die Deutsche Literatur
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Über den älteren "Spervogel“
TOMOKAZU OGURI
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1967 Volume 38 Pages 112-127

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Abstract

Die Sangsprüche, die vor Walther v. d. Vogelweide im Mittelhochdeutschen geschrieben wurden, sind in 3 Handschriften erhalten. Sie enthalten zwei verschiedene Töne, deren einen man Spervogel und den anderen dem älteren "Spervogel“ (Herger, Anonymus Spervogel, Kerling) zuschreibt. Der ältere "Spervogel“ wirkte Mitte des 12. Jhs. Seine Zeit fällt in die Hohenstaufer-Zeit, wo sich die deutsche Gesellschaft schnell. feudalisierte. Literaturgeschichtlich betrachtet, gehört die Zeit dem Ende der frühmittelhochdeutschen Epoche an, in der die clunyazensisch-geistliche Literatur allmählich verschwand und die höfische Literatur erst begann. Die Heimat des Dichters ist Oberdeutschland, und er war vermutlich ein armer fahrender Sänger.
Seine 28 Strophen sind in 6 Gruppen einzuteilen. In der ersten Gruppe erhofft der Dichter von dem neuen Herrn die Freigebigkeit (milte), indem er die alten freigibigen Herren als Muster hinstellt; damit bestimmt er dessen Tugend. In der fünften Gruppe dagegen lehrt er den Herrn, was er nicht tun soll. In der zweiten Gruppe wendet sich der Dichter als ein alter Meister an die Jünglinge, um sie die Weisheit zu lehren: (1) sie sollen sich unter einander nicht zürnen, (2) sie sollen in der Jugend ihr eigenes Haus besitzen. In der dritten Gruppe findet man die ersten deutschen Tiergeschichten: nur der Dummkopf läßt einen Wolf bei Schafen. Ein Wolf verliert gegen den klugen Mann das Schachspiel. Einem Wolf wird im Kloster befohlen, Schafe zu hüten. Zwei Hunde streiten um ein Bein und der stärkere trägt es davon. In solchen Geschichten lehrt der Dichter die Weisheit der persönlichen Beziehung. In der vierten Gruppe stellt er das bittere Leben in der Hölle und das schöne Haus im Himmel dar und betet zum heiligen Geist um Hilfe. In der letzten Gruppe besingt er den Tod und die Auferstehung Christi und lobt ihn, so gut er es mit Worten kann.

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