Zusammenfassung
Die Online-Kommunikation hat sich beiderseits des Atlantiks als fester Bestandteil politischer Kampagnen etabliert. Besonders in den innovationsfreundlichen US-Wahlkämpfen nimmt das E-Campaigning eine integrale Funktionslogik ein. Ursächlich hierfür sind günstige strukturelle Kontextbedingungen, die im komparativen Untersuchungsdesign mit Deutschland herausgearbeitet werden. Das politische Nutzerverhalten im Web, die Struktur des politischen Systems, das Mediensystem und nicht zuletzt die liberale Wahlkampfregulierung sind Ursachen dafür, dass dem Internet in US-Präsidentschaftswahlen eine wahlentscheidende Bedeutung zukommt. Dies sollte in der deutschen Debatte berücksichtigt werden, die zu undifferenzierten Vergleichen des deutschen Internetwahlkampfs mit den Obama-Kampagnen neigt.
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Zur besseren Lesbarkeit wird im Anschluss ausschließlich die maskuline Form verwendet.
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Es lässt sich definitorisch streiten, inwiefern vor dem Hintergrund starker systemischer Varianz von einem most similar systems design gesprochen werden kann.
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Christoph Bieber spricht von einer „empirischen ‚Unvergleichbarkeit’“ amerikanischer und deutscher Kampagnen. Er kritisiert, dass es häufig bei Verweisen auf die unterschiedlichen Regierungssysteme bleibt und zusätzliche Einflussfaktoren, er nennt die Kampagnendauer und -finanzierung, vernachlässigt werden (Bieber 2011, S. 71). Gerade die Betrachtung der umfassenden Strukturbedingungen generiert den Mehrwert der vorliegenden Studie.
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Angebote von Parlamenten oder administrativen Akteuren, wie z. B. Online-Petitionen, E-Government- und Online-Konsultationsangebote werden in diesem Beitrag über Online-Wahlkämpfe nicht berücksichtigt.
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„‚Amerikanisierung‘ bezeichnet dementsprechend eine gerichtete, uni-lineare Diffusion von Prozessen der politischen Kommunikation von den USA in andere Länder. Zentrale Parameter der Handlungslogik nähern sich denen der entsprechenden Akteure in den USA an, und zwar unabhängig von institutionellen Restriktionen“ (vgl. Pfetsch 2006, S. 67).
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Die gesamten Ausgaben der finanzstärksten deutschen Partei SPD betrugen im Jahr 2011 141.524.312 € (Deutscher Bundestag, 2013).
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„RT if you agree: All victims of gun violence deserve a vote – and Congress needs to act now. #TimeToAct”, https://twitter.com/BarackObama/status/314081952196087809.
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Mit Ausnahme der Online-Wahlwerbung, die im Präsidentschaftswahlkampf 2012 per „micro-targeting“ an spezifische Zielgruppen gerichtet wurde.
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Es werden somit verschiedenartige Umfragedesigns und -zeitpunkte verwendet. Die methodologischen Unterschiede werden an den notwendigen Stellen beschrieben.
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Es liegen hierzu keine Daten für 2012 vor.
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Vgl. zum kausalen Mechanismus der Wirkbeziehung die Interviews mit Bundestagsabgeordneten bei Zittel (2009).
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Auch die Republikaner und ihr Kandidat Mitt Romney hatten in der US-Wahl 2012 einige Kommunikationsdesaster im Zusammenhang mit der Tea Party zu erleiden, man denke nur an die „legitimate rape“-Äußerungen des Kandidaten Todd Akin.
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Die Werbeausgaben in Broadcasting-Medien beliefen sich auf 307.484.203 Dollar im Präsidentschaftswahlkampf 2012 (OpenSecrets 2013).
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„We don’t have the special-interest and high-dollar donor advantage that Romney has. Barack Obama has you, and we are bound and determined to fight back on behalf of a country where everyone gets a fair shot and a fair shake“ (E-Mail der Obama-Kampagne vom 07.06.2012).
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Stier, S. (2016). Strukturbedingungen im Online-Wahlkampf: USA und Deutschland im Vergleich. In: Bieber, C., Kamps, K. (eds) Die US-Präsidentschaftswahl 2012. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19767-8_16
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