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Das Leben mit Schmerzen meistern – ältere Frauen als Expertinnen im Umgang mit chronischen Schmerzen des Bewegungsapparates

Published Online:https://doi.org/10.1024/1012-5302.17.5.296

Da chronische Schmerzen des Bewegungsapparates bei älteren Menschen häufig sind, beabsichtigte diese qualitative Untersuchung, Wissen über Auffassungen und Vorstellungen Betroffener zur medikamentösen Schmerztherapie zu gewinnen. Problemzentrierte Interviews mit acht älteren Frauen zeigten ihre Expertise im Umgang mit Schmerzen, eine komplexe Aufgabe, die sich nicht auf ihre Einstellungen zu Schmerzmedikamenten reduzieren lässt. Mit der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse wurden induktiv fünf Hauptkategorien mit Unterkategorien entwickelt und strukturiert dargestellt. Die Kategorie «von seiner Lebens- und Krankheitsgeschichte getragen werden» bildet die Grundlage im Umgang mit Schmerzen und umfasst die Unterkategorien «Erfahrungen im Leben und Kranksein machen», «theoretisches Wissen zu Schmerzursachen und Therapien haben», «den alltäglichen Umgang mit Schmerzen lernen» wie auch «sich in einem größeren Ganzen aufgehoben fühlen». Im Zentrum steht die Tatsache «mit Schmerzen und ihren körperlichen, psychischen, praktischen und sozialen Auswirkungen zu leben». Das Leben mit Schmerzen bedingt die Kategorie «therapeutische Maßnahmen zur Schmerzlinderung abwägen, kombinieren und bewerten». Dies schließt die Unterkategorien «diszipliniert nicht-pharmazeutische Maßnahmen zur Schmerzlinderung durchführen», «Schmerzmedikamente zurückhaltend, aber gezielt einnehmen» und «partnerschaftlich mit Fachpersonen zusammenarbeiten» ein. «An Grenzen stoßen» ist dabei eine Herausforderung, der sich einige Teilnehmerinnen stellen müssen. Dies beinhaltet «die Grenze erträglicher Schmerzen erreichen», «die Grenze ungenügender Behandlungswirkungen erleben» sowie «die Grenze erträglicher Behandlungsnebenwirkungen erreichen». «Trotz Schmerzen seine Lebensqualität aufrechterhalten» kann als Ziel der Bemühungen der Frauen angesehen werden. Die Ergebnisse zeigen deutlich auf, dass eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit älteren Menschen mit Schmerzen, die ihre Expertise anerkennt, transdisziplinäre Angebote zur Unterstützung Betroffener sowie die Entwicklung und Evaluation von Gruppenschulungsprogrammen dringend notwendig sind.

Chronic musculoskeletal pain in the elderly is very common. The aim of this qualitative study was to gain insight in elderly people's pain medication beliefs. Problem-focused interviews with eight women were conducted. The results show them to be experts in managing pain, which task turns out to be too complex to be described in terms of pain medication beliefs. Using the method of qualitative content analyses five main categories including subcategories were inductively generated and presented in a structured way. The category "to be carried by one's life and illness trajectory" evolved as a basic category in the pain management. It includes the subcategories "to gain experiences from one's life and illness", "to have knowledge of the causes of pain and of their treatment", "to learn how to manage pain in everyday life" as well as "to rely on spiritual well-being". Most important for the women is their every day reality "to live with pain and its physical, psychological, practical and social effects". This leads to "weigh, to combine and to evaluate treatments for pain relief" which includes the subcategories "to be disciplined in carrying out non-pharmacological measures for pain relief", "to use pain medication sparingly but purposefully" and "to cooperate as a partner with health professionals". Some of the participants are challenged by "reaching their limits", which means "to reach the limits of endurable pain", "to experience the limits of failed treatment effects" as well as "to reach the limits of endurable treatment side effects". "To sustain one's quality of life in spite of pain" seems to be the aim of the elderly women's endeavour. The results of this study demand collaborative care in a partnership with elderly people with pain acknowledging their expertise. The results also ask for transdisciplinary efforts to support elderly persons with pain and for the development as well as the evaluation of self-management education programs.