Aktuelle Neurologie 1999; 26(3): 116-120
DOI: 10.1055/s-2007-1017618
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Migräne und Epilepsie - ein Zusammenhang?

Migraine and Epilepsy - A Relationship?T. Leniger, H.-C. Diener
  • Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Essen
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Publication Date:
30 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Sowohl bei der Migräne als auch bei der Epilepsie finden sich transiente neurologische Symptome, ein zumeist normaler neurologischer Untersuchungsbefund zwischen den Ereignissen und eine z.T. genetische/familiäre Disposition. Epidemiologische Studien weisen auf eine Assoziation der beiden Erkrankungen hin, die aber nicht durch Beginn, Klassifikation, Ätiologie und Familienanamnese der Epilepsie spezifiziert werden kann. Ein gemeinsames Auftreten findet sich bei 1. Epilepsien im Kindesalter, 2. symptomatischen Genesen, 3. postiktalem Migränekopfschmerz, 4. zufälliger Koinzidenz von idiopathischer Migräne und idiopathischer Epilepsie, 5. migräneinduzierter symptomatischer Epilepsie und 6. durch migräneaureninduzierte Epilepsie. Als Pathomechanismus für durch Migräneauren induzierte Epilepsie wird das Modell der „spreading depression” diskutiert. Eine genetische Determinierung der Komorbidität kann derzeit nicht belegt werden. Empfehlungen einer effektiven Co-Therapie gibt es derzeit nicht, nur bei der Valproinsäure ist bisher eine antimigränöse und eine antiepileptische Wirksamkeit bewiesen. Aufgrund der vorliegenden Daten sind Migräne und Epilepsie Erkrankungen unterschiedlicher Entität und Atiopathogenese. Die Komorbidität beruht am ehesten auf einer veränderten elektrischen Stabilität, die zu epileptischen Anfällen und Migräneattacken disponiert.

Summary

In migraine and epilepsy transient neurological symptoms, normal neurological and physical findings between events and genetic/familiar diposition are common. Epidemiologic studies indicate a relationship, which cannot be specified by begin, classification, aetiology and familar history of epilepsy. Reasons for coexisting of migraine and epilepsy are 1) epilepsies in childhood, 2) symptomatic causes, 3) postictal migraine headache, 4) random coincidence, 5) symptomatic epilepsy induced by migraine for many years and 6) migraine aura induced epilepsy. „Spreading depression” is a proposed mechanism for migraine aura induced epilepsy. A genetic determination of comorbidity and an effective co-therapy are not described yet. Only for valproate an antimigraine and antiepileptic efficiency is proven. In conclusion migraine and epilepsy are disorders of different entities and pathophysiologies. The relationship may be based on an altered brain state with increased electrical instability disposing to epilepsy and migraine.

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