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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Schmidt, Robert: Aus den Berliner Kunstalons
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Zur Museumsreform
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0166

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-^=^> ZUR MUSEUMSREFORM <^ä-6~

Malerei nie Selbstzweck gewesen ist, wie so vielen stimmt, und je sachlicher ihre Aufstellung, je ein-
anderen, sondern weil er in der Zeit des fanatisch- facher die Ausstattung der Räume, desto mehr wird
sten l'art pour l'art stets in dem altfränkischen, längst sie ihrer Bestimmung entsprechen. In prunkvolle
abgetanen Wahn befangen blieb, daß ein Kunstwerk Museumsräume läßt sie sich nicht einfügen und
nicht nur mit den Sehnerven, sondern auch mit der wird dort immer einen falschen Eindruck hervor-
Seele angesehen werden solle. Das danken wir ihm rufen.« Entschieden Front macht Weisbach gegen
vor allem. — Des weiteren ist bei Schulte ausgestellt die Art, wie im Münchner Nationalmuseum Original-
von Gustav Schönleber eine Kollektion Land- bildwerke und Abgüsse in denselben Räumen neben-
schaften von sehr verschiedener Qualität, darunter einander aufgestellt sind. » Die Aufmerksamkeit wird
die in Jahrg. 1907,08 S. 547 abgebildete schöne An- dadurch von dem Besitzstand der Originale eines
sieht von Laufenburg, ferner Landschaften von Al- Museums abgezogen, namentlich wenn, wie in Mün-
bert Lamm und gute Farbenholzschnitte von Hans chen, einzelne Abgüsse durch die Art der Aufstel-
Neumann, München. lung und Ausstattung der Umgebung sozusagen noch
Der Kunstsalon Rubi führt ein großes Porträt künstlerisch gehoben erscheinen. Das Gefühl für
von Ed. Manet »Die Pariserin« vor. Eine Dame in die Qualität des Originals muß durchaus erhalten
schwarzem Kleid vor grauem Grund, auf dem blon- bleiben und darf durch nichts beeinträchtigt werden,
den Haar ein koketter, schwarzer Hut. Der Aus- In einer Abteilung, in der Originale untergebracht
druck des halb stark beleuchteten, halb ganz be- sind, dürfen sich keine Gipsabgüsse vordrängen —
schatteten Gesichts ist recht stumpf, fast blöd, wo- und nun gar dekorativen Effekten zuliebe.«
gegen die rein malerischen Qualitäten des Bildes, Noch einer anderen Reproduktionssammlung be-
die Lichtführung, die Behandlung des Stofflichen, darf die Kunstgeschichte dringend und diese läßt sich
ganz meisterhaft sind und in die beste Zeit Manets leichter und weniger kostspielig verwirklichen. Die
weisen. Ein scharf charakterisiertes Bildnis eines Kunstgeschichte ist nicht zum geringsten eine ver-
bartlosen Herrn mit Brille gibt Kunde von der gleichende Wissenschaft, und daher ist ein mög-
Schaffensart Menzels in der Mitte der 1850erjahre, liehst umfangreiches Vergleichsmaterial für sie ein
und von dem für die Kunstgeschichte erst vor kur- Haupterfordernis. . . Es muß eine öffentliche Stelle
zem entdeckten c. Buchholz ist ein sehr delikater geben, an der universal und auf Vollständigkeit ge-
>Thüringer Bauernhof«, — trübe Stimmung, hoher, sammelt wird. Die Einrichtung von Photographien-
grauer Himmel, prachtvolle Tiefenwirkung — aus- Archiven ist eine berechtigte Forderung der Zeit.«
gestellt. Max Liebermann ist mit 40 Studien und Diese Photographien-Archive, meint Weisbach, soll-
Skizzen vertreten,ebenso Otto H.engel,sowie Carl ten nicht Anhängsel der Kupferstichkabinette und
Langhammer mit guten Landschaften, die
nur auf die Dauer durch das fast immer wie-
derholte Rezept der schräg ansteigenden Sil-
houette einer Baumgruppe langweilig zu wer-
den drohen. r. s.

ZUR MUSEUMSREFORM

In den »Preußischen Jahrbüchern« (Band 134,
*■ 1. Heft) veröffentlicht der Berliner Privat-
dozent Werner Weisbach einen Artikel,
überschrieben »Kunstgenuß und Kunstwissen-
schaft«, der Probleme der Museumsreform
berührt, die früher oder später einer Lösung
entgegengeführt werden müssen. Weisbach
geht von der Ueberfüllung unserer Museen
aus, berührt die Frage der sogenannten Depot-
museen, denen er mit Recht etwas skeptisch
gegenübersteht, und kommt zu dem Schluß,
daß trotz allen Vollstopfens, trotz unersätt-
licher Sammelwut die Museen gewöhnlich nicht
imstande seien, mit ihren Originalen allein
ein abgeschlossenes Bild von einer Zeit oder
einem Meister zu geben. »Zur Ergänzung be-
darf man Reproduktionen nach den nicht vor-
handenen Meisterwerken an anderer Stelle.
Des Wertes von Nachbildungssammlungen ist
sich die Altertumswissenschaft von früh an
bewußt gewesen und hat allenthalben ihre
Gipsmuseen gegründet und systematisch aus-
gestaltet.« Weisbach wünscht die Nachfolge
der neueren Kunstwissenschaft auf diesen
Wegen und weist auf den ganz einzigartigen
Wert der Abgußsammlung des Pariser Troca-
dero hin; ihre Bedeutung werde schon durch
ihren Namen ausgesprochen: »Musee de sculp-
ture comparee«.» Eine Abgußsammlungs sagt
Weisbach, »wird nur dann ihren Zweck er-
füllen, wenn sie, streng systematisch geordnet,
Lehrzwecken dienstbar gemacht wird. Sie ist
nicht dem Genuß, sondern dem Studium be- peter stachiewicz Zeichnung

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