Aktuelle Neurologie 2004; 31 - P528
DOI: 10.1055/s-2004-833392

Die Untersuchung elektrophysiologischer und behavioraler Korrelate der Handlungsüberwachung bei Patienten der kognitiven Neurologie

M Ullsperger 1, DY von Cramon 1
  • 1(Leipzig)

Die Handlungsüberwachung, speziell die Fehlererkennung und die Initiierung geeigneter Korrekturmaßnahmen, sind ein entscheidender Aspekt der sogenannten exekutiven Funktionen. Die Forschung der letzten 15 Jahre resultierte in neuen Ansätzen, diese Funktionen auch bei Patienten zu untersuchen. Die error-related negativity (ERN), eine fehlerbezogene Komponente im ereigniskorrelierten Hirnpotential (EKP), stellt eine Möglichkeit zur Untersuchung früher Fehlerverarbeitungsprozesse dar.

Wir präsentieren eine Reihe von Untersuchungen der ERN bei Patienten mit erworbenen, lokalisierten Hirnläsionen. Es wurden Patientengruppen mit Läsionen des lateralen frontalen, des temporalen, sowie des bifrontopolaren und anterior orbitalen Kortex, des Weiteren mit Basalganglienläsionen untersucht. Dabei fand sich eine spezifische Reduktion bzw. Abwesenheit der ERN bei den Gruppen mit Läsionen des lateralen frontalen Kortex und der Basalganglien, während die übrigen Patientengruppen keine Auffälligkeiten der ERN zeigten. Des Weiteren wurde das Korrekturverhalten bei Fehlern untersucht. Bei einigen Patienten der lateral frontalen Gruppe war die Fehlerkorrektur im Vergleich zu den Kontrollen massiv reduziert.

Die Daten werden einerseits inhaltlich in Bezug auf das der Fehlerüberwachung zugrunde liegende Netzwerk diskutiert. Außerdem fokussiert der Beitrag auf Fragen der Durchführbarkeit und Auswertung bei derartigen Patientenstudien. Dabei wird diskutiert, wie sich Unterschiede in der Fehlerhäufigkeit konfundierend auf die Amplitude der ERN auswirken können. Ein Lösungsansatz zur Berechnung der ERN für mit Kontrollpersonen vergleichbare Fehlerhäufigkeiten wird am Beispiel einer Patientengruppe demonstriert.

Wir kommen zum Schluss, dass die Untersuchung der ERN ein wichtiges Instrument bei Fragestellungen zur Handlungsüberwachung und –kontrolle darstellt und in einem etablierten EKP-Labor mit verhältnismäßig geringem Aufwand für Studien eingesetzt werden kann.