Zusammenfassung
Im Zuge zahlreicher aufgedeckter Missbrauchsfälle in pädagogischen Institutionen wurde der Bedarf einer Aufarbeitung und möglicher Strategien zur Prävention sexualisierter Gewalt erkannt. Erste Schutzkonzepte etablierten sich, um auch zukünftig sichere Räume für Kinder und Jugendliche zu schaffen. In dem Beitrag erfolgt eine Auseinandersetzung mit Schutzkonzepten in pädagogischen Institutionen unter Berücksichtigung einer transparenten Sexualkultur. Zunächst wird die Entwicklung des Verständnisses von Schutzkonzepten von Einzelmaßnahmen hin zu einer Organisationskultur dargelegt. Darauf aufbauend wird das Konzept „Communities of Practice“ sowie die einzelnen Bausteine eines Schutzkonzepts als Organisationsentwicklungsprozess dargestellt. Ebenso wird auf die Relevanz einer partizipativen Organisationsentwicklung verwiesen. Abschließend wird die Relevanz der Berücksichtigung von Sexualität und einer transparenten Sexualkultur in der Entwicklung von Schutzkonzepten verdeutlicht.
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Das Projekt „Ich bin sicher!“ war Teil der Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) „Sexuelle Gewalt in pädagogischen Kontexten“. Aus der Sicht von Jugendlichen und Betreuungspersonen wurde an den Standorten Hildesheim, Landshut und Ulm erforscht, was Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen benötigen, damit sie sich dort sicher vor sexualisierter und anderen Formen von Gewalt fühlen können (Laufzeit 07-2013 bis 06-2016). Ergebnisse der Studie siehe auf www.diebeteiligug.de oder in Wolff et al. (2017).
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Eßer, F., Rusack, T. (2020). Schutzkonzepte und Sexualkulturen in Institutionen. In: Wazlawik, M., Christmann, B., Böhm, M., Dekker, A. (eds) Perspektiven auf sexualisierte Gewalt . Sexuelle Gewalt und Pädagogik, vol 5. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23236-8_2
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