Einsatz von Diabetes-Risikotests in der Vorsorgeuntersuchung

  • 14.11.2018
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  • Iris Trefflich
  • Carmen Jahn
  • Franziska Jannasch
  • Susanne Jäger
  • Matthias B. Schulze
  • Kristin Mühlenbruch

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Peer-Review-Verfahren | Eingereicht: 26.02.2018 | Angenommen: 21.06.2018

Ein Vergleich des DIfE – Deutscher Diabetes-Risiko-Test® (DRT) und des FINDRISK-Tests

Einleitung

In den letzten Jahren sind zahlreiche Prädiktionsmodelle veröffentlicht worden, die auf der Basis bekannter Risikofaktoren eine Risikovorhersage für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 in der Zukunft erlauben [1]. Viele dieser Prädiktionsmodelle basieren allein auf nicht-invasiv erfassbaren Informationen [2] und erscheinen daher gut geeignet, um auch in der klinischen Praxis Anwendung zu finden. Leider wurden bislang nur sehr wenige dieser Prädiktionsmodelle im Screening implementiert [3]. Für eine Früherkennung von Typ-2-Diabetes empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) die Verwendung nicht-invasiver Tests [4], dennoch scheint es auch in Deutschland Barrieren für die Nutzung in der klinischen Praxis zu geben.

Dabei gibt es zwei für Deutschland entwickelte Tests, die auch vermehrt Anwendung in der Bevölkerung finden. Diese sind zum einen der am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) entwickelte und mehrfach validierte Deutsche Diabetes-Risiko-Test® (DRT) [5] sowie der FINDRISK-Test („Finde das Risiko“) [6], der eine Anpassung des finnischen Risikotests (FINDRISC, Finnish Diabetes Risk Score) ist [7]. Für beide Tests sind einfach zu handhabende Fragebögen [6, 8] entwickelt worden, die modifizierbare Lebensstilfaktoren wie körperliche Aktivität, Ernährungsverhalten, Rauchverhalten oder Taillenumfang und nicht-modifizierbare Risikofaktoren wie Alter, Diabetes in der Familie oder Hypertonie enthalten. Detaillierte Informationen zu der Entwicklung, der Berechnung und der Validität der Tests sind in der erwähnten Literatur zu finden [5–8].

Zum Einsatz des DRT [6] sowie des FINDRISK-Fragebogens [7] kamen vorangegangene Querschnittstudien [9–12] zu dem Ergebnis, dass beide Tests zur Erkennung eines Diabetes mellitus Typ 2 geeignet zu sein scheinen.

Zusammenfassung

In der Studie „Praxistest Diabetes“ (PraDi) wurde der Einsatz des Deutschen Diabetes-Risiko-Tests® (DRT) sowie des FINDRISK-Tests im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen hinsichtlich der Vorhersagegüte für die Identifizierung von nicht-diagnostiziertem Prädiabetes und Diabetes verglichen. 403 Frauen und Männer im Alter von 35–70 Jahren nahmen an der PraDi-Studie teil. Die Güte der Vorhersage von Prädiabetes/Diabetes (Nüchternblutzucker NBZ ≥ 5,6 mmol/L) bzw. Diabetes (NBZ ≥ 7,0 mmol/L) wurde anhand der Diskriminierung (ROC-AUC) bewertet.

Laut Blutzuckeruntersuchungen hatten 93 Personen Prädiabetes/Diabetes und 7 einen nicht diagnostizierten Diabetes. Die ROC-AUC für Prädiabetes/Diabetes lag mit 0,78 (95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI]: 0,73–0,83) für den DRT höher als für FINDRISK mit 0,73 (95 %-KI: 0,68–0,79; p = 0,029). Die ROC-AUC für Diabetes lag bei 0,83 (95 %-KI: 0,73–0,94) für den DRT und 0,80 (95 %-KI: 0,61–0,99) für den FINDRISK (p = 0,67). Im Rahmen von hausärztlichen Vorsorgeuntersuchungen zeigt der DRT eine präzisere Identifizierung von Personen mit Prädiabetes/Diabetes oder Diabetes als der FINDRISK.

Schlüsselwörter: Diabetes mellitus Typ 2, Risikoscore, Vorhersagegüte von Diabetes-Risikotests, Deutscher Diabetes-Risiko-Test®, FINDRISK



Peer-reviewed | Manuscript received: February 26, 2018 | Revision accepted: June 21, 2018

Application of diabetes risk scores in health checkups

A comparison of the German Diabetes Risk Score (GDRS) and FINDRISK test

Abstract

In the study “Praxistest Diabetes” (PraDi) we investigated the application of the German Diabetes Risk Score (GDRS) and FINDRISK in health checkups in terms of the predictive ability to identify undiagnosed prediabetes and diabetes. 403 men and women aged 35–70 years participated in the PraDi study. The predictive ability of prediabetes/diabetes (fasting plasma glucose FPG ≥ 5.6 mmol/L) or diabetes (FPG ≥ 7.0 mmol/L) was evaluated with discrimination (area under the receiver-operating-characteristic curve [ROC-AUC]).

With regard to blood glucose tests, 93 participants had prediabetes/diabetes and 7 participants had undiagnosed diabetes. The ROC-AUC for the GDRS for identification of prediabetes/diabetes was 0.78 (95% confidence interval [95%-CI]: 0.73–0.94) which was higher than observed for FINDRISK with 0.73 (95%-CI: 0.68–0.79; p = 0.029). The ROC-AUC for identification of diabetes was 0.83 (95%-CI: 0.73–0.94) for the GDRS and 0.80 (95%-CI: 0.61–0.99) for FINDRISK (p = 0.67). In the context of health checkups, the GDRS showed a more precise identification of patients with prediabetes/diabetes or diabetes compared to FINDRISK.

Keywords: type 2 diabetes mellitus, riskscore, predictive accuracy of diabetes risk tests, German Diabetes Risk Score, FINDRISK

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Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 11/2018 von Seite M604 bis M610.

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