Endoskopie heute 2015; 28 - FV9
DOI: 10.1055/s-0035-1545001

Direkte retrograde Cholangioskopie mit einem neuen Prototyp-Cholangioskop im Vergleich zu einem ultradünnen Standard-Endoskop

J Albert 1, H Farnik 1, J Weigt 2, P Malfertheiner 2, A Grützmann 3, L Gossner 3, S Zeuzem 1, C Sarrazin 1, M Friedrich-Rust 1
  • 1Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt am Main, Deutschland
  • 2Otto-v.-Guericke Universität Magdeburg, Klinik f. Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Deutschland
  • 3Klinikum Karlsruhe, Medizinische Klinik II, Karlsruhe, Deutschland

Fragestellung:

Die direkte retrograde Cholangioskopie (DRC) ermöglicht eine Diagnosestellung von biliären Erkrankungen mit der hohen Qualität der Video-Endoskopie und ermöglicht intraduktale therapeutische Eingriffe unter direkter endoskopischer Kontrolle. Wir untersuchten ob die DRC mit einem Prototypen (P-DRC) der DRC mit einem ultradünnen Standard-Endoskop (S-DRC) technisch überlegen ist.

Methodik:

Bei allen konsekutiv mit der P-DRC und S-DRC untersuchten Patienten wurde die technische (Untersuchungsziel erreicht) und klinische (Behandlungsziel erreicht) Erfolgsrate, Indikation, durchgeführte Behandlung sowie Komplikationen erfasst. Die monozentrischen Ergebnisse der P-DRC wurden retrospektiv mit eigenen, multizentrisch erhobenen Ergebnissen zur S-DRC verglichen (Endoscopy 2014; 46: 16 – 21).

Ergebnisse:

In 36 Fällen (27 Patienten; Alter im Mittel: 62 Jahre) wurde eine P-DRC durchgeführt, die Kohorte der S-DRC umfasste 130 Fälle (89 Patienten, Alter im Mittel: 65 Jahre). Die Indikationen zur S-DRC und P-DRC waren vergleichbar: Indeterminierte Gallenwegsstenose (53% vs. 44%, p = 0,35), Steintherapie (18% vs. 31%, p = 0,10), Andere (29% vs. 25%, p = 0,68).

Die Papille konnte in 88% der Fälle mit der S-DRC und 97% mit der P-DRC erfolgreich intubiert (p = 0,12) und der gewünschte Gallenwegsabschnitt wurde in 80% (S-DRC) vs. 86% (P-DRC) erreicht (p = 0,48). Es wurde mit der S-DRC im Vergleich zur P-DRC signifikant häufiger ein Ballonkatheter benötigt, der in einem lebernahen Gallengang verankert wurde, um den gewünschten Gallenwegsabschnitt zu erreichen (98% vs. 36%, p < 0,0001). Die mittlere Untersuchungszeit war mit der P-DRC deutlich kürzer als mit der S-DRC (34,4; 95% CI: 24,4 – 44,4 Min. vs. 81,3; 95% CI: 70,7 – 91,9 Min.). Die Komplikationsrate war mit 7,7% (S-DRC) vs. 2,7% (P-DRC) (p = 0,46) vergleichbar.

Schlussfolgerung:

Mit der P-DRC gelingt die Intubation des Gallenwegsystems mit einer geringeren Untersuchungszeit als mit der S-DRC, und ein Anker-Ballon wird signifikant seltener benötigt.