalter die Städtebildungen vollzogen und 1er besitzt Deutschland heute eine seiner vornehm-
die Städte sich unter schweren Kämpfen ihre Un- sten dekorativen Begabungen; ihr Anteil an der
abhängigkeit und Selbstverwaltung erkämpft. Das Ausgestaltung der neueren deutschen Malerei großen
dritte Bild endlich führt uns mitten in das moderne Stiles darf in keiner Weise unterschätzt werden.
Leben. Moderne Industrie und Technik finden ihre
Verkörperung in einem Fabrikbau im Hintergrund

und dem riesigen Gerüst, an dem verschiedene VON DER DÜSSELDORFER AKADEMIE

Werkleute tätig sind; weiters wird die Sicherung

des Landes durch Typen aus dem Wehrstand charak- eingreifende und außerordentlich bedeutsame Än-
terisiert. Straßenbauende Arbeiter und Spazier- derungen stehen für das Düsseldorfer Kunst-

gänger vollenden das Kunterbunt eines modernen leben bevor. Die ungenügenden Lichtverhältnisse
Städtebildes. Ueberall auf den drei Riesenflächen und unzweckmäßigen Einrichtungen des jetzigen Aka-
setzt sich die Komposition aus klar umrissenen demiegebäudes lassen schon seit Jahren einen Neu-
monumentalen Gestalten zusammen, Bewegung und bau dringend wünschenswert erscheinen. Ein glän-
Ruhe sind rhythmisch klar und übersichtlich ge- zend angelegter Plan des Akademiedirektors Pro-
geben, alles Gegenständliche ist auf die einfachste fessor Fritz Roeber geht nun dahin, nicht nur
Formel gebracht. diesen Neubau tunlichst zu beschleunigen, sondern

Daß es gerade ein Münchner Künstler ist, der damit auch die Gründung eines städtischen Zentral-
mit dem ehrenvollen Auftrag bedacht wurde, die museums in großem Stil zu verbinden.
Bilder zu fertigen, ist nicht reine Zufallssache, es Für die neue Akademie ist im unteren Stadtge-

spiegelt sich darin vielmehr die hohe Wertschätzung biet unmittelbar am Rhein ein nicht weniger als

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