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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Unsre Bilder
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Weihnachtsbücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0125

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Unsre Bilder — lveihnachtsbücherschau

künstlerischen Dingen aber sind die Augen ein viel sichererer
Wegweiser als der klügelnde Verstand. —

Wie die angeborene Schilderlust und die tiefe Liebe
zur Heimat vereint immer die gesundesten Bilder geben,
lehrt uns auch wieder einmal das „Im Abendnebel" sich

nicht die geringste Lust erweckt, mit diesem Land etwa
nähere Bekanntschaft zu machen, das auf seinen weiten
Ebenen doch immer so viele tapfere Männer und schöne
Frauen erzeugte, die dieser rauhen Heimat mit so rühm-
licher Treue anhängen.

„Entschuldige die schlechte Schrift." von Larl Fröschl

Aus dem „Fröschl-Album", Verlag von L. A. Seemann in Leipzig (Siehe S. 9()

trübselig vorwärts durch den tiefen Schnee arbeitende
Bauernfuhrwerk des Polen Alfred Wierusz-Kowalski,
unstreitig eines der talentvollsten unter den vielen jungen
polnischen Künstlern, die sich hier um Brandt gesammelt.
Das Bild ist mit seiner düsteren Stimmung und den
meisterhaft gemalten Pferden ein in seiner Art vollendetes
Werk voll wilder melancholischer Poesie, obwohl es einem

WeihnschtMücherschgu

vom kserausgeber
III.»)

S^shrem großen Menzelwerk hat die Bruckmannsche Ver-
lagsanstalt eine ähnliche Publikation über unsern der-
zeitigen Akademiedirektor Fritz August Kaulbach folgen
lassen (Preis 100 M.), die uns in vortrefflichen Photo-
gravüren eine große Anzahl älterer und neuerer Werke
dieses so höchst eigenartigen Talentes darbietet. Gleich
Menzel eine vorzugsweise antodidaktische Bildung besitzend,
widmet sich Kaulbach säst ebenso ausschließlich der Frauen-
ichönheit, als Menzel der Männerwelt. Seine, gelegent-
liche Einflüsse von Makart, Len-
bach, den Alten und den modernen
Franzosen vereinigende Art fußt
vor allem auf dem Bildnis. Fast
alle seine übrigen Bilder sind im
Grunde nur porträtartige Kom-
positionen, wenn auch oft inmitten
köstlicher Landschaften sich be-
wegend. Von den modernen Na-
turalisten trennt ihn vor allem
sein großer Schönheitssinn und
sein feiner Geschmack, die sich
selbst noch in seinen sehr witzigen
Karikaturen nicht verleugnen.
Unser Werk nun bringt davon
die reizendsten Proben, so das
schöne Bild der Prinzessin Gisela
(„Kunst für Alle" II. 2), welches
wie das geistvolle Bildnis seines
eigenen Vaters und noch viele
andre direkt an Vandhk erinnert
durch die elegante Freiheit
der Behandlung und Vor-
nehmheit der Auffassung.
Unter den größeren Kom-
positionen finden wir das
schon 1879 im Geschmack
des Rubens gemalte
„Maienfest", dann die
durch ihre reizend gemüt-
liche Landschaft ausgezeich-
nete Szene „Im Forst-
Hans", wo die Kinder der
Familie mit den Rehen
spielen, ferner die berühnite
„Schützenliesl"und endlich
die Krone seiner bisherigen
Schöpfungen, „Das Quar-
tett", wo im reizenden
Garten einer modern deut-
schen Villa vier anscheinend
dem höheren Bürgerstande
ungehörige Mädchen eine
Singübung abhalten (siehe
„Kunst f. Alle" IV. 1). Hier
erst hat sich der Meister
seinen vollkommen eigen-
artigen Stil ausgebildet.
Sicherlich ist es auch nie besser gelungen, ganz moderne
Frauen so voll Naturgefühl in aller Unbefangenheit darzu-
stellen und zugleich zu einem so malerisch reizenden Ganzen zu
verbinden. Weit weniger glücklich, als wenn er die Natur ideali-
siert, ist Kaulbach, wenn er Idealfiguren glaubhaft darstellen
will, wo seine Göttinnen hinter seinen Sterblichen allerdings Zu-
rückbleiben und entschieden an die süße Malerei der Zopfperiode

*1 II. siehe voriger Heft.
 
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