Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P436
DOI: 10.1055/s-0028-1086690

Hat die Liquoruntersuchung bei Epilepsien eine Bedeutung?

P Baum 1, C Müller 1, H.J Kühn 1, A Wagner 1
  • 1Leipzig

Fragestellung: Nicht invasive diagnostische Methoden lösen immer mehr die invasive Diagnostik ab. Es wurde der Frage nachgegangen, welche Bedeutung die Liquoruntersuchung bei der Diagnose Epilepsie heute noch hat.

Methode: Bei insgesamt 286 Patienten die im Jahre 2006 in der Neurologischen Universitätsklinik Leipzig mit der Diagnose G40- G40.9 behandelt wurden, erfolgte retrospektiv die Datenauswertung der Liquoruntersuchung.

Ergebnisse: Bei 113 Patienten wurde eine Liquorpunktion durchgeführt. Dabei war der Befund bei 53 Patienten (47%) pathologisch. Davon wurden bei 5 Patienten (4%) mit Anfällen die Diagnosen virale bzw. bakterielle Meningoencephalitis oder Meningeosis carcinomatosa durch den Liquor gesichert. Die meisten Patienten (48 Pat.=42,5%) hatten lediglich unspezifische Veränderungen im Sinne einer leichten bis mäßigen Schrankenfunktionsstörung. Am häufigsten waren dies Patienten mit vaskulärer Genese (20 Pat.), gefolgt von Gelegenheitsanfällen (9 Pat.) und Neoplasien (6 Pat.). Die mittlere Dauer zwischen letztem Anfall und Liquorpunktion bei den Patienten mit normalem Liquorbefund betrug 8,8 Tage, bei den Patienten mit Schrankenfunktionsstörung 13,3 Tage. Eine Korrelation zum letzten Anfallsereignis gab es somit nicht.

Schlussfolgerung: Nur bei wenigen Patienten (4%) jeweils mit Erstanfällen war die Liquoruntersuchung wegweisend für die therapeutische Entscheidung. Dennoch zeigten sich bei fast der Hälfte der liquorpunktierten Patienten mit epileptischen Anfällen im Rahmen der Routinediagnostik unspezifische pathologische Liquorveränderungen im Sinne einer Schrankenfunktionsstörung. Klinische oder therapeutische Bedeutung ergab sich daraus nicht. Trotzdem kann auf die Lumbalpunktion zum Ausschluss einer entzündlichen Genese in der Routinediagnostik nicht verzichtet werden.