Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P476
DOI: 10.1055/s-2006-953301

Dissektion der A. carotis interna als Komplikation einer langjährigen Einnahme von D-Penizillamin bei Morbus Wilson

P. Günther 1, W. Hermann 1, H.J. Kühn 1, J.P. Schneider 1, A. Wagner 1
  • 1Leipzig, Zwickau

Einleitung: Seit seiner Einführung ist D-Penizillamin Mittel der Wahl zur Behandlung des Morbus Wilson. Der Einsatz wird durch Nebenwirkungen begrenzt, welche sich in initial auftretende Hypersensitivitätsreaktionen und ernster zu nehmende autoimmunologische Phänomene einteilen lassen. Eine Kollagenvernetzungsstörung mit gestörter Wundheilung im Langzeitverlauf wird als äußerst selten berichtet.

Fallbericht: Eine 37-jährige Patientin wurde unter dem Verdacht auf einen Hirninfarkt eingeliefert, nachdem es spontan zu Wortfindungsstörungen und einer Schwäche im rechten Arm gekommen war. Eigenanamnestisch ist bei der Patientin seit 16 Jahren ein Morbus Wilson mit neurologischer Verlaufsform bekannt. Die Therapie mit D-Penizillamin war bisher ohne Nebenwirkungen verlaufen, wenn auch zuletzt über eine erhöhte Hautfragilität berichtet wurde. Neurologisch zeigte sich neben einer bekannten Dysarthrie hinaus eine expressive Aphasie und Hemiparese rechts. Bildgebend fand sich als Ursache eine spontane Dissektion der linken A. carotis interna mit einem Mediaterritorialinfarkt. Die Symptomatik bildete sich unter einer Heparinisierung und anschließenden oralen Antikoagulation nahezu komplett zurück.

Schlussfolgerung: Eine ACI-Dissektion als Komplikation einer jahrelangen D-Penizillamin-Einnahme ist in der Literatur bisher nicht berichtet, könnte aber hier in kausalem Zusammenhang zur Therapie mit dem Chelatbildner stehen. Auch wenn D-Penizillamin in der Therapie des Morbus Wilson über Jahre gut vertragen wird, sollten daher im Langzeitverlauf auch Medikamentenverträglichkeit und potentielle Nebenwirkungen überprüft werden.